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In Hearts Wake – Ark

Was man nicht alles kennenlernt, wenn man sich mal ein bisschen mit der britischen Musikpresse befasst. Vor einer Woche erschien das neue Album der australischen Metalcore-Band IN HEARTS WAKE. Das britische Rockmagazin ROCKSOUND hat zeitnah darüber berichtet und als alter Metalcoreler bin ich natürlich neugierig geworden und habe es mir mal auf den digitalen Plattenteller geworfen.

Schon beim Intro „Ark“ (gleichzeitig auch der Titel des Albums) fällt mir das im Bericht des Magazins beschriebene Konzept der Scheibe auf. Es geht um das Element Wasser: Meeresrauschen, Möwen und dazu eine klein wenig hallige Gitarre, die sofort Fernweh verbreitet (wenn man nicht, wie ich zufällig, gerade irgendwo am Meer sitzt und Reviews schreibt). Der nahtlose Übergang zum ersten tatsächlichen Song „Passage“ wartet gleich mit einem mächtigen Breakdown auf, der mit den Worten „Brace for the Impact“ angekündigt wird. Und das sollte man auch, denn: verdammt ist das ein Breakdown. Einziges Manko ist der 0815-Refrain, wie man ihn von den alteingesessenen Metalcore-Bands schon mehr als zur Genüge gehört hat. Eigentlich ein ganz cooler Titel, aber hier hätte es tatsächlich ein bisschen mehr Einfallsreichtum sein können.

„Nomad“ dagegen zeigt sich weitaus mächtiger, auch wenn der Refrain hier noch weicher ist. Dass das auch anders geht, sollte in der Metalcore-Szene eigentlich durch solche Bands wie AUGUST BURNS RED, ARCHITECTS und PARKWAY DRIVE bekannt sein, aber leider nehmen sich das IN HEARTS WAKE nicht wirklich zu Herzen. Eines muss man ihnen aber lassen, „Nomad“ ist definitiv abwechslungsreich und zeugt von doch recht gutem Songwriting. Und nach dem gebrüllten „Liberate me!“ haben sie mich wieder – man muss halt nur ordentlich drückende Breakdowns schreiben können… Bei „Frequency“ muss ich im Intro jedes Mal nachschauen, ob es noch dasselbe Album und dieselbe Band ist. Das ganze könnte auch locker auf einer Pop-Punk-Scheibe erscheinen. Der Gesang passt ganz gut dazu, kein richtiger Druck auf der Gitarre, Shouts nur im Backing, vielleicht eine Art neue Metalcore-Ballade? Bei mir kommt er jedenfalls nicht so gut an, dafür ist er mir einfach zu langweilig.

Vielleicht wird es mit „Warcry“ besser? Ja, wird es. Deutlich. Ein ziemlich mächtiges Intro-Riff, ein gewaltiger Breakdown als Bridge und selbst der Gesang im Refrain kommt nicht so weich daher. Tatsächlich ein Song, bei dem ich wenig auszusetzen habe. Mitnicken garantiert. Meine bisher eindeutige Hörempfehlung für Ark. „Waterborne“ beginnt wieder etwas ruhiger. Die Riffs sind in Ordnung, jedoch nichts, wo ich sofort den Hocker umschmeißen und losmoshen wöllte. Der Gesang ist mir wieder zu weich, teilweise noch mit Autotunes bearbeitet. Echt schade, da war nach „Warcry“ mehr drin, auch wenn der Breakdown wieder etwas beschwichtigen kann.

Auch „Arrow“ hat ein recht ruhiges Intro mit vielen Effektspielereien. Sofort wird man wieder mit weichen Vocals eingekuschelt … hier scheint es eine richtige Ballade zu werden. Und genau so ist es. Wer klischeehaften Metalcore hören will, hier bekommt man ihn. Weichgespülter Herzschmerzrefrain inklusive. Nichtmal Shouts gibt’s hier. Tja. „Flow“ zeigt wieder etwas mehr Power. Ich bin mittlerweile trotzdem etwas skeptisch, ob mich die Jungs nochmal vom Hocker reißen können. Die Strophe glänzt wieder mit fröhlich-melancholischem Gesang, aber wenigstens kommen hier ein paar Shouts und ein cooler, grooviger Refrain zustande. Mehr davon wäre jedoch durchaus angebracht gewesen.

„Overthrow“ startet mit einem extrem groovigen Riff, das mir ganz gut ins Ohr gehört. Der weiche Gesang lässt bisher auch auf sich warten, denn es geht mit stabilen Shouts los. Die Strophe wirkt relativ stark an PARKWAY DRIVE’s jüngstes Werk angelehnt (Stichwort „Crushed“) und tatsächlich wirkt der Gesang wie auch schon bei „Warcry“ nicht so weichgespült, als er dann kurz mal auftaucht. Solche Songs brauchen IN HEARTS WAKE mehr. Definitiv ein stabiler Titel. Mit „Elemental“ geht es auch ordentlich groovig weiter. Reißen sich die Jungs nochmal zusammen? Zwar gibt es hier auch wieder Gesang zu hören, doch wie in meinen bisherigen zwei Hörtipps weniger soft als beim Großteil der Titel. Ein wenig orientalische Klänge kommen während des Breakdowns noch dazu. Da schimmert doch noch mal so etwas wie talentiertes Songwriting heraus. Zwei Songs hintereinander, die mich überzeugen? Was ist denn da los?

Und dann kommt „Totality“. Zwar finde ich das Riffing ziemlich cool und auch die Shouts sind sehr fett, aber man ahnt vielleicht, worauf ich mit meinem Gegenargument hinauswill. Wenn nicht, lest euch das Review nochmal von vorn durch. Gesang ist schön und so, aber beim Metalcore vielleicht doch mit etwas mehr Power, bitte. Den Abschluss von Ark bildet dann „Now“. Ein Song, der ehrlich gesagt sehr stark unter die Haut geht. Die disharmonischen Klänge und Effektspielereien drücken stark auf’s Gemüt und bauen eine sehr düstere Stimmung auf. Fast so, als würde man auf einem riesigen Ozean allein auf eine riesige dreißig Meter hohe Welle zudampfern. Auch wenn hier musikalisch nicht allzu viel passiert, finde ich „Now“ durch das Arrangement doch echt beeindruckend.

Fazit: Ark ist ein Album, das vielleicht für unerfahrenere Metalcore-Hörer einen guten Einstieg bilden kann. Wer noch nicht auf allzu harte Shouts steht und sich gern ein wenig einkuscheln lässt, ist hier ganz gut dabei. Wer allerdings schon im fortgeschrittenen Stadium der Metalcore-Viren verweilt, wartet doch vielleicht lieber auf das Review zu MISS MAY I’s neuer Scheibe, das ich nächste Woche posten will oder direkt auf das neue Album von AUGUST BURNS RED, das auch demnächst schon erscheinen sollte.

Bewertung: 5 von 10 Punkten

Hörtipps: Passage, Warcry, Overthrow, Elemental, Now

Tracklist:

  1. Ark
  2. Passage
  3. Nomad
  4. Frequency
  5. Warcry
  6. Waterborne
  7. Arrow
  8. Flow
  9. Overthrow
  10. Elemental
  11. Totality
  12. Now

Besetzung:

Vocals: Jake Taylor

Gitarre: Eaven Dall

Gitarre: Ben Naime

Bass: Kyle Erich

Schlagzeug: Caleb Burton

 

Info:

Musikrichtung: Metalcore

VÖ-Datum: 26.05.2017

Label: UNFD

Herkunft: Australien:

Facebook: In Hearts Wake

Website: http://inheartswake.com/

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Ritchie Blackmore mal eben zurück zu Deep Purple?

Da staunt man ja nicht schlecht, wenn man sich ab und an mal die Gerüchteküche der Rock Hard durchliest: Blackmore zu Deep Purple zurück?

So etwas bekommt man zu lesen, wenn man teilweise unbedarft durch seinen News Feed scrollt und nichts ahnend Zeit vertun will. In einem Interview scheint Blackmore eine Reunion zwar nicht auszuschließen, aber doch für wenig wahrscheinlich zu halten. Natürlich. Dafür sprechen schließlich zwei gute Gründe:

  1. Steve Morse ist als Gitarrist festes Mitglied von DEEP PURPLE und hat Blackmore gut ersetzt. Zwei Gitarristen für die Band wären zwar mal eine interessante Variante, halte ich aber bei Blackmores Ego für mehr als nur unwahrscheinlich. Das Ganze würde wahrscheinlich in Mord und Todschlag enden, wenn Morse eine einzige Note nicht so spielt, wie sie von Blackmore gedacht war. Und schon haben wir wieder ein Szenario, wo man sich am Ende wieder mit Ian Gillan und Blackmore blutend auf der Bühne abgeben muss.
  2. Die meisten Songs, die die Band heute noch spielt, sind nicht mehr die Klassiker der 70er. Von daher benötigt man nicht unbedingt einen Ritchie Blackmore um live erfolgreich zu sein. Und wenn er DEEP PURPLE dazu bringen will, seine Burgenmusik durchzuziehen, wären wir wieder bei Szenario Nummer eins mit Blut und Prügelei. Von daher: Ich würde es wohl sogar ablehnen.

Aber was denkt ihr? Wäre es cool, mal eine Reunion der Band herbeizuführen? Vielleicht in der Art, wie es LED ZEPPELIN 2007 für ein paar Konzerte getan haben? Oder soll man Legenden einfach in der Erinnerung behalten, wie sie auseinander gegangen sind? Auch wenn das bei DEEP PURPLE nicht unbedingt glorreich verlaufen ist?

Schreibt eure Meinung gern in die Kommentare. Wir sind gespannt.

 

Bild: Nick SoveikoBlackmore 2009 1CC BY-SA 3.0

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Musik

Album-Review: SPIN MY FATE – Tides

 

Wenn mich einer gefragt hätte, welche Band mir als erstes einfallen würde, wenn jemand „Münster“ sagt, hätte ich vermutlich mit NEAERA geantwortet. Vielleicht wäre mir später noch H-BLOCKX eingefallen. SPIN MY FATE allerdings hätte ich nicht nennen können. Umso besser ist es, dass ich jetzt auf das letzte Woche erschienene neue Album Tides aufmerksam gemacht worden bin.

Schon nach dem ersten hören wird mir klar, hier habe ich es mit einer Band zu tun, die ihr Handwerk mehr als versteht. Treibende Rhythmen, Hooks, die tagelang im Ohr hängen bleiben und eine Energie, die jeden Morgenmuffel schon früh um fünf hyperaktiv werden lassen würde.

Das Album beginnt direkt mit dem Titelsong. „Tides“ ist ein Titel mit Headbang-Garantie, besonders in der Strophe, und einem Refrain, der einen nicht loslässt. Ein Killer-Opener. „This Ends Now“ hat sogar noch mehr Groove. Eine meiner amerikanischen Lieblingsbands (BREAKING BENJAMIN) lassen hier eindeutig grüßen. Neben dem metal-lastigen Interlude und dem melodischen Refrain gibt es auch die ein oder andere ruhige Stelle, die hier für Abwechslung sorgt.

„Fix Me“ ist ein Titel, der in der Strophe relativ ruhig ist, aber mit dem Refrain durchaus jede Konzerthalle erobern kann. Auch hier gibt es einen besonders grooviges Interlude, das jeden, der nicht komplett anti-musikalisch ist, mitgehen lässt. Genauso geht es auch mit „Dying Day“ weiter. Die Rhythmusarbeit ist eindeutig erstklassig. Der Song könnte glatt von A DAY TO REMEMBER stammen und dennoch kommt der eigene Stil problemlos durch.

Mit „Devil’s Advocate“ ist die Kaufentscheidung eindeutig gefallen. Der rockige Gesang, das Metal-Riffing und der erneut stadionverdächtige Refrain überzeugen mich einfach vollkommen. Als kleine Verschnaufpause kommt mit „Afterglow“ ein knapp einminütiges Instrumental mit vielen Effekten und einer vom Piano getragenen Melodie, bevor es dann mit „Slipping Away“ weitergeht.

Der wirkt zum ersten Mal etwas rocklastiger als die sehr harten ersten Songs. Die Strophe wird hauptsächlich vom Bass, Schlagzeug und Gesang getragen, bevor es wieder in einen Ohrwurmrefrain geht. Eine sehr balladesk wirkende Nummer, die aber genau zum richtigen Zeitpunkt kommt, denn danach wirft dir „Lullaby“ wieder die geballte Power der Gitarre entgegen. Hammer-Riffing im Intro, der Strophe und im Refrain (hallo Intro), dazu der starke Gesang: das alles lässt mir diesen Song tagelang im Kopf rumschwirren. Für mich schlägt das Lied sogar den Opener und wird für mich zum bisher besten Titel des Albums.

Mit „No Solutions“ geht es jetzt wieder etwas ruhiger weiter. Die effektgeladene Gitarre in der Strophe kommt mit einem melodischen Refrain daher, die einem beim Einstieg in den Refrain einfach die Gänsehaut kommen lässt. Der Break im Song kommt nach etwa zwei Minuten, wo man sich plötzlich stark an SLIPKNOT erinnert fühlt. Ich sag ja: Das Songwriting ist großartig. Auch „Swim“ ist wieder ein etwas mehr als einminütiges Instrumental mit vielen Effekten und einer Melodie, die mir später nochmal begegnen wird. Vorerst geht es aber mit „Jump Song“ weiter, der mit zweistimmigem Gesang glänzen kann. Auch wenn die Vocals bisher schon klasse waren, in dieser Nummer kommen wir nochmal auf eine andere Ebene. Die Backings im Refrain, klassisch an die typischen Backgroundsängerinnen bei Größen wie JOE COCKER angelehnt, geben dem gesamten Titel ein ganz anderes Gefühl und fügen sich großartig ein.

„What Is the Matter“ beginnt mit einem Riff, das ich so gerne mal wieder von METALLICA gehört hätte. Der Gesang hat hier anfangs in der Strophe sogar einen Effekt drüber, der an den ein oder anderen OASIS-Titel erinnert. Allerdings finde ich den Refrain etwas zu ruhig. Bei „Self-Confidence“ finde ich letztendlich die Melodie aus „Swim“ wieder. Auch hier bleibt die Strophe relativ ruhig, als das Schlagzeug dazu kommt, könnte man sogar von einer typischen Popnummer ausgehen (und ernsthaft, warum nicht – es gibt eh zu wenig gute Musik im Radio). Wäre ich der Verantwortliche einer Radiostation, ich hätte diesen Song schon längst laufen lassen.

Fazit: SPIN MY FATE haben sich mit Tides einen Meilenstein gesetzt, den sie erst einmal überbieten müssen. Der energiegeladene Opener „Tides“, der stadionverdächtige „Fix Me“, das großartige „Lullaby“ und der Ohrwurm „Self-Confidence“ lassen nichts übrig, was das moderne Rock-Herz vermissen würde. Ein Album, wie es besser kaum sein könnte.

Bewertung 9 von 10 Punkten

Hörtipps: Tides, Fix Me, Devil’s Advocate, Lullaby, Self-Confidence

Tracklist:

  1. Tides
  2. This Ends Now
  3. Fix Me
  4. Dying Day
  5. Devil’s Advocate
  6. Afterglow
  7. Slipping Away
  8. Lullaby
  9. No Solutions
  10. Swim
  11. Jump Song
  12. What is the Matter
  13. Self-Confidence

Besetzung:

Leadvocals: Jan Kattner

Gitarre, Backings: Simon Bosse

Bass, Backings: Christopher Gasse

Schlagzeug: Jonas Bertels

 

Info:

Musikrichtung: Rock/Metal

VÖ-Datum: 19.05.2017

Label: BigVish Records

Herkunft: Deutschland:

Facebook: https://www.facebook.com/spinmyfate/

Website: http://spinmyfate.de/

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In Erinnerungen schwelgen mit Metallica

Wieder ein neuer Metallica Song… Diesmal bin ich unserem Bobo zuvorgekommen und schwelge ein wenig in Erinnerungen:

Meine Begeisterung für diese Band ist in den letzten Jahren doch beständig abgeflaut. Irgendwo haben wir uns verloren, sind nicht mehr auf einer Wellenlänge, haben uns nichts mehr zu sagen.

Atlas, Rise!“ beginnt im Hintergrund.

Die Gedanken kreisen. So richtig will mich der Song einfach nicht überraschen, der Anfang wirkt irgendwie beliebig. Beliebig. Ja, genau das ist es. Die Hookline ist definitiv ganz OK aber dennoch unspektakulär. Klingt auch ein wenig nach Iron Maiden. Moment…

Mittlerweile bei über der Hälfte von „Atlas, Rise!“ angekommen.

Ich muss schmunzeln. Aus irgendeinen Grund muss ich an mein erstes Zusammentreffen mit Metallica denken: Sommer 1998, eine Tape mit der simplen Aufschrift „RELOAD“ leierte unaufhörlich in einem winzigen Kofferradio und beschallte, zum Leidwesen meiner Klassenkameraden, die ganze Jugendherberge. Die Euphorie, die ich damals verspürte, sollte mich für viele Jahre nicht mehr loslassen.

Wieder zurück, mitten im letzte Refrain von „Atlas, Rise!“.

Für einen kurzen Moment war es wieder da. Dieses unbestimmte Gefühl, die Nostalgie, die Euphorie… Ist „Atlas, Rise!“ also ein grandioser Song? Back to the roots? Ein Magnum Opus?

Nein.

Der Song ist solide, nichts besonderes. Die Melodien gehen gut ins Ohr, das Solo in der Mitte ist auch recht eingängig aber trotzdem wirkt alles wie Standardkost. Metal von der Stange. Warum also die nostalgische Rückblende, könnte man nun fragen?

Weil ich erkannt habe, dass meine Erwartungen einfach zu hoch sind, eben weil es METALLICA sind und ich wirklich sehr viele Stunden meiner Jugend mit dieser Band verbracht habe.

„Atlas, Rise!“ hat mir dennoch Spaß bereitet, der Song ist OK, ganz nett, kann man sich anhören – ich muss mich einfach daran gewöhnen, dass Metallica mittlerweile recht mittelmäßig sind.

„How was the band? They were okay, not great, but pretty good…“

– NOFX, Medio-core

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Album-Review: Avenged Sevenfold – The Stage

Na, das war doch mal eine Überraschung. Da wartet man tagelang auf das exklusive Facebook-Live-Konzert von AVENGED SEVENFOLD, um dann etwas enttäuscht nur vier Songs zu hören. Am Ende allerdings wirkt der ganze Gig wie ein epischer Mic-Drop. Die Kamera schwenkt nach oben und man sieht: „New Album available now!“ Bäm! 9. Dezember? Wir bitten euch. Wozu drei Monate warten? Oder, um es mit den Worten Oliver Kahns zu sagen: „Da ist das Ding!“

Nun sind also alle überrascht (besonders Warner Music und Wikipedia, deren A7X-Eintrag bis heute, 31.10.16, noch nicht aktualisiert wurde) und ich habe teilweise das Gefühl, dass viele nicht wirklich wissen, was sie jetzt damit anfangen sollen. Einige Musikmagazine besonders, teilweise allerdings auch Fans. Für mich war es Marketing vom Feinsten. Aber wie wirkt eigentlich das Album? Was man nicht vergessen darf: Es handelt sich bei The Stage, so der offizielle Name der Scheibe, um das erste Konzept-Album von A7X. Der erste Eindruck war eher weniger vom Hocker reißend, aber je mehr ich die Songs laufen lasse, desto besser kommen sie an.

Der Titelsong „The Stage“ ist ja bereits in der Vergangenheit ausgiebig von unserem Mitarbeiter des Monats – ach was, Mitarbeiter des Jahres (Bobo, das hast du dir verdient!) – analysiert worden. Deshalb werde ich dazu nicht allzu viele weitere Worte verlieren. „Paradigm“ ist im Gegensatz zum Opener deutlich kürzer, aber dafür auch viel progressiver. Mir gefällt der treibende Refrain sehr, auch die Passage danach geht mir gut ins Ohr. Das in zwei Teile gegliederte Solo überzeugt mich besonders mit der thrashigen Rhythmusgitarre im Hintergrund. Kurz darauf kann M. Shadows wieder sein gesamtes Gesangstalent beweisen. Für mich eine tolle Nummer.

„Sunny Disposition“ erinnert mich teilweise stark an OPETH. Besonders Intro und Strophe wirken sehr düster und könnten glatt aus der Feder der Jungs aus Schweden stammen. Richtig cool finde ich auch den Einsatz der Blasinstrumente, die dem ganzen Titel einen angejazzten Touch verleihen. Stark. Die Experimentierfreude der Band hat nicht nachgelassen. Der erste richtige Kracher folgt mit „God Damn“. Das bekommt man schon problemlos beim Intro mit. Hier werden einem Thrash-Riffs der ersten Klasse um die Ohren gehauen. Mich erinnert das Konstrukt an Songs wie „God Hates Us“ (ist es eigentlich Ironie, dass in beiden Songnamen „God“ erwähnt wird?). Cool ist auch der Wechsel zwischen ruhig und heftig thrashend. Das Solo ist mit seinen abgespaceten Klängen einfach topp und sogar eine Mandoline darf mal kurz mitmachen. Das nenne ich mal Inklusion. Einzig Manko: Der Song ist zu kurz.

Mit „Creating God“ (jepp, „God“ again) geht es wieder groovig in Richtung Hard Rock. Das ein oder andere Riff erinnert mich leicht an STONE SOURs Come What(ever) May, da ich aber eh ein großer Fan dieses Albums bin, kreide ich das eher positiv an. Auch Brooks Wackerman darf bei dem Song mal kurz beweisen, dass er ein verdammt guter Drummer ist, als während des Gitarrensolos gleichzeitig auch ein stark nach Schlagzeug-Solo riechender Part auftaucht. Richtig ruhig wird es zum ersten Mal mit „Angels“. Auch wenn ich normalerweise kein großer Fan von Balladen bin, diese finde ich sehr gelungen. Der Titel wirkt dadurch, dass die Gitarren größtenteils kein Picking verwenden, sehr düster. Wo mich der Song aber richtig einfängt ist – ihr habt es vielleicht schon erraten – das Solo. Bisher habe ich noch kein Synyster-Gates-Solo gehört, das so dermaßen stark angebluest war wie dieses, besonders im zweiten Teil. Will er sich etwa mit HENDRIK FREISCHLADER anlegen? Sollte er sein lassen. Das Duell kann er in unseren Augen nicht gewinnen. Zumindest wenn es um Blues geht.

Als ich das Album zum ersten Mal hörte, dachte ich kurz, dass „Angels“ gar nicht aufhört. Wäre cool gewesen, aber da „Simulation“ ähnlich ruhig anfängt, kommt man tatsächlich auf solche Gedanken. Allerdings hört man hier recht schnell die ersten Töne, die stark an die City of Evil (Gates‘ Divebombs, anyone?) erinnern lassen, bevor es dann wieder zurück ins Jetzt geht. Ich finde den Wechsel gelungen. Stark ist auch das wie ein Hörspielelement wirkende Ende, dass mich an das METALLICA-Video zu „One“ denken lässt. Insgesamt eine verdammt coole Nummer, auch wenn ich eventuell tatsächlich „Angels“ und „Simulation“ zusammengelegt hätte. Auch „Higher“ geht mit Piano sehr ruhig los. Anders als bei „Acid Rain“ vom Vorgängeralbum Hail to the King bleibt er aber nicht so ruhig, sondern entwickelt sich recht schnell zu einem soliden Rocksong mit starkem lateinamerikanisch geprägten Schlagzeug während der Strophe. Das Ende finde ich besonders cool, da ich es so noch nie von dieser Band gehört habe. Bisher gibt es generell auf diesem Album nicht einen Titel, der mich denken lässt, dass es ein vollkommen typisches AVENGED SEVENFOLD-Album sei. Ändert sich das noch?

Zumindest nicht mit „Roman Sky“, der auch wieder recht ruhig und atypisch beginnt. Die Nummer kommt fast komplett ohne Schlagzeug aus, erst mit dem Orchester in der zweiten Hälfte darf auch Wackerman einsetzen. Ein bisschen sehr ruhig für meinen Geschmack. Ein Song, der eher vor sich hinplätschert. Gehört mit 5 Minuten allerdings auch zu den kurzen. „Fermi Paradox“ bringt dann wieder ein bisschen Schwung in den Schuppen. Hier hört man tatsächich wieder die typischen Metal-Gitarren-Riffs und sogar ein paar Blast-Beats, die ich allerdings woanders (*hust* AUGUST BURNS RED *hust*) schon besser gehört habe. Beim Solo wird mir ebenfalls recht schnell klar: Ja, Gates will sich mit Freischlader anlegen. Egal, ein epischer Song ist es trotzdem.

Und wo wir gerade von „episch“ sprechen: „Exist“. Eigentlich könnte ich es mit diesem Satz dabei belassen, aber dann verdient ein fast 16-Minuten-Song wiederum doch etwas mehr Aufmerksamkeit. Begonnen wird mit einem Intro, dass jeder 70er Jahre Prog-Rock-Band alle Ehre gemacht hätte (sogar die klischemäßige Wanderung eines spacigen Tons vom linken zum rechten Ohr und zurück ist drin), bevor es dann die (aha!) für A7X typischen zweispurigen Gitarrenläufe auf die Ohren gibt. Das darauf folgende Riff beinhaltet Melodien, die stark an die frühen Computerspiele (oder auch einige Spielautomaten) erinnern. Der Titel ist weitestgehend instrumental bis auf eine kurze Gesangspassage und einen eingesprochenen Teil von niemand geringerem als Neil DeGrasse Tyson, einem der renommiertesten Astrophysiker unserer Zeit. Der längste Song der Bandgeschichte und tatsächlich ein geniales Werk.

Fazit: Ich glaube, dass es sich bei The Stage um ein Album handelt, das den meisten nur zwei Optionen lassen wird: Lieben oder Hassen. Dazwischen wird es schwierig. Ich denke, von den geschriebenen Eindrücken her wird recht schnell deutlich, auf welcher Seite ich aufzufinden bin. Für mich, und ich weiß, dass mich wahrscheinlich viele dafür unverständlich anschauen werden, hat das Album Potenzial, sich zum besten Album der Bandgeschichte zu entwickeln. Gegenmeinungen bitte in die Kommentare.

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

Hörtipps: Schwierig, aber wenn ihr mich zwingt, dann „The Stage“, „God Damn“, „Angels“ und für die langfristig unbeschäftigten „Exist“

Tracklist:

  1. The Stage
  2. Paradigm
  3. Sunny Disposition
  4. God Damn
  5. Creating God
  6. Angels
  7. Simulation
  8. Higher
  9. Roman Sky
  10. Fermi Paradox
  11. Exist

Besetzung:

  • Gesang: M. Shadows
  • Lead-Gitarre: Synyster Gates
  • Rhythmus-Gitarre: Zacky Vengeance
  • Bass: Johnny Christ
  • Schlagzeug: Brooks Wackerman

Info:

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Review: Magic Eight Ball – Richest Men in the Graveyard

Es ist schon beachtlich, was man heutzutage durch Social Media alles mitbekommt. Kaum eröffnet man einen Instagram-Account, schon melden sich die ersten Bands für Reviews. So geschehen bei MAGIC EIGHT BALL und ich muss ehrlich sagen: Zum Glück haben wir uns für einen Account dort entschieden, sonst wären die doch glatt bei mir durchgerutscht.

Richest Men in the Graveyard heißt das neueste Werk der Band, erschienen am 2. Mai 2016. Los geht’s mit einem sehr coolen Rocker namens „Falling in Love’s Like a Vampire“, der mit einem recht melancholisch wirkenden Piano-Intro beginnt, jedoch recht schnell in eine coole, groovige Rocknummer übergeht. Die Strophe wirkt durch den Gesang recht düster, aber der Refrain geht dermaßen ins Ohr, dass man ihn für die nächsten Tage wohl nicht mehr rausbekommen wird. Ein Opener aus dem Bilderbuch. Mit „It’s Not For Me to Say“ wird es dann richtig heavy. Von der ersten Sekunde an will der Kopf einfach nicht mehr aufhören mitzunicken. Mitsingen kann man im Refrain so einfach, dass sich echt niemand zurückhalten muss. Die Nummer macht definitiv Spaß!

„Dying to Say“ kommt recht poppig rüber, gerade da die Strophe sehr melodiös gehalten wird. Das macht aber gar nichts, denn die Melodien sind so eingängig und die Gitarren dennoch so rockig, dass der Pop schon fast gar nicht auffällt. Die typische Rockballade folgt mit „Once Again“. Recht langsam, allerdings mit toller Lead gleich im Intro, wirkt der Song irgendwo wie eine Mischung aus OASIS (besonders im Refrain) und dem eher ruhigeren NEIL YOUNG.

„Eyes of the Fool“ ist ebenso stark OASIS-beeinflusst. Allerdings stört mich das auch hier nicht besonders, weil der Song eine recht starke Eigennote hat und gut ins Ohr geht. Und das trotz dem er recht ruhig und halb-akustisch aufgebaut ist. Viele der alten Leser werden wissen, dass es schwer ist mich auf diese Art zu überzeugen. Auch „If the World is Never Falling Asleep“ beginnt sehr ruhig und unverzerrt. Man merkt, dass hier ein wenig der ruhigere Teil des Albums aufgezogen wird, wodurch auch eine schöne Abwechslung reinkommt. Nach „Eyes of the Fool“ finde ich zwar auch „If the World is Never Falling Asleep“ einzeln betrachtet sehr eingängig (besonders schön ist das kurze Solo), im Albumkontext wird es mir allerdings langsam ein wenig zu ruhig.

Als hätten MAGIC EIGHT BALL genau das geahnt, kommt mit „Tomorrow Can Wait“ wieder eine verzerrte Nummer. Zwar bewegen wir uns hier immer noch im recht langsamen Tempo, aber mich überzeugt erneut das kurze Solo im Song, bevor es am Ende des Songs nochmal richtig abgeht. Gut rumgerissen. Jetzt kommt allerdings mit „Keep Me Out the Sunlight“ eine Nummer, die mich absolut vom Hocker reißt. Das Intro zeigt, dass auch Blasinstrumente gut in die Rockmusik passen (falls noch jemand gezweifelt hat), der Takt wirkt stark britisch, was bei der Herkunft der Band allerdings nicht verwundert und die Gitarren im Refrain sind so mächtig, dass sich der Kopf selbst dann bewegt, wenn man die Musikrichtung nicht mögen würde. Für mich wahrscheinlich der beste Song, den ich dieses Jahr bisher gehört habe (und das schließt die Songs der Alben von IGNITE, ADTR und den neuen A7X-Song mit ein!). Mit anderen Worten: Ich bin begeistert.

„She’s Leaving“ ist dann wieder etwas ruhiger. Ein typischer 90er-Jahre-Rocksong, wie man ihn damals recht oft im Radio hören konnte. Der Refrain ist sehr melodisch und der Backing-Gesang wirkt gut auf die Ohren. Dazu kommt das ein oder andere etwas mächtigere Riffing. Eine coole, groovige Nummer, besonders gegen Schluss. Den bildet für das Album „Darling Will“, eine weitere Ballade, die jedoch an dieser Stelle ganz anders wirkt. Ich höre ein wenig späte BEATLES (respektive auch JOHN LENNON) heraus. Eine schöne Nummer, zu der man sicher super tanzen könnte.

Fazit: Richest Men in the Graveyard ist ein gutes Rockalbum mit leichten Ausflügen in den Pop und beinhaltet den bisherigen Song des Jahres (zumindest für mich). Super Melodien, recht abwechslungsreich und doch oft sehr mächtig können mich MAGIC EIGHT BALL mit der Scheibe durchaus überzeugen. Ein Hoch auf Instagram!

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Hörtipps: „Falling in Love’s Like a Vampire“, „It’s Not For Me to Say“, „Eyes of a Fool“, „Keep Me Out the Sunlight“ (!!!)

Tracklist:

  1. Falling in Love’s Like a Vampire
  2. It’s Not For Me to Say
  3. Dying to Say
  4. Once Again
  5. Eyes of a Fool
  6. If the World’s Never Falling Asleep
  7. Tomorrow Can Wait
  8. Keep Me Out the Sunlight
  9. She’s Leaving
  10. Darling Will

Besetzung:

Gitarre, Bass, Keyboard, Gesang: Baz Francis
Bass, Gitarre: Dave Draper
Schlagzeug: Jason Bowld

 

Musikrichtung: Rock, Power Pop

VÖ-Datum: 2. Mai 2016

Label: n.a.

Herkunft: Großbritannien

Facebook: www.facebook.com/ilovemagiceightball/

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Musik

Ignite – A War Against You

IGNITE sind in den letzten Jahren nicht wirklich bekannt dafür gewesen, oft Alben zu veröffentlichen. Aus diesem Grund war es umso erstaunlicher, mal wieder einen Release zu bemerken. Vielleicht hat es auch deshalb so lang gedauert, bis ich darauf aufmerksam geworden bin. Jedenfalls liegt das Veröffentlichungsdatum für A War Against You im Januar (der achte, um genau zu sein). Na ja, ein Review muss es aus meiner Sicht trotzdem geben, wenn auch in diesem Fall ganze 10 Monate zu spät.

Gleich der erste Song macht deutlich: IGNITE haben nichts, aber auch gar nichts verlernt. „Begin Again“ startet mit einem kurzen a capella, bevor die Wucht der Gitarren einem sofort die Mütze vom Kopf pustet. Natürlich bewegen wir uns hier bandüblich im Skate Punk (oder auch Melodic-Hardcore genannt). Besonders die Texte machen mir immer wieder Spaß. Melodischer Gesang und motivierende Texte, was will man von einem Opener in dieser Musikrichtung mehr erwarten? Und wie war das nochmal mit der Motivation? Wenn man einmal im Flow ist, dann kann einen nichts mehr aufhalten. Diese Message wird bei „Nothing Can Stop Me“ sowohl textlich als auch musikalisch deutlich rübergebracht. Ein Song mit Power, der einem fast keine Chance zum durchatmen lässt. Einer meiner absoluten Favoriten. Skate Punk at its best.

„This is a War“ beginnt mit ziemlichen Heavy-Gitarren. Die Strophe trägt allerdings fast durchgängig der Bass. Beim Refrain kommt man wieder aus dem imaginären Moshen nicht mehr raus. Das ist ein Anfang, den ich so bei fast noch keinem Album besser gehört habe. Selbst die guten alten PENNYWISE, für die IGNITE-Sänger Zoltán Teglás ja kurze Zeit gesungen und sogar 2012 das Album All or Nothing eingesungen hatte, bekommen hier wahrscheinlich ein paar Schweißperlen auf der Stirn. Mit „Oh No, Not Again“ fährt die Band zum ersten Mal das Tempo etwas runter. Textlich handelt es sich hier um einen absoluten Anti-Kriegs-Song und darum, wie speziell die westlichen Länder immer wieder Gründe finden, andere Länder zu bekriegen und es der Gesellschaft zu verkaufen. Besonders die Textzeile „If this is liberation then we’re all insane“ ist mehr als überzeugend.

Wie schon beim aktuellen A DAY TO REMEMBER-Album, das wir letzte Woche rezensiert haben, gibt es natürlich auch hier einen Song für die klassischen Teenie-Komödien-Anfangssequenzen. Dieser bietet sich mit „Alive“ vollkommen logisch an. Vom Songwriting her ändert sich zu den Vorgängern nicht viel, was allerdings auch nicht großartig zu erwarten war. Ein Song zum Durchatmen und dahinplätschern lassen. Ganz geeignet, denn mit „You Saved Me“ geht es wieder mit Vollgas weiter. Hier finde ich besonders die Gitarrenriffs in der Strophe und die absolut geniale Rhythmusarbeit im Chorus vollkommen gelungen. Überhaupt der Chorus: Wer hier nicht mitsingt ist entweder stumm oder zu heiser um die richtigen Töne zu treffen. Absolute Hörempfehlung meinerseits.

„Rise Up“ beinhaltet einen der für mich absoluten textlichen Höhepunkte. Der Song überzeigt instrumental vollkommen, der Text setzt ihm die Krone auf. Hier geht es speziell darum in negativen Situationen nicht aufzugeben, sondern daran zu wachsen. Eine Lebensweisheit, die sich alle deutlich zu Herzen nehmen sollten. „The moment will come through the darkest of times“. Einfach top. Mit „Where I’m From“ wird es, man ahnt es vielleicht am Titel, sehr autobiografisch. Musikalisch überzeugt mich der Titel zwar ganz gut, textlich allerdings finde ich ihn nicht so pralle, auch wenn es um das Migrantenleben in den USA geht. Gerade nach der Bombe, die mit „Rise Up“ geplatzt war, lässt der Text hier ein wenig zu Wünschen übrig.

Das verbessert sich mit „The Suffering“ wieder. Gesellschaftskritik ist ja bei IGNITE nichts Neues, deshalb auch nichts Verwunderliches, wenn es hier ein Statement gegen Hass und Gleichgültigkeit gibt. Die Nummer ist wieder stark melodisch, wie man es von den anderen Songs bereits gewohnt ist, jedoch mit wenig über zwei Minuten stark eingekürzt. „How is This Progress“ ist wiederum für mich linksversifften Gutmenschen (Achtung: Selbstironie) einer der textlich stärksten Titel der Platte. Hier kommt das böse K-Wort zum Einsatz: Kapitalismuskritik. Es geht um die nicht enden wollende Umweltverschmutzung, Ölförderung und Überfischung der Ozeane zu Gunsten des Profits (einen schönen Gruß an Nestlé und Konsorten). Letzteres zeichnet IGNITE ja auch in ihrem Engagement für die Non-Profit-Organisation Sea Shepherd aus.

Man kann sich nicht helfen, aber irgendwie scheint es bei „You Lie“ um gewisse amerikanische Präsidentschaftskandidaten zu gehen. Wobei, was heißt „gewisse“? Wohl eher um beide. „You Lie, I see it in your face, you lie, I’ll never know your place“. Ziemlich treffend. Untermalt wird das Ganze mit einem sehr agressiven musikalischen Ton, der am Ende mit einem einfachen Akkord abschließt und wohl das Ende der Welt darstellen könnte. Ich find’s super. „Descend“ beginnt etwas ruhiger und man wartet schon ein wenig auf ein balladeskeres Unternehmen, jedoch wird man recht schnell mit heftigen Drums wach gerüttelt. Das Kopfnicken hört ja schon seit Längerem nicht mehr auf (sei es wegen der Musik oder wegen der Texte oder, mein Gott, vielleicht sogar beidem) und kann auch hier getrost fortgesetzt werden.

Balladesk, balladesk, da war doch was: Ah ja: „Work“. Auch wenn der Song elektrisch ist, wirkt er durch das fehlende Schlagzeug und den gepickten Refrain doch weitaus ruhiger als alles anderes was vorher auf der Platte geschah. Und ja, selbst eine Akkustikgitarre soll darin vorkommen. Boah. Krass. Auf die Lyrics brauche ich, glaube ich, nicht besonders eingehen. Wer das Review bis hierher gelesen hat, kann sich wahrscheinlich denken, dass ich den Aussagen Teglás‘ nicht abgeneigt bin. Allerdings kann ich nicht für den Hidden Track bürgen. Ja, es gibt einen Hidden Track. Wobei er für mich als LP-Besitzer nicht wirklich „hidden“ war. Aber gut. Es handelt sich musikalisch noch einmal um „Where I’m From“, aber, wie passend, in der Muttersprache des Sängers: Ungarisch. Da hören meine Sprachkenntnisse, genauso wie die Platte, leider auf, sorry.

Fazit: Heavy, melodiös, kraftvoll und voller Hooks, sodass das Hirn gar nicht mehr weiß, mit welchem Song es am nächsten Tag aufwachen will. Weil die alle gut sind. Alle. Zwar kann man hier und da ein paar Abstriche machen, aber ohne Mist, ich bin schon mit jedem Song im Ohr aufgewacht. Sogar mit der ungarischen Version von „Where I’m From“. Mann, war das verwirrend.

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Hörtipps: „Nothing Can Stop Me“, „This is a War“, „You Saved Me“, „Rise Up“, „How is This Progress?“

Tracklist:

  1. Begin Again
  2. Nothing Can Stop Me
  3. This is a War
  4. Oh No, Not Again
  5. Alive
  6. You Saved Me
  7. Rise Up
  8. Where I’m From
  9. The Suffering
  10. How Is This Progress?
  11. You Lie
  12. Descend
  13. Work

Besetzung:

Gesang: Zoltán Teglás

Gitarre: Brian Balchack

Gitarre: Kevin Kilkenny

Bass: Brett Rasmussen

Drums: Craig Anderson

 

Musikrichtung: Melodic Hardcore / Skate Punk

VÖ-Datum: 08.01.2016

Label: Century Media

Herkunft: USA

Facebook: www.facebook.com/igniteband/

Website: www.igniteband.com

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Musik

A Day To Remember – Bad Vibrations

Da diese Seite ja ursprünglich für Reviews konzipiert war, dachte ich mir heute, dass es vielleicht mal wieder ein Review geben sollte, um das zu untermalen. Passend dazu habe ich Anfang September von der neuen A DAY TO REMEMBER-Scheibe Bad Vibrations erfahren, die am 2. September herauskam. Da die Band schon immer mal auf meiner Liste stand , wollte ich mir die Chance dieses Mal nicht entgehen lassen.

Trotz meiner fast nicht existenten Vorbelastung der Band gegenüber (ich kannte vorher ehrlich gesagt nur „The Downfall of Us All“) muss man natürlich erwähnen, dass ich musikalisch stark in dieselbe Richtung ziele. Von daher machte auch der erste Song, der Titeltrack, auf mich einen starken ersten Eindruck. Sehr corelastig, ein guter Breakdown und dennoch melodisch macht er sich recht gut als Opener.

Es folgt „Paranoia“, der ein wenig poppiger rüberkommt, was aber nur daran liegt, dass der Refrain sehr gesangslastig ist und es selbst jemandem, der nicht so gern mitsingt (ich hebe mal schuldig die Hand), einfach nicht möglich macht dem Mitsingen zu widerstehen. Mit „Naivety“ schlägt die Band dann den Weg in den Skate Punk ein, wenn auch nicht so politisch wie bspw. IGNITE. Bisher verwundert es mich nicht, dass alle der drei ersten Songs auch als Videos verfilmt wurden.

Mit „Exposed“ geht es wieder in Richtung Metalcore. Mir gefällt die Mischung auf der Platte aktuell recht gut, so wie auch dieser Song. Starke Riffs, ein heavy Breakdown, was will das Core-Herz mehr in einem solchen Moment? „Bullfight“ läuft während der Strophen in Richtung Skate Punk und Post-Hardcore, aber spätestens gegen Ende des Songs wird auch hier wieder ein Breakdown vom Feinsten geboten. Sicher ist der Song nicht jedermanns Sache, aber er gibt das Spektrum der Band meiner Meinung nach recht gut wieder.

Auch „Reassemble“ ist ein recht harter Titel, der am Ende mit einem ziemlich melancholischen Ende aufwartet. Allerdings fühle ich mich auch hier nicht enttäuscht. Es ist das, was man nach dem Anfang des Albums erwartet. „Justified“ überzeugt mit einem großartigen Gitarrenriff im Chorus, dass mir persönlich sehr eingängig ist. Der Song selbst ist anfangs melodischer als die Vorgänger und nur von kurzen Shout-Passagen geprägt. Alles in Allem haben wir hier wohl wieder den Post-Hardcore auf dem Ohr. Abwechslungsreich ist Bad Vibrations bisher auf jeden Fall. Top.

„We Got This“ ist dann genau der reine Skate Punk-Titel der noch fehlte. Sowohl textlich als auch musikalisch geht es hier in Richtung dieser typischen Teenie-Komödien-Titelsongs, bei denen man meistens ein amerikanisches 70er-Jahre Cabrio über die Golden-Gate-Bridge fahren sieht und der sich meistens mit dem letzten High-School-Jahr befasst. Na ja, für mich ein Song, der in Ordnung ist, aber auf Dauer nicht so stark überzeugt wie die Nummern davor. Und nein, es liegt nicht am fehlenden Breakdown. Klingt eher wie eine härtere Version von KIDS IN GLASS HOUSES oder YOU ME AT SIX. Nicht schlecht, aber auch nicht großartig und vom Stuhl werfend. Das Ganze ändert sich auch mit „Same About You“ nicht. Schon ein bisschen schade. Ich bräuchte jetzt mal wieder was härteres. Der Mini-Breakdown kurz vor Schluss reicht mir da leider nicht.

Beim nächsten Song überzeugt mich der Titel bereits. „Turn Off the Radio“ ist tatsächlich wieder etwas härter, jedoch immer wieder untersetzt mit recht poppigem Gesang und einem Chorus, der wieder mal in Richtung YOU ME AT SIX geht (ich hoffe, die Ironie sieht man). Und auch wenn der Titelname auf einer musikalischen Ebene angewandt werden könnte, ist der Text doch überraschend politisch. Am Schluss kommt mit „Forgive and Forget“ eine mit Geigen untermalte Ballade, die sehr schön unter die Haut geht. Der Refrain wirkt zwar anfangs durch das Arrangement des Schlagzeugs sehr poppig, der Höhepunkt ist für mich jedoch der Ausbruch in die verzerrten Gitarren zu Mitte des Songs. Spätestens hier stellen sich die Haare an den Armen komplett senkrecht. Cooler Abgang.

Fazit: A DAY TO REMEMBER überzeugen mit einem recht abwechslungsreichen Album, bei dem ihnen am Ende ein wenig die Luft ausgehen zu scheint. Das wird allerdings gut mit textlichen Mitteln und einer recht gelungenen Ballade zum Schluss gut gerettet. Für mich ein fast perfektes Album.

Hörtipps: „Paranoia“, „Naivety“, „Bullfight“, „Justified“, „Forgive and Forget“

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Tracklist:

1. Bad Vibrations

2. Paranoia

3. Naivety

4. Exposed

5. Bullfight

6. Reassemble

7. Justified

8. We Got This

9. Same About You

10. Turn Off the Radio

11. Forgive and Forget

Besetzung:

Vocals: Jeremy McKinnon

Lead-Gitarre: Kevin Skaff

Rhythmus-Gitarre: Neil Westfall

Bass: Joshua Woodard

Schlagzeug: Alex Shelnutt

Musikrichtung: Post-Hardcore, Metalcore, Skate Punk, Pop Punk

VÖ-Datum: 02.09.2016

Label: ADTR Records

Herkunft: USA

Facebook: https://www.facebook.com/adtr

Webseite: www.adtr.com

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Musik

EP Review: The Trikes – aLive EP

Neulich in der Rockkantine wieder ein bisschen Deep Purple auf den Drehteller geschmissen und gestaunt, wie abwechslungsreich die Kollegen schon lange vor meiner Zeit waren. Da hab ich mich gleich gefragt, ob ich ne Gruppe kenne, welche die Ehre der, leider, mittlerweile etwas vermodernden Herren  in etwa wieder aufleben lassen kann. (Ok, das Steve Morse Solo ist immer noch Highlight für mich bei jedem Purple Konzert) – Das klingt jetzt wahrscheinlich als würde ich über eine Coverband schreiben… dem ist aber nicht so! Denn das heutige Opfer meiner Rezension schreibt eigene Songs – gute Songs mit einem bekannten Flair! Und damit herzlich willkommen zurück bei New Rock Reviews!
The Trikes, so schimpft sich das Quartett aus dem beschaulichen Dresden. Wer lässige Motherfucker im leichten retroperspektivischem Aussehen erwartet, kommt hier voll auf seine Kosten! Doch die Soundgewalt ist nicht altbacken oder schlecht kopiert – NEIN! Hier wird ein vorbildliches Songwriting mit sehr angenehmer Abwechslung geboten. Teilweise fühlt man sich in die 70er versetzt und dann plötzlich wird man in die Gegenwart geholt – Aber warum schwärme ich schon wieder um den heißen Brei? Hier zählt nur nüchterne Bewertung des Hörbaren und auch wenn ich es momentan nicht bin, werde ich euch die Beleuchtung der einzelnen Titel nicht vorenthalten!
Die EP beginnt mit „Sordid Love“ – schäbige oder auch schmutzige Liebe. Tja bei dem Namen kann man sonst was denken, aber der Sound kommt von Anfang an bekannt vor – ja das Tempo, das Riffing, der Gesang, erinnern an Black Star von Deep Purple, allerdings im modernen Gewand mit fetten Nüssen ohne verspieltem Solo! Der Bass knuspert klar und deutlich durch den Song und hat eine führende Rolle inne, was mir persönlich sehr gut gefällt. Das Schlagwerk präsentiert sich abwechslungsreich, dezent, aber sehr ausgewogen. Diesen Song kann man schon als Publikumsfänger bezeichnen, da der Wiedererkennungswert einfach was hermacht. Wenn allerdings die ganze EP so klingen würde, wäre keinem geholfen. Und doch geht’s ziemlich nahtlos in „Nowhere“ über – man könnte behaupten, dass Titel Numerò Uno einfach etwas abgewandelt weiter geht, aber der Teufel liegt eben im Detail! Die Licks sind mit einem etwas seichteren Overdrive gespielt und der klar gesungene „Nowhere“ Part, macht die Sache wirklich schon nach einer Minute absolut hörbar. Wer bei „Sordid Love“ ein Solo erwartete, wird hier mit einem verzückt, welches schon fast an ZZ Top erinnert – und wieder muss ich den sauberen Bass loben, beziehungsweise auch den Mixer, welcher den Bass bei der EP so differenziert abgemischt hat. Das ist richtig gute Arbeit. Aber was wäre so eine Retro Rockgeschichte ohne einen ordentlichen Instrumentaltitel?
Da kommt auch schon „Psychedelion“ um die Ecke geschneit. Getragen von weitem Halleffekt, garniert mit Chorus und Tremolo auf der klaren Klampfe – schiebt sich die Rhythmussektion mit dichtem Klang durch das Gehirn. Die sehr abwechslungsreiche Schlagzeugarbeit wird hier zum Markenzeichen – in Kombination mit Bass, welcher von der Klangfarbe etwas an „Loosen my Strings“ von Purple erinnert, wird hier richtig gutes Songwriting geboten. Durchaus inspirativ und wieder mit dem Wiedererkennungswert einer der ganz großen Bands; wohlgemerkt ohne nach einer Kopie zu klingen. Ich bin mir hier unschlüssig, ob ich mir Gesang gewünscht hätte, letztlich entscheidet die Band wie der Song gestaltet wird und das ist auch gut so!
„Forgotten Sins“ behält erst einmal den Halleffekt bei und rutscht dann gaaaaaaanz lässig in modernes Klangbild mit reichlich verzerrtem Gesang. Treibend und eingängig schnürt der Refrain und sein „Vorspiel“ das Paket für eine Rockhymne – die Strophe und die Zwischenparts sind da beim ersten Durchlauf gewöhnungsbedürftig, aber können nach mehrmaligem Hören überzeugen, denn die Tempowechsel und verspielten kleinen Einzelheiten, wollen auch geschätzt werden.
Und kurzweilig wie die EP so ist, kommen wir auch schon zum Abschluss mit „Be Yourself“. Es startet schon fast so tief wie „Order of The Black“ von „Black Label Society“ – Das Riffing nimmt einen sofort gefangen und hier ist die Gesangsmelodie wirklich so gut, dass ich mir tatsächlich wünschte, sie wäre clean gesungen! Aber Egal; das Schlagzeug ist on spot und der Bass klebt 1A an der Rhythmusgitarre. Die Lead-Gitarre dreht zwischenzeitlich durch (auch wenn ich meine, einen Aufnahmeschnitt beim Beginn des Solo zu hören); hier geht die Post ab.
Ein abruptes Ende und die EP ist vorbei. Ich schnapp mir noch ein Bier und höre ein weiteres Mal durch die Songs… Ich sollte mich endlich Live von der Truppe überzeugen lassen, denn das könnte mal eine große Nummer werden.Fazit: Auch wenn man etwas Altes durchleiert, kommt nicht immer tote Oma raus… ääähhhmm… nee das ist Quatsch… Egal – fahrt euch die EP laut rein und Ihr werdet nicht enttäuscht sein!
Bis bald bei New Rock Reviews sagt,
Euer Ron


Bewertung:  7 von 8 Punkten
Tracklist:
  1. Sordid Love
  2. Nowhere
  3. Psychedelion
  4. Forgotten Sins
  5. Be Yourself
Besetzung:

Christoph Kröckel – Gitarre/ Gesang

Alexander Müller – Gitarre

Gregor Arndt – Schlagzeug

Christoph Arndt – Bass/ Hintergrundgesang
Musikrichtung: Hard/ Heavy/ Stoner Rock
Erscheinungsjahr:  2016
Label: n.A.
Herkunft: Deutschland
Kontakt: http://thetrikes.bandcamp.com/

                http://www.facebook.com/thetrikes

 

 

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Musik

CD-Review: Congoroo – Up There, Not Here

Ihren Abwechslungsreichtum hatten CONGOROO ja bereits auf ihrem ersten Album No, Monkey no!nachgewiesen. Auch auf ihrem zweiten Album Up There, Not Here hat sich bei dem Thema nichts verändert. Eins fällt aber trotzdem auf: Anders als bei der Debütplatte handelt es sich hier nicht um ein Konzeptalbum. Ob die Jungs damit noch besser werden?
 
Los geht’s mit „Dr.“, einem ordentlich abwechslungsreichen, coolen Rocker, der als guter Opener mehr als gerechtfertigt ist. „Safety“ versetzt mich im Intro in leichte Skatepunk-Stimmung a lá ZEBRAHEAD, was auch während der Strophe nicht aufhört. Erst der Refrain wird etwas progressiv rockiger. Ab und an geht’s auch mal in Richtung erstes LOSTPROPHETS-Album, aber der Skatepunk bleibt deutlich hörbar.
 
„In My Bubble“ deutet schon im Intro einen etwas ruhigeren Songverlauf an, was sich recht schnell bestätigt. Besonders nett finde ich hier den Effekt auf den ersten Worten der ersten Strophe, da man hier wirklich den Eindruck bekommt, als würde sich Sänger Matze in einer Art Blase befinden, die seine Stimme leicht abdämpft. Cooler Produktionskniff. Auch „Shadows & Lights“ beginnt etwas ruhiger, was aber nach ein paar Sekunden schnell geändert wird. Das Riffing während der Strophe ist hier besonders cool, da fällt es kaum auf, dass der Refrain doch ähnlich ruhig ist wie der des Vorgängers.
 
Mit „Atmosphere“ wird es etwas grooviger. Das Bassintro mit den netten Effekten untermalen den Gesang und kreieren eine coole Atmosphäre, die vom Refrain weitergetragen wird. Besonders gegen Ende geht der Song mit dem akustischen Outro schön ins Ohr. Nicht nur die Namensgebung stimmt hier; auch das Songwriting glänzt ähnlich wie auf dem Debütalbum. „Beautiful“ beginnt recht hart und hält auch in der Strophe ein gewisses Metal-Flair aufrecht. Der Refrain wird dann allerdings doch etwas poppig. Trotzdem ist der Titel einer meiner Favoriten auf der Scheibe.
 
Mit „I’m Not Going Home“ kommt der wohl abwechslungsreichste Song auf Up There, Not Here. Nach funkigem Intro und ebenso funkiger Strophe wird es im Refrain schön rockig. Im Mittelteil finden die Jungs sogar Gelegenheit zu Jammen und ein Saxophon einzusetzen und irgendwie bildet sich in meinem Kopf das Bild eines gewissen amerikanischen 80er Jahre-Krimis aus Miami. Das Ende wird dann schön balladesk und noch einmal mit Saxophon untermalt. „Crushing Down Like Waterfalls“ bewegt sich stark in Richtung britischer Pop-Punk; speziell die frühen YOU ME AT SIX kommen mir dabei in den Sinn. Trotzdem bewahren CONGOROO ihren eigenen Stil dabei.
 
Auch mit „House in the Moon“ befinden wir uns in derselben Stilrichtung. Mir als KIDS IN GLASS HOUSES-Fan kommt der Titel sogar noch mehr entgegen als der vorherige, da mich hier einiges an KIGH’s Smart Casualerinnert. Zumindest bis zu dem kurzen Bruch, der mich dann doch wieder in CONGOROO-Gewässer bringt. „Paint the Sky“ ist trotz allen vorherigen Vermutungen wahrscheinlich mein absoluter Favorit. Das Intro schlägt den Gitarristen in mir einfach mal k.o. und so schnell wird der auch nicht wieder aufstehen. Die Gitarren sind hier deutlich härter, das Songwriting genau so ausgeklügelt wie schon auf dem gesamten Album und trotzdem könnte man den Titel durchaus auch im Radio laufen lassen (wenn es gute, frei empfangbare Radiosender gäbe).
 
„Nothings“ bildet den halb-akustischen Abschluss auf Up There, Not Here. Jedem Classic Rock-Fan wird bei der Nummer das Herz aufgehen. The 70s are back! Selbst im (dann elektrischen) Outro hauen die Jungs nochmal einen raus und machen auf VELVET UNDERGROUND. Mehr als nur ein tolles Ende für die Scheibe.
 
Fazit: Kaufen, kaufen, kaufen! Genau so abwechslungsreich wie das Debüt, allerdings etwas poppiger angehaucht. Daran gibt’s aber nichts zu mäkeln, da es das Songwriting einfach hergibt. Trotz der etwas langen Anlaufzeit lohnt es sich besonders durch den späteren Verlauf, das Album durchzuhören. Toller Nachfolger und für jedwede Player einfach mehr als nur geeignet!
 
Hörtipps: „Shadows & Lights“, „Atmosphere“, „I’m Not Going Home“, „Paint the Sky“
 
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
 
Tracklist:
1. Dr.
2. Safety
3. In My Bubble
4. Shadows & Lights
5. Atmosphere
6. Beautiful
7. I’m Not Going Home
8. Crushing Down Like Waterfalls
9. House in the Moon
10. Paint the Sky
11. Nothings
 
Besetzung:
Gesang: Matze
Gitarre: Stefan
Gitarre: Max
Bass: Marcel
Drums: Gregor
Musikrichtung: Alternative Rock
VÖ-Datum: 25.03.2014
Label: Calyra
Herkunft: Deutschland