Info
Bandname: Dana Fuchs
Albumname: Bliss Avenue
Musikrichtung: Blues / Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Ruf Records
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/pages/Dana-Fuchs/9562133189
Website: www.danafuchs.com
Ach wie schön ist doch so eine richtig kräftige Gesangsstimme. Gerade im Bereich der Sängerinnen gibt es viele schwache Stimmchen, die hauchen und schmachten und weiß der Teufel was noch. Dafür bin ich nun überhaupt nicht zu haben. Schrecklich!
DANA FUCHS ist da schon eine ganz andere Vertreterin. Hier steckt nicht nur Kraft, Gefühl und Geschick dahinter sondern auch noch ein sehr variables Spektrum. Diese Frau kann singen. Punkt!
Gerade hat sie ihr drittes Album „Bliss Avenue“ veröffentlicht und genau dieses möchte ich im folgenden Review vorstellen.
Eröffnet wird mit einem schönen schweren Blues-Rock-Brocken, der etwas widerspenstig zu sein scheint. Aber DANA FUCHS kräftiger rockiger Gesang zähmt dieses Ungetier und hält es in Schach. Leider wurde allerdings ein wenig Verzerrung auf den Gesang gelegt, was meiner Meinung nach nicht hätte sein müssen. Das braucht DANA FUCHS nicht, sie schafft es locker die erforderliche Power so rüberzubringen. (Interessierte können ja im Netz mal nach einem Mitschnitt vom BEATLES-Cover „Helter skelter“ suchen, welches Sie sehr häufig präsentiert. Sie steht da einer BETH HART in Nichts nach.) Ansonsten ist es eine gitarrendominierte Nummer, die schon mal Lust auf Mehr macht.
Etwas treibendere rockige Töne erklingen bei „How did things get this way“, zudem wirkt es im Gegensatz zum Opener wesentlich fröhlicher oder positiver. Dieser rauchige Ansatz in der Stimme passt da perfekt. Bei diesem Stück sind Gitarren und Orgel in ausgewogenem Verhältnis. Alles in allem ist es ein livetaugliches Stück mit Mitsingfaktor, nicht zuletzt durch den eingängigen Refrain mit Choreinsatz. Schön ist auch der urige Schrei im Fade-Out. Mehr davon, bitte!!
Das Schlagzeug übernimmt mit entspanntem seichten Shuffle-Feel und die Gitarre wird schön dosiert eingestreut. Die Bassdrum bietet den entsprechenden Puls und schon ist man vom Rhythmus angesteckt. Mir gefällt die Atmosphäre von „Handful too many“ gut. Die Orgel blitzt nur partiell ins Geschehen und im Refrain gibt es erneut Chorunterstützung.
Wieder eine ganz andere Stimmung versprüht „Livin’ on an Sunday“. Nüchtern betrachtet würde ich ihn als Gute-Laune-Sommer-Song bezeichnen. Sehr eingängig und mit dominantem Refrain. Dieser wird dann im Mittelteil nochmal als Mitklatschvariante auftauchen. Da braucht man keine zwei Durchläufe um beherzt mitträllern zu können, sofern man das will und dazu überhaupt in der Lage ist! Gitarrist und Songwritingpartner Jon Diamond schüttelt hier die Akkorde ganz lässig entspannt aus dem Handgelenk. Im Grunde ist es kein schlechter Song, aber für meinen Geschmack etwas zu gefällig. Trotzdem kann man ihn locker mit durchlaufen lassen. Kein zwingender Grund die Skip-Taste zu bemühen.
Erneuter Szenenwechsel: 6/8 Takt – schleichender „Klammerblues“.
Also schnell das Licht etwas gedämmt und die Duftkerze ausm Esoterikladen angezündet. Nur so kann man sich voll und ganz dieser zarten Nummer hingeben. Hier halten sich alle extrem zurück. Ganz gefühlvoll wird musiziert und so hat DANA FUCHS genügend Raum ihre samtige warme Stimme zu entfalten. Dabei schmachtet sie zwar ordentlich, aber bei der stimmlichen Klangfarbe ist es ein Genuss. Im Gegensatz zu anderen Möchtegernsängerinnen. Der Orgelteppich tut sein übriges zur Unterstreichung der Darbietung und fügt sich bestens ins Geschehen ein.
Weil bisher jedes Stück vom Album stilistisch anders ausgefallen ist, macht auch „Daddy’s little girl“ keine Ausnahme. Das Tempo zieht wieder etwas an und die Grundstimmung fällt optimistischer aus. Eine weitere eingängige Rocknummer, die vorrangig vom Refrain getragen wird. Gefällt mir einen Tick besser als „How did things get this way“.
Mein persönliches Albumhighlight ist „Rodents in the attic“. Das Schlagzeug treibt im flotten Shuffle diese energiegeladene Rocknummer voran, die DANA FUCHS mit einer gehörigen Portion Biss und Rauchigkeit vorzüglich veredelt. Im Soloteil verbreitet die Gitarre noch ein bisschen Western-Romantik. Sehr gelungen. Dieses Stück geht in die Beine und bleibt im Ohr hängen. Auch hier gilt: mehr davon, bitte!
Hat man sich gerade richtig schön schwungvoll in Stimmung gezappelt, darf man sich erstmal zurücklehnen, denn die Einleitung zu „Baby loves the life“ fällt mit Lagerfeuerakkord-Flair deutlich ruhiger aus. So langsam kommt der Bass dazu, bevor mit dem ersten Refrain die ganze Band wieder in Fahrt kommt. Ja, hier gibt es erneut was Eingängiges zum Mitsingen. Zudem kommt richtige Schunkel- oder besser: Feuerzeugschwenk-Atmosphäre auf. Gefällt mir aber trotzdem gut. Obwohl ja gerade die zugänglichen gefälligen Titel keine große Halbwertzeit haben. Zu schnell nutzen sie sich ab, nach meiner Erfahrung. Außerdem hätte ich auf die „La-la-la“-Passagen verzichtet, die aber zum Glück erst am Ende des Stücks auftauchen. Ich weiß nicht, ich finde derlei Dinge irgendwie lästig, einfallslos und absolut verzichtbar. Man kann sich „Baby loves the life“ auch prima als reine Akustik-Darbietung im Duo vorstellen.
Wie jeder bisher gemerkt hat, wird bei DANA FUCHS neuem Album Abwechslung nicht nur groß geschrieben, sondern eigentlich auch noch mit mindestens 2 Ausrufezeichen hintersetzt, denn es wartet auch noch ein Song mit Country-Schlagseite. „Nothin’ on my mind“ heißt dieser und schlürft gemächlich in passendem musikalischem Gewand dahin. Selbst ein „Saloon-Piano“ kann man vernehmen. Sehr authentisch. Hier wird selbst ein eingeschworener „Malt-Head“ zum Bourbon greifen, fürchte ich! Der Song hat im Fluss des Albums auf mich eine ähnliche Wirkung wie „Far away eyes“ auf dem „Some Girls“-Album der ROLLING STONES.
Was nun auch gleich eine prima Überleitung zu „Keep on walking“ bildet. Denn dieser Song hat eine ziemliche STONES-Gitarrenlastigkeit. Die Riffs kommen so locker rotzig rüber, dass man gar keine andere Wahl hat als die Herren Richards und Wood als Assoziation zu bemühen. Die Zeichen stehen demnach eindeutig auf Rock! Also wieder ein guter Kontrast, von denen es ja auf „Bliss Avenue“ nur so wimmelt. Dieses Stück weiß zu begeistern, geht direkt vorwärts und reißt mit. Dürfte auch auf den Konzerten richtig Stimmung in den Saal pumpen.
Gemäßigter präsentiert sich „Vagabond wind“. Leicht angezerrte Gitarren und ein zarter Orgelteppich bereiten das Fundament. Beim Refrain muss ich jedes Mal an BOB DYLAN denken (irgendwo um „Blood On The Tracks“ herum). Was es genau ist, kann ich nicht sagen. Es muss auch keiner Sorge haben, dass DANA FUCHS hier plötzlich nuschelnd vor sich hin murmelt. Nein, es ist wohl eher die Rhythmik des Refrains, die ganze Art des Vortrags, was hier in meinem Hirn die Verknüpfung herstellt. Egal, ist ne gute Nummer.
Um das Duzend nun voll zu machen gibt es noch „Long long game“ auf die Ohren. Folk-Rock-Feeling, kann ich nur sagen. Da hätten auch LED ZEPPELIN ihre Freude dran gehabt, soviel steht fest. Gefällt mir auch sehr gut. Präsentiert sich sehr locker und authentisch. Das feine verspielte Arrangement passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Ein weiteres Steinchen im „Bliss Avenue“-Mosaik.
Fazit:
Dieses Album ist so facettenreich und mit verschiedenen Stilen und Stilmixen durchzogen und wirkt trotzdem völlig ausgereift und homogen. Zumal die Umsetzung jedes Mal richtig gut ist. Mal von dem kleinen „La-la-la“-Fehltritt abgesehen. Es ist gefühlvoll und mit Fingerspitzengefühl arrangiert. Die überragende gesangliche Qualität sei an dieser Stelle noch mal deutlich herausgestellt.
Ich hatte trotz der Vielfalt zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich mir gerade einen Sampler mit unterschiedlichen Künstlern anhöre, d.h. die eigene Handschrift kommt gut durch. An dieser Stelle sind manch andere schon gnadenlos gescheitert. Nicht so DANA FUCHS und Band.
Wenn sie dieses Niveau aufrechterhält, vielleicht auf den ein oder anderen zu eingängigen Refrain verzichtet, dafür noch ein zwei Nummer vom Schlage „Rodents in the attic“ (oder ihrer „Helter skelter“-Interpretation) einbauen könnte, wäre zumindest ich restlos zufrieden gestellt!
Anspieltipps: „Bliss avenue“, „Handful too many“, „Rodents in the attic“ und „Keep on walking“
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Tracklist:
01.Bliss avenue
02.How did things get this way
03.Handful too many
04.Livin’ on a Sunday
05.So hard to move
06.Daddy’s little girl
07.Rodents in the attic
08.Baby loves the life
09.Nothin’ on my mind
10.Keep on walkin’
10.Keep on walkin’
11.Vagabond wind
12.long long game
Besetzung:
Dana Fuchs – Vocals & Percussion
Jon Diamond – Guitars
Jack Daley – Bass
Shawn Pelton – Drums
Glenn Patscha – Hammond Organ, Wurlitzer, Piano, Keyboards
Tabitha Fair – Background vocals
Nicki Richards – Background vocals