Aus den Kopfhörern ertönt ein markerschütternder Schrei:
In waves!
Gänsehaut.
Aus den Kopfhörern ertönt ein markerschütternder Schrei:
In waves!
Gänsehaut.
Manchmal ist man doch wirklich überrascht, einmal kurz im Mediaplayer an der Bushaltestelle auf random gedrückt und schon entdeckt man seine Musiksammlung wieder gänzlich neu.
Unglaublich massive Bässe dröhnen aus dem Kopfhörer, der hypnotische Beat durchdringt den ganzen Körper – was für ein Groove!
Sie existieren schon seit 2013 und waren 2015 bei den Kerrang!-Awards sogar als bester britischer Newcomer nominiert. Letzte Woche erschien dann das Debütalbum der Alternative-Rock-Band FORT HOPE: The Flood Flowers (Vol.1). Bei einer Band, die schon mal zum Newcomer des Jahres nominiert worden ist, wollte ich mir ein Review natürlich nicht entgehen lassen.
The Flood Flowers (Vol. 1) beginnt mit „Class of ’99“ und einem stark halligen Intro, bevor es in eine ziemlich groovige Rockstrophe übergeht. Mitnicken kann ich hier schon mal. Im Interlude kommt sogar ein bisschen mehr Druck auf, also alles in allem ein ganz guter Anfang. Alternativer wird es dann mit „Dios Falso“, der mit Schlagzeug, Bass und sporadischen Gitarrenlicks beginnt. Die Hook im Refrain haut dann richtig rein und macht die Nummer definitiv zum ersten Hörtipp.
Weiter geht’s mit „Cardinale (Runway Monday)“, der gleich von Anfang an ordentlich losrockt. Dissonante Riffs, starker Groove; so bekommt man mich als Alternative-Rock-Band. So stark wie das Album beginnt, könnte das ja noch richtig spannend werden. Das Talent der drei Briten schimmert in den ersten drei Songs auf jeden Fall durch und man merkt, warum die Nominierung als „Newcomer des Jahres“ vor zwei Jahren durchaus als berechtigt angesehen werden kann. „Kaiser“ startet recht ruhig und man hat fast den Eindruck, man bekäme es jetzt mit einer Ballade zu tun. Doch dann kommt der Chorus und eines der coolsten Riffs, das ich auf diesem Album bisher hören konnte. Auch dieser Song kommt in die Hörtippliste.
Mit „Minor White“ folgt dann die erste Überraschung mit elektronischem Beat und sehr eingängiger Leadgitarre im Refrain. Auch wenn mich der Song durch seine sehr poppige Strophe nicht ganz so überzeugt wie die ersten vier ist das Songwriting doch recht abwechslungsreich. Dass FORT HOPE das Spiel mit den Dissonanzen verstehen, zeigt sich im Intro von „Look At Yourself“ sehr schön. Zum Glück für alle, die nicht so darauf abfahren, geht es recht schnell in die Strophe über. Allerdings überzeugt mich auch das Lied nicht so richtig. Dafür plätschert er mir zu sehr vor sich hin. Auch wirkt der Gesang in ruhigen Songs doch recht schnell nervig und heulig, was nicht gerade hilft.
Auf den Höhepunkt getrieben wird genau das übrigens bei „The Hollow Land“. Schon beim Schreiben des Songtitels muss ich mich schütteln. Ich skippe den Titel schon allein wegen dem Intro, bei dem Gesang und Musik einfach mal überhaupt nicht zusammenpassen wollen und mich sogar leicht krampfen lassen. Das Schlimme ist, dass der Song gegen Ende sogar nochmal ganz annehmbar wird, aber durch das Intro einfach nur unhörbar ist. Also schnell zu „The Ward“, der mit elektronischem Beat und Synthesizern aufwartet. Die 80er sind ja bekanntlich nicht meins und daher bin ich auch nicht sonderlich begeistert. Wie schon „Look At Yourself“ plätschert auch der nur vor sich hin, wenn auch bedeutend balladesker, und ich verliere schnell das Interesse. Nachdem The Flood Flowers (Vol. 1) so vielversprechend angefangen hatte, bin ich jetzt gespannt, ob die Band es mit den letzten zwei Songs nochmal umbiegen kann.
Scheinbar beginnt auch „Forgive“ recht ruhig. Ein Trugschluss, denn der Refrain ist tatsächlich echt rockig und albumtauglich. Aber auch hier fehlt mir wieder irgendwas: Kreativität, Überraschung, ein Solo… irgendwas, was den Song interessant machen würde und mich bei der Stange halten würde. Schlecht ist er auf keinen Fall, nur wirkt er eben vom Songwriting her nicht komplett. Der letzte Song der Platte, „Tears“, beginnt ebenfalls mit viel Synthesizer und einer pianogeführten Strophe. Auch hier finde ich den Gesang zu prominent, zu übertrieben. Tatsächlich ist „Tears“ ein Titel, der sich aufbaut und auch vom Songwriting wirklich gut ist, aber die Vocals sind wirklich ein Störfaktor.
Fazit: So stark wie FORT HOPE angefangen haben, lassen sie im Laufe des Albums nach. Titel wie „Dios Falso“ und „Kaiser“ zeigen, dass die drei Jungs echt mehr drauf haben als sie auf dem Rest des Albums zeigen. Wenn ein paar mehr Titel in dieser Richtung gekommen wären, hätte sich das Album tatsächlich einen Platz in meiner Liste verdient gehabt, so reicht es aber bei weitem nicht, denn gerade Songs wie „Look at Yourself“ und „Forgive“ sind einfach nur Lückenfüller und das Verbrechen der Platte, „The Hollow Land“, schlichtweg unhörbar. Schade.
Bewertung: 5 von 10 Punkten
Hörtipps: Dios Falso, Cardinale (Runway Monday), Kaiser
Tracklist:
Besetzung:
Gitarre, Piano, Gesang: Jon Gaskin
Bass: Simon Rowlands
Schlagzeug: Jamie Nicholls
Info:
Musikrichtung: Alternative Rock
VÖ-Datum: 16.06:2017
Label: LAB Records
Herkunft: Großbritannien
Es gab mal Zeiten, da glaubte die Menschheit, dass sich Musikrichtungen wie Hip Hop und Metal nicht vereinbaren ließen. Dass diese Zeiten vorbei sind, weiß man spätestens seit Anfang der 2000er als Bands wie LIMP BIZKIT, LINKIN PARK und P.O.D. genau das taten. Aber lebt der Nu Metal überhaupt noch? Wenn man sich SYLAR anhört, bekommt man relativ schnell den Eindruck: Ja!
Jayden Panesso (Gesang/Rap), Miguel Cardona (Gitarre/Gesang), Dustin Jennings (Gitarre), Travis Hufton (Bass) und Thomas Veroutis (Drums) kommen aus dem so schon für Hip Hop bekannten New York. Grooves und tiefer gelegte Gitarren prägen den Sound auf ihrem aktuellen Album Help!, das bereits im August letzten Jahres erschien. Shouts und melodiöser Gesang wechseln sich regelmäßig ab, dazu kommen regelmäßige Rap-Passagen und DJ-Einlagen; im Grunde also alles, was das Nu Metal-Herz in den letzten Jahren so vermisst hat.
Besonders cool wirkt „Me, Myself, & I“ mit seinem Mitgröhl-Refrain, bei dem man einfach nicht anders kann als sich zu bewegen. Generell kann man auf der Scheibe recht viel von den drei oben genannten Genregrößen hören und bekommt dennoch immer auch einen Hauch eigenes von den New Yorkern geboten. „Dark Daze“ beispielsweise vereint P.O.D. und die LINKIN PARK der Hybrid Theory und dennoch hat man durch die eingebauten Shouts noch etwas sehr SYLAR-typisches.
Die Texte auf Help! sind alle recht düster gehalten. Es geht um tief liegende, persönliche Probleme, Süchte, Kontrollverlust, aber alles mit einem Ausblick auf positive Veränderung. Ein Punkt, den man gerade bei musikalisch düster gehaltenen Songs wie denen auf Help! beachten sollte, denn sonst wird das ganze schnell zu tiefen-emotional und damit nichts mehr, was ich gern hören würde.
Auch wenn auf dem Album nicht allzu viel Abwechslung zu finden ist, ist das gesamte Konzept doch überzeugend. Die Titel passen einfach zur generellen Ausrichtung der Scheibe. Musikalisch düster, durch den Hall verstärkt mysteriös wirkend und dennoch mit krassen Grooves versehen; im Grunde der perfekte Nu Metal.
Durch meinen Pop-Punk-Post (was für eine Alliteration!) am Samstag ist mir eines aufgefallen. YOU ME AT SIX sind zurück. Schon im Januar haben die fünf Briten ihr neuestes Werk Night People veröffentlicht. Ich meine, mich auch irgendwie daran erinnert zu haben, dass ich es mit einem Naserümpfen wahrgenommen hatte. Von der Sinners Never Sleeps, auf der sogar BRING ME THE HORIZON-Schreihals Oli Sykes einen Gastauftritt bei „Bite My Tongue“ feiern durfte, war ich einfach zu enttäuscht. Pop-Punk war vielleicht auch zu dem Zeitpunkt nicht meins. Dann habe ich aber während der Recherche zum Blogpost vom Samstag ein bisschen in die neue Scheibe reingehört und war wahnsinnig überrascht.
Vor mittlerweile sechs Jahren (schon so lange her?) gab es eine Band aus dem selben Genre, die mich ähnlich weggehauen haben: KIDS IN GLASS HOUSES. Mit deren 2011 erschienenem Album In Gold Blood hatten die fünf Waliser ihre ganz eigene, kleine Bandrevolution gestartet. Leider sind die Jungs nicht bis zum Ende ihrer Bandtage dabei geblieben, denn das letzte Album der Band, Peace, ließ dann doch recht zu wünschen übrig. Aber sie hatten gezeigt, wozu Musiker der Szene in der Lage sind, wenn sie mal etwas anderes machen wollen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich genau das bei YOU ME AT SIX, die damals unter anderem mit Songs wie „Stay With Me“ einen besseren COLDPLAY-Verschnitt darstellten, vermisst.
Night People dagegen ist verdammt cool. Schon der Opener und Titeltrack gibt einem ein richtig gutes Gefühl dafür, wohin es gehen soll. Ja, die Strophe ist recht pop-rockig gehalten. Radiotauglichkeit gehört bei einer solchen Band ja dazu, aber trotzdem hat der Song einen richtig guten Groove. Auch „Plus One“ und „Heavy Soul“ lassen nichts zu wünschen übrig, was man sich von einer guten Rockaufnahme erwarten würde. Der erste Schwachpunkt (oder Rückfall in alte Zeiten?) ist dann die Ballade „Take on the World“, die mich einfach nicht vom Hocker reißen will. Auch der Nachfolger „Brand New“ klingt nicht so ganz nach dem, was er dem Titel nach verspricht. Brandneu ist er so nicht, auch wenn er weitaus rockiger ist als das was man normalerweise erwartet hätte.
Songs wie „Plus One“, „Swear“ und „Make Your Move“ zeigen allerdings deutlich, wie reif die Band um Josh Franceschi mittlerweile geworden ist. Wenn man bedenkt wie die Jungs angefangen haben (solche Nummern wie „Save it for the Bedroom“ von der Take Off Your Colours sind da ein gutes Beispiel), dann bekommt man hier den Beweis, dass die Mitglieder mittlerweile tatsächlich in ihren 30ern angekommen sind. Umso verständerlicher sind die Stadiontourneen, die YOU ME AT SIX mittlerweile in Großbritannien fahren. Umso unverständlicher ist es allerdings auch, dass sie hier in Deutschland im Herbst in den relativ kleinen Schuppen wie im Leipziger Täubchenthal oder dem Dresdner Beatpol (ehemalig Starclub) spielen (was natürlich für die Fans ein riesiger Vorteil ist, denn wo bekommt eine Band dieses Kalibers mal so hautnah zu sehen?).
Richtig überzeugend finde ich auf Night People die besonders rockigen Titel „Swear“ (warum nur 2:46 Minuten???) und „Make Your Move“. Wer richtig klassisch rocken will, wird mit den beiden Nummern richtig Spaß haben, was dazu führt, dass sie definitiv für eine Weile auf meiner Liste der Songs des Jahres bleiben werden. Dem ganzen schließt sich der zwar etwas ruhiger gehaltene, aber nicht weniger coole „“Can’t Hold Back“ an. Auf der Scheibe gab es bisher weitaus mehr positive Überraschungen als negatives, altbewährtes; und das steht den Engländern echt gut.
Zum Abschluss wird es zwar mit zwei recht balladesken Nummern noch einmal ruhiger, aber irgendwie finde ich das kompositionell sehr passend. Sowohl „Spell It Out“ als auch „Give“ haben einen eher düsteren Anstrich, vermögen es aber durch den verdammt guten Gesang Franceschis richtig zu punkten. Besonders „Spell It Out“ kann ich mir gut mit geschlossenen Augen anhören und einfach nur wirken lassen. Das LED ZEPPELIN-Riffing gegen Ende überrascht nochmal richtig. Auch „Give“ hat solche Momente und gerade zum Schluss wird das nochmal stark deutlich. Ein richtig guter Abschluss.
Fazit: Eine der größten Überraschungen des Jahres bisher. Ich hatte nach Sinners Never Sleep tatsächlich nicht mehr viel erwartet, muss jetzt aber wirklich eingestehen, dass ich falsch lag. Mittlerweile läuft Night People bei mir fast täglich hoch und runter (wenn ich nicht gerade anderes Zeug höre, das hier auf dem Blog rezensiert werden wird) und sogar der Vorgänger Cavalier Youth hat es schon auf meinen digitalen Plattenteller geschafft. Überraschend? Auf jeden Fall!
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Hörtipps: Night People, Plus One, Swear, Make Your Move, Spell It Out
Tracklist:
Besetzung:
Gesang: Josh Franceschi
Gitarre: Chris Miller
Gitarre: Max Helyer
Bass: Matt Barnes
Schlagzeug: Dan Flint
Info:
Musikrichtung: Alternative Rock (früher Pop-Punk)
VÖ-Datum: 06.01.2017
Label: Infectious
Herkunft: Großbritannien
Facebook: YOU ME AT SIX auf Facebook
Website: YOU ME AT SIX
Es gab schon länger nichts mehr zum Thema Pop-Punk auf New Rock Reviews. Allerdings stoße ich in letzter Zeit immer wieder auf Bands, die sich diesem Genre verschrieben haben. Es ist ja mittlerweile ein regelrechter Hype um diese Szene entstanden. Als wir 2011 anfingen, kannte ich gerade einmal zwei Bands, die sich mir aufdrängten: KIDS IN GLASS HOUSES, die mittlerweile leider nicht mehr existieren, und YOU ME AT SIX, die wohl bisher die bekanntesten britischen Vertreter der Szene darstellten, auch wenn sie mit Night People in eine weitaus coolere, rockigere Richtung abgedriftet sind. Logischerweise kommen die meisten Bands dieses Genres aus den USA: Pop-Punk hat ja immer etwas sonniges an sich und, na ja, Großbritannien und Sonne ist vom Klischee her wohl eher weniger miteinander zu verbinden.
Was ich bei dem ganzen Hype jedoch nervig finde: Ganz egal welche Band gerade etwas veröffentlicht, es wird abgefeiert, selbst wenn es der größte Schrott ist. Mein persönlicher Eindruck des aktuellen ALL TIME LOW Albums Last Young Renegade gehört dort rein. Ja, ich habe mir das Album angehört. Wie üblich auch mehrmals, da ich aufgrund der Relevanz der vier Amerikaner für die Musikrichtung eigentlich ein Review bringen wollte. Aber, ehrlich gesagt, ich habe mich nur durchgequält. Für mich fehlte der Punk. LADY GAGA hätte das Album auch unter ihrem Namen veröffentlichen können, mit einer weiblichen Stimme wäre es fast nicht aufgefallen. Der Hype um dieses Album ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Danach hatte ich eigentlich schon fast wieder die Nerven für die Szene verloren. Aber BROADSIDE, die zwar auch gerade richtig gehyped werden, haben mich dann doch schon eher überzeugen können. Deren neues Album Paradise hat für mich vieles von dem, was KIDS IN GLASS HOUSES und die frühen YOU ME AT SIX ausgemacht haben. Rockige Wurzeln, punkige Attitüde, ein bisschen Skater-Feeling und dennoch catchy Ohrwürmer. Wenn man ganz tolerant ist, hört man sogar einen ganz leisen Hauch FOO FIGHTERS raus. Auch wenn das erste Album laut Aussagen vieler anderer Reviewer viel aggressiver war, kann ich bei diesem hier wirklich etwas gewinnen. Gerade „Lose Your Way“ hat für mich etwas ganz eigenes cooles, was mich richtig gefangen nimmt. Hoffentlich machen die Jungs genauso weiter.
Übrigens haben beide Alben (Last Young Renegade und Paradise) in den meisten Reviews ähnliche Bewertungen bekommen, was ich absolut nicht nachvollziehen kann…
Aber was denkt ihr von der Szene? Wird es zu viel Hype? Habt ihr Favoriten? Würde mich mal interessieren!
Es gibt Bands, die hat man ständig auf dem Schirm. Gerade, wenn man, wie ich, ständig in der Metalcore-Szene unterwegs ist und diverse Musikmagazine Großbritanniens (ich glaube, mittlerweile muss ich nicht mehr erwähnen, welche), abonniert hat. Und dann gibt es da Bands, die kommen einem erst auf den Radar wegen Mr. US-President persönlich: Donald J. Trump. Vor ein paar Wochen habe ich im Internet eine Mitteilung gefunden, dass RISE AGAINST ihren Videodreh zu „The Violence“ nicht genehmigt bekommen haben, weil er zu sehr „anti-Regierung“ sei. Da wurde ich neugierig. Neue Videos heißen meistens neues Album. Und ich sollte recht behalten, denn mit Wolves erschien genau dieses am 9. Juni.
Gleich der Opener und Titeltrack erinnert mich an eine der ersten Bands, die wir auf New Rock Reviews tatsächlich zugeschickt bekommen haben: MAX RAPTOR. Treibender Rhythmus, viel Power, cooles Riffing und ein eingänger Chorus; was willst du mehr von einem ersten Song? Dafür, dass ich die Band vorher nie verfolgt habe (shame on me), finde ich das schon ziemlich gut. „House on Fire“ geht in typischer Skate-Punk-Manier weiter, wie ich es schon letztes Jahr von IGNITE gehört habe. Da sieht man dann doch, wo die vier Amis musikalisch herkommen. An sich zwar nichts neues, aber das ist in dieser Szene wohl auch nicht wirklich nötig. Hauptsache man hat Bock auf skaten und rocken.
Der „verbotene“ Song „The Violence“ beginnt eben so treibend und cool. Da gerade eh Sommer ist, könnte ich mich doch eigentlich auch gleich an den nächsten See zum rocken setzen. Lust darauf macht der Song musikalisch, auch wenn er textlich natürlich tatsächlich „anti-Regierung“ ist, denn ständig wird gefragt, ob wir nicht gut und mutig genug sind, uns gegen bestehende Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Klar, dass Mr. Trump da Angst bekommt. Und dann folgt mit „Welcome to the Breakdown“ der erste absolute Hit. Richtig gut zum moshen (irgendwo in meiner Fantasie zerschellt gerade ein Bierglas an der Wand) eignet sich der Refrain, der so etwas wie einen Breakdown a la Skate-Punk darstellt. Eine richtig coole Nummer.
Fast nahtlos schließt sich auch „Far From Perfect“ an. Ähnlich viel Tempo, ähnliches Feeling, teilweise ein leichter Pop-Punk-Touch, aber verdammt geht der Refrain ins Ohr. Der wird so schnell wohl nicht mehr vergessen werden. Besonders die Texte gefallen mir bisher. Wenn es um die Szene geht, bin ich ja generell eher in der politischen Ecke zu finden und zu diesem Thema scheinen RISE AGAINST mehr als genug mitteilen zu wollen. Wer denkt, jetzt müsste doch mal langsam was zum Verschnaufen kommen, wird wohl gleich in Tränen ausbrechen müssen. Denn auch wenn „Bullshit“ mit seiner leicht reggae-angehauchten Strophe etwas Luft holen lässt, kann man die gerade gefüllten Lungen gleich im Chorus wieder leer brüllen. Ein weiterer Hörtipp.
So, und jetzt tatsächlich kurz Luft holen. „Politics of Love“ ist etwas ruhiger, wenn auch nicht weniger überzeugend und catchy. Wieder bleibt der Refrain im Ohr wie ein mit voller Wucht krumm in die Wand geschlagener Nagel in eben dieser (wenn auch bei weitem weniger ärgerlich). Bisher haben mich RISE AGAINST echt am Haken. „Parts Per Million“ haut dann auch schon erneut mit voller Wucht rein. Kurz durchschnaufen reicht ja auch, oder? Wieder sehr catchy, wieder sehr viel Energie, wieder sehr viel Kopfschmerz vom Headbangen. Aber ein cooler Titel.
Ich denke mal, dass ich bei einem Titel wie „Mourning in Amerika“ nicht viel zur politischen Aussage sagen muss. Also bleib ich bei der Musik. Die Strophe überzeugt mich zwar nicht so, aber die 4 Jungs aus Chicago wissen, wie man Hooks schreibt; und die bekommt man im Refrain mehr als genug. Wenn mich einer nach einem Song fragen würde, den ich von Wolves empfehlen sollte ohne vielleicht die groß promoteten Dinger zu nennen, würde ich diesen nehmen. „How Many Walls“ ist ein typisch rockiger Song. Schon das Intro-Riff ist ziemlich cool, die verzögerten Beats in der Strophe, das abgedämpfte Riffing … dazu der Text: „How many walls can you burn?“ (dt. „Wie viele Mauern kann man niederbrennen?“). Da wird eindeutig klar, was die Band im Sinn hat. Das ist eindeutig einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.
Mit „Miracle“ scheint es genauso rockig weiterzugehen, auch wenn langsam die Abwechslung fehlt. Zwar sind die Songs alle cool, treibend und laden zum Moshen ein, aber der ein oder andere Wechsel wäre langsam gar nicht so verkehrt. Wird aber wohl nicht mehr passieren, denn die Szene gibt es einfach musikalisch nicht her. „Megaphone“ beginnt dann irreführend ruhig, bevor es fast sofort in einen typischen hart-punkrockigen Chorus geht, den ich von IGNITE, PENNYWISE und Co. nicht anders erwarten würde. Geht musikalisch als auch textlich wieder gut ins Ohr.
Und wer jetzt noch genug Energie hat: „Broadcast[Signal]Frequency“ kommt ja auch noch. Der nimmt dir dann echt den letzten Rest an Power. Wer nach dem Song nicht schwitzt und heiser ist, hat was falsch gemacht. Wahrscheinlich angefangen damit, sich das falsche Review durchzulesen. Aber zum Glück gibt’s das Fazit, um sich nochmal zu vergewissern.
Fazit: Ein verdammt solides szenetypisches Skate-Punk-Album. Wer hier auf Abwechslung hofft, wird das vergeblich tun. Wer aber gern rockt, mosht, feiert und Biergläser gegen Wände wirft, während er anderen mit um sich schlagenden Armen die Zähne ausschlägt (natürlich alles aus Versehen), der wird hier seinen Spaß haben. Persönlich kann ich Wolves sehr empfehlen, auch wenn ich bei Konzerten wohl eher hinten bleiben würde.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Hörtipps: Wolves, Welcome to the Breakdown, Bullshit, Mourning in Amerika, How Many Walls, Broadcast[Signal]Frequency
Tracklist:
Besetzung:
Vocals, Rhythmusgitarre: Tim McIlrath
Leadgitarre, Backings: Zach Blair
Bass, Backings: Joe Principe
Schlagzeug: Brandon Barnes
Info:
Musikrichtung: Melodic Hardcore, Skate Punk
VÖ-Datum: 09.06.2017
Label: Virgin Records
Herkunft: USA
Facebook: RISE AGAINST auf Facebook
Website: http://www.riseagainst.com/
INVSN (sprich: Invasion) sind zwar schon seit 1998 unterwegs, doch bisher vollkommen an mir vorbeigegangen. Mit The Beautiful Stories hat sich das jetzt geändert. Verantwortlich dafür zeigte sich mal wieder mein Lieblingsmusikmagazin aus Großbritannien RockSound, die im verlinkten Artikel ein kurzes Review abgegeben haben. Mal wieder recht herzlichen Dank dafür!
Die fünf Schweden haben es mir gleich von Anfang an angetan. Recht düstere, mystische Klänge in „Immer Zu“ lassen sofort erahnen, dass die Band aus dem Norden des Landes kommt. Abwechslung folgt gleich darauf mit „This Constant War“, der mit sambalastigen Percussions im Intro gute Stimmung macht. Hier ist richtig Energie drin und man bekommt viel Lust auf mehr.
Abwechslung bleibt auch bei „Bom Bom“ Stichwort. Hier höre ich starke NICK CAVE-Einflüsse. Der Wechselgesang zwischen Dennis Lyxzen und Sara Almgren, respektive Christina Karlsson, gibt dem Song einen sehr interessanten Touch. Ich finde „Bom Bom“ verdammt cool und atmosphärisch einfach grandios. Die fünf Minuten sind fast schon zu schnell um und man wünscht sie sich sofort zurück. „The Distance“ beginnt ähnlich düster. Lyxzens Stimme gibt dem Track einen Touch von DEPECHE MODE, allerdings bei weitem weniger poppig, was mir sehr gelegen kommt. Bisher gab es auf The Beautiful Stories nicht einen Song, den ich wegskippen will.
Das ändert sich auch mit „I Dreamt Music“ nicht. Ein klein wenig erinnert mich das Lied sogar an eine meiner walisischen Lieblingsbands THE JOY FORMIDABLE. Besonders gegen Ende fühle ich mich leicht an deren Song „Whirring“ erinnert, wenn dieser auch gegen Ende weitaus exzessiver ausgelebt wird. Mit „Deconstruct Hits“ setzen INVSN The Beautiful Stories dann endgültig die Krone auf. Das geflüsterte „Shut up!“ führt in einen unglaublich coolen Groove hinüber, der hauptsächlich von einem genialen Bass-Lick getragen wird. Die Gitarreneffekte vermitteln den mittlerweile schon gewohnten schrägen Anstrich, dazu kommt das synthesizerhafte Keyboard. Ein perfekter Song, der alles hat, was mich an dieser Band so anspricht.
Auch mit „Love’s Like A Drug“ werde ich nicht mehr von meiner Kaufentscheidung abzubringen sein. Das steht schon fest bevor der Song losgeht und ist danach auch nicht anders. Die fünf Schweden wissen, was sie tun. Der Song ist recht ruhig, aber der Wechselgesang und der leicht militärisch angehauchte Rhythmus (man denke an die Trommeln in Schlachten während des Mittelalters) geben dem Titel einen ganz eigenen Hauch. Sogar ein wenig Elektro kommt gegen Schluss vor. Mit Abwechslung tun sich INVSN also nicht wirklich schwer.
Fazit: The Beautiful Stories ist ein grandioses Album, das ich so gar nicht auf dem Schirm hatte und, ehrlich gesagt, als ich davon las, auch nicht so großartig gut erwartet hätte. Abwechlsungsreichtum, starkes Songwriting, coole Rhythmen und eingängige Hooks sorgen für eine perfekte Platte. Einziges Manko: Es sind nur sieben Songs. INVSN sind mit diesem Album aber definitiv auf meinem Radar gelandet und werden dort wohl auch noch eine Weile verbleiben dürfen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Hörtipps: This Constant War, Bom Bom, Deconstruct Hits
Tracklist:
Besetzung:
Vocals: Dennis Lyxzen
Bass, Vocals: Sara Almgren
Gitarre, Keyboard: Anders Stenberg
Schlagzeug, Percussion: Andre Sandström
Keyboard, Vocals: Christina Karlsson
Info:
Musikrichtung: Indie, Post Punk
VÖ-Datum: 9.6.2017
Label: Woah Dad! Records
Herkunft: Schweden
Facebook: INVSN auf Facebook
„Wenn Narzissten über Narzissten singen“ titelte laut.de in ihrer Kritik zu ROGER WATERS‘ neuem Album Is This The Life We Really Want?. Eine durchaus gewagte Überschrift, denn auf der einen Seite ist das Ego des ehemaligen PINK FLOYD-Bassisten durchaus bekannt, doch auf der anderen Seite (der andere Narzist, über den in der Überschrift Bezug genommen wird) handelt es sich eben auch um Donald Trump, seines Zeichens amtierender US-Präsident. Der Vergleich hinkt.
Schon der Bezug im Anfangsparagraph, in dem Waters‘ musikalische Bezugnahme auf den Falklandkrieg 1982, den Mauerfall 1989 und nun die Präsidentschaftswahl 2016 angesprochen wird, wirkt überspitzt. Ist es nicht gerade in stürmischen, politischen Zeiten auch Aufgabe von Musikerinnen und Musikern, politisch zu wirken? BOB DYLAN, NEIL YOUNG, BRUCE SPRINGSTEEN … seit Jahrzehnten nehmen Musiker kein Blatt vor den Mund, wenn es Politik geht und etwas verändert werden soll. Warum sollte also ROGER WATERS etwas anderes tun?
Gut ins Ohr geht das Album dennoch. Natürlich kann man den PINK FLOYD-Einfluss unmöglicherweise überhören. Und ja, viele Songs wirken wie direkt von einem der Alben der legendären britischen Rockband. Doch nach 25 Jahren Pause und im Alter von 73 Jahren muss man sich nicht mehr neu erfinden. Das Recht, die Nachricht vor die Musik zu stellen, sollte man einer solchen Größe einräumen. Mit NEIL YOUNG hätte es da nie ein solches Drama gegeben. Da dieser allerdings so oft gegen die Politik wettert, wäre es wahrscheinlich nicht mal mehr aufgefallen. Von daher: Dank an Onkel Roger, dass er sich mal wieder zu Wort gemeldet hat und zeigt, dass Musik auch intellektuell und politisch ansprechend sein kann.
Bild: Brennan Schnell from Canada, Roger Waters – The Wall in Ottawa (7451688452), CC BY 2.0
Zwar wollen DARKE COMPLEX nicht in eine Schublade gesteckt werden, aber wenn man im Review-Business arbeitet, versucht man dennoch immer wieder bestmöglich einen Überblick über den Klang einer Band zu geben. Die Bezeichnung Nu Metal passt bei den Texanern zwar ganz gut, aber trotzdem haben sie eine ganz eigene Version davon entwickelt. Teils stark von KORN beeinflusst, geht es kurz darauf in Richtung der frühen SLIPKNOT, über die guten LIMP BIZKIT-Jahre bis hin zur Hybrid Theory-Ära von LINKIN PARK.
Drückende Riffs, abwechslunsgreiches Songwriting und gar die ein oder anderen Breakdowns findet man auf dem letzten Jahr erschienenen Album Point Oblivion zur Genüge. Mir persönlich sagen die Jungs wirklich zu und ich würde jedem, der in ähnlichen Fahrwassern unterwegs ist, empfehlen, sich das ganze Werk zumindest einmal zu geben.
Sollte ein auführliches Review gewünscht sein, würde ich dieses natürlich noch verfassen. Obwohl es ein Album von 2016 ist, auf das ich erst jetzt aufmerksam geworden bin, wollte ich das dem geneigten New Rock Reviews-Leser nicht vorenthalten. Viel Spaß beim Reinhören!