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Musik

CD-Review: Zelinka – Zelinka

Info
Band: Zelinka
Album: Zelinka
Musikrichtung: Instrumentaler Rock/Blues/Jazz/Funk
Veröffentlicht: 2013
Label: n.a.
Herkunft: Deutschland
Facebook: https://www.facebook.com/Zelinka.Music

Vielseitigkeit ist wichtig, keine Frage. Vor Kurzem erst habe ich mir in Vorbereitung auf den Januar schon einmal meine Top 5-Alben des Jahres 2013 zusammengestellt, wobei mir deutlich aufgefallen ist, wie stark die Sprünge von einem zum nächsten sind. Und jetzt hatte ich ZELINKA auf meinem Schreibtisch liegen. Die Beschreibung: „ein kraftvolles rockjazzfunkbluesiges Instrumentalprojekt“. Wenn es den Ansprüchen gerecht wird, die sich da in meinem Kopf gebildet haben, wird sich eines meiner Top 5-Alben wohl verabschieden dürfen.

Zelinkabeginnt mit dem Song „Catacomb“, einem ganz angenehm dahingroovenden Song mit vielen Pausen und Instrumentalfills. Mit fast fünf Minuten ist er mir aber doch etwas zu lang, allerdings wird das ab und an durch ein schönes Solo ausgeglichen. Und mit „Safaga“ kommt auch schon die Abwechslung! Hier sind Jazz, Funk und Rock in einem Song vereint. Als Gitarrist mit Basserfahrung klappt mir in Anbetracht der Leistung von Gitarrist Bernd Fleischer und Bassist Torsten Großmann nicht nur einmal die Kinnlade runter, wenn einmal Gitarre und Bass ein kleines Duett spielen und gegen Ende der Bass allein ein Fill loslässt, bei dem wohl jeder Bassist sein Instrument beleidigt in die Ecke stellen wird.

Weiter geht’s mit „Silent“, einer Akustiknummer, die einen klanglich in spanische Sommer versetzt. Ein bisschen verträumt und damit sehr schön geeignet ein wenig auszuspannen. Spätestens mit dem elektrischen Gitarren-Solo hören dann auch die etwas weniger zartbeseiteten Rockfans wieder hin. Einfach ein klasse Songwriting! Mit „Room No. 15“ wird’s zum ersten mal bluesig auf der Platte. Der Groove macht es mir echt schwer, während der Strophe meine Eindrücke niederzuschreiben, weil hier garantiert niemand still sitzen bleiben kann. Ein Basssolo gibt’s gratis obendrauf. Auch dieser Titel ist nur zu empfehlen.

Rockig wird es durch die stärker angezerrte Gitarre in „Toxic“. Angejazzte Rocksolo-Passagen, die einfach Spaß machen und es einem gar nicht erlauben, weg zu hören, sind hier ohne Probleme zuhauf vorzufinden. Mit „Chill Out“ bleibt es rockig, auch wenn es hier, wie der Name vermuten lässt, zu Anfang etwas gemächlicher zur Sache geht. Kurz darauf fliegt einem aber eine Lead um die Ohren, die sich einfach im Ohr festbeißt und auch nach zwei Wochen nicht verschwunden sein wird. Unbestritten großartige Gitarrenarbeit – von den Soli ganz zu schweigen – und progressiv noch dazu. Über sechs Minuten die wie im Flug vergehen.

Zurück zum Funk: „Funky Bitch“ macht schon im Namen klar auf welche Reise es mit diesem Titel geht. Wie bei „Room No. 15“ fällt es mir hier ebenfalls schwer die Beine ruhig zu halten. Auch hier gibt es ein (diesmal etwas gemächlicheres) Basssolo geboten, das viel Platz für Livespielereien hergibt. PELAGIC ZONE lassen grüßen. „The Cat“ dagegen zeigt sich erneut bluesig. Die Band macht es einem echt nicht leicht still zu sitzen. Soli gepaart mit Hard-Rock-Riffs gibt es auch noch dazu (in einem bluesigen Song!). Woher bekommt man solche Ideen? Großartig!

Hard Rock war schon mal ein gutes Stichwort, denn mit „Gipsy March“ geht es genau in diese Richtung. Mächtige Gitarren und ein Riff, das in den Achtzigern für fliegende Haarmähnen gesorgt hätte. Aber es bleibt nicht nur beim Hard Rock – es gibt sogar eine kurze Reggae-Passage! Sprachlosigkeit macht sich breit. Mit „Raindrops“ kommt Zelinka zu einem schönen, balladesken Abschluss, der dem Album mehr als gerecht wird. Viel Akustik, tolle Soli und generell nochmal eine tolle Gelegenheit zum Träumen.

Fazit: An der ein oder anderen Stelle wäre zwar etwas Gesang gar nicht so fehl am Platz gewesen, insgesamt bietet Zelinkaaber mehr als nur Abwechslung. Musikalisch ist keiner der drei anzuzweifeln, auch vom Songwriting her sollte es niemanden zum Meckern verleiten, der es nicht ausdrücklich besser kann. Die Scheibe ist definitiv empfehlenswert! Eine Kollaboration mit YSMA könnte ich mir – für zukünftige Konzerte – auch durchaus gut vorstellen. Ach ja: Meine Top 5 wackelt wieder.

Hörtipps: „Safaga“, „Room No. 15“, „Funky Bitch“, „Gipsy March“, „Raindrops“

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

Tracklist
1. Catacomb
2. Safaga
3. Silent
4. Room No. 15
5. Toxic
6. Chill Out
7. Funky Bitch
8. The Cat
9. Gipsy March
10. Raindrops

Besetzung
Gitarre: Bern Fleischer
Bass: Torsten Großmann

Drums: Kay Rohr