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CD-Review: Blood Red Shoes – Blood Red Shoes

Seit THE JOY FORMIDABLE mich in ihren Bann gezogen haben, finde ich es ja immer wieder erstaunlich, wie wenig Leute so viel Energie in ihre Musik übertragen können. BLOOD RED SHOES sind ein ebenso gutes Beispiel für mein Erstaunen, zumal sie nur zu zweit ähnlich viel Energie produzieren. Das neueste selbstbetitelte Album erschien Ende Februar und wird diese Woche von mir unter die Lupe genommen.
 
Leider kenne ich die früheren Werke der Band nicht, weshalb mir dort keine Vergleichsmöglichkeiten offen stehen und ich dadurch rein auf meinen Geschmack vertrauen werde. Aufgenommen und produziert wurde die Scheibe in Berlin, ohne Produzenten (ja, auch das ist ein Weg, den manch andere Band eventuell einmal gehen könnte).
 
Blood Red Shoesbeginnt mit dem instrumentalen Opener „Welcome Home“, der vor Energie nur so strotzt und ordentlich mitzieht. Man merkt eigentlich schon von Anfang an nicht ein bisschen, dass es sich hierbei nur um zwei Personen handelt. „Everything All At Once“ folgt gleich im Anschluss. Treibende Strophe, Effekte auf dem Mikro (wie ich es auch schon von TJF gewohnt bin) und generell eine sehr interessante Art des Songwritings.
 
„An Animal“ ist der Song, der mich auf die beiden erstmals aufmerksam gemacht hat. Mir gefällt besonders das leicht punkige Riff der Strophe und der rockige Endspurt. Leider ist der Titel für meinen Geschmack etwas zu kurz, live aber dafür umso rockiger. Bei „Greysmoke“ wird erstmals der Gesangspart getauscht. Wo vorher hauptsächlich Schlagzeuger Steven Ansell gesungen hat und Gitarristin Laura-Mary Carter die Backings übernahm, dreht sich das in der Nummer zum ersten Mal um. Der Song ist etwas ruhiger, etwas mehr Indie als die beiden Vorgänger und sorgt damit für etwas Abwechslung.
 
Auch „Far Away“ beginnt etwas ruhiger. Der Gesang wechselt zwischen beiden hin und her und erinnert mich im Refrain stark an die erste TJF-Platte, was bei mir Punkte einbringt, da der Song trotz allem eine ganz eigene Note besitzt. „The Perfect Mess“ legt dann wieder einen Zahn zu, mehr Rock, weniger Mystik. Die Strophe geht trotzdem durch die tiefen Gitarrenklänge leicht in Richtung Doom (wobei mir besonders JEX THOTH in den Sinn kommen), auch wenn der Song um einiges schneller ist. Wieder gefällt mir das stark rockige Ende, ein Stil, mit dem sie bei mir offene Türen einzurennen scheinen.
 
„Behind a Wall“ ist anfangs wieder ein ruhigerer Vertreter, sorgt aber im Refrain bei mir für einen Instant-Dauerohrwurm, der nur noch von einem späteren Song getoppt wird. Bisher macht die Scheibe einen recht guten Eindruck und läuft auch ohne Probleme oder den Drang, jetzt einmal etwas anderes hören zu wollen, durch. „Stranger“ ist ein weiterer Ohrwurmkandidat. Das Intro erinnert mich an LOSTPROPHETS‘ „Sway“ (ja, genau; die Band, über die niemand mehr reden will/kann/darf). Generell geht es hier etwas mystischer zu, was sicher auch mit der angenehmen Stimme der Gitarristin zu tun hat und mir gut in die Ohren geht. Mein Trommelfell kann für gute vier Minuten etwas entspannen.
 
Der absolute Ohrwurm folgt allerdings mit „Speech Coma“, der vor Gitarreneffekten strotzt und im Refrain dafür sorgt, dass man einfach mitmachen muss. Die musikalische Explosion gegen Ende des Titels sorgt dafür, dass ich mich für diesen Song als meinen Favoriten für Blood Red Shoesfestlegen kann. „Don’t Get Caught“ ist im Refrain etwas härter, als ich das von den anderen Nummern bisher gewohnt bin. Sicher ein ganz guter Song, der aber nach den drei Vorgängern untergeht, auch wenn er im Mittelteil einen starken Moment hat.
 
„Cigarettes in the Dark“ überzeugt mich mit dem leichten Hall auf dem Schlagzeug und den netten Effekten im Hintergrund, bevor er dann im Refrain erneut leicht doomig vor sich hin groovt. Den großartigen Abschluss des Albums bildet allerdings das mystische „Tightwire“, das auf LP wahrscheinlich noch viel besser zum Nachdenken anregt als es das auf CD schafft. Nach diesem Abschluss bleibt man tatsächlich erst einmal ein paar Sekunden sitzen und lässt den Titel auf sich wirken.
 
Fazit: Mystisch, rockig und energiegeladen, wenn auch hier und da ein wenig zu starr. Ein gutes viertes Album, dass mich in mehreren Momenten richtig gepackt hat, aber mich trotzdem nicht davon überzeugen kann, in den grünen Bereich zu gehören.
 
Hörtipps: „An Animal“, „Behind a Wall“, „Stranger“, „Speech Coma“, „Tightwire“
 
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
 
Tracklist:
1. Welcome Home
2. Everything All At Once
3. An Animal
4. Greysmoke
5. Far Away
6. The Perfect Mess
7. Behind a Wall
8. Stranger
9. Speech Coma
10. Don’t Get Caught
11. Cigarettes in the Dark
12. Tightwire
 
Besetzung:
Gesang, Gitarre: Laura-Mary Carter
Gesang, Drums: Steven Ansell

Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsdatum: 28.02.2014
Label: Jazz Life
Herkunft: England