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Musik

LP-Review: Sodom – Epitome Of Torture

Info 

Bandname:  Sodom 
Albumname:  Epitome Of Torture 
Musikrichtung:  Thrash Metal 
Erscheinungsjahr:  2013 
Label:  Steamhammer 
Herkunft:  Deutschland 
Facebook:  www.facebook.com/sodomized
Website:  www.sodomized.info

Neues aus dem Hause SODOM. Nach dem mehr als ordentlichen „In War And Pieces“ Album, dass mit einigen Überraschungen aufwartete, war ich nun gespannt wie das Trio mit neuem Schlagzeuger im Bandgefüge lärmen würde.
So wirklich enttäuscht hatten mich SODOM bisher nicht, auch wenn bei den letzten Scheiben allein die Selbstbetitelte aus dem Jahre 2006 nicht so richtig zünden wollte, ist sie doch weit davon entfernt ein Reinfall zu sein.
Zudem gehöre ich auch nicht zu den Leuten, die von SODOM ein zweites „Agent Orange“ erwarten und bei jeder Neuveröffentlichung der Thrasher besagtem Werk nachtrauern. Dabei wird gern vergessen und unterschlagen, welche großartigen Scheiben SODOM seitdem bereits eingehämmert haben. Sei es nun das fabelhafte „Tapping The Vein“ oder auch „Masquerade In Blood“, „Code Red“, „M-16“ und wie bereits erwähnt „In War And Pieces“!
Die neueste Langrille „Epitome Of Torture“ beginnt, wie seine zwei Vorgänger auch, mit unverzerrter Gitarre, da scheint sich eine kleine Tradition breit zu machen. Vielleicht hat es der eine oder andere lieber, gleich das volle Brett vor die Kauleiste geschmettert zu bekommen – Tja, Pech gehabt. Kurz darauf setzt dann auch schon Toms knarrziger Bass ein und „My final bullet“ nimmt Gestalt an. Ein kraftvoller, packender Song mit einem ohrwurmbeschwörenden und für SODOM-Verhältnisse verdammt melodischen Refrain. Auch Bernemanns Solo fällt ziemlich melodieverliebt aus. Dann gibt’s noch eine schleppende Passage mit textlich beschwörendem „Thy will be done“, was auch ordentlich Druck macht. Herrlich! Keine Songstruktur nach klassischem Schema, sondern richtig gut gebaut. Besser kann man das Album nicht eröffnen. Ich finde den Song wahnsinnig gut und habe ihn mir oftmals nach dem Komplettgenuss von „Epitome Of Torture“ als Zugabe ein weiteres Mal gegeben. Da kann ich definitive Suchtgefahr bescheinigen.
Das SODOM mit „My final bullet“ ihr kreatives Pulver noch lange nicht verschossen haben, beweißt „S.O.D.O.M.“. Das Intro-Riff spiegelt klanglich die Anfangstage der Band wieder. Im Anschluss gibt’s das volle Brett und zwar ohne Schnörkel. Ebenso mit einem genialen Refrain ausgestattet, auch wenn der dieses Mal nicht melodisch ausfällt, ist der Song mitreißend und sollte live mehr als gut funktionieren. Die Thrash-Institution hat sich damit eine eigene Hymne oder besser: Hymnen-Walze auf den Leib geschneidert. Zeit wird’s!
Das Energielevel bleibt erhalten und der Titletrack wird in bester Thrash-Manier mit satten Stakkatoriffs befeuert. Eine sehr solide Nummer, die zwar im Vergleich der zwei Vorgängerstücke leicht abfällt, aber trotzdem begeistern kann. Gerade auch der Refrain bleibt gut hängen.
Was mir schon bei den letzten Veröffentlichungen der Thrash-Veteranen gefallen hat, ist die Tatsache, dass Tom sein Organ sehr variabel einsetzt und somit zusätzlich für Abwechslung sorgt. Bei „Stigmatized“ findet man sogar leichte Ansätze von Growls. Ansonsten keift und röchelt er, dass es nur so eine Freude ist. Obwohl der Refrain eigentlich nur aus einem Wort besteht, gefällt mir die rhythmische Darbietung dessen sehr gut und auch das bleibt über das Ende des Stücks hinaus hängen.
Bei „Cannibal“ nimmt man sich wieder etwas tempomäßig zurück und groovt dafür gehörig. Dabei gehen SODOM wieder sehr harmonisch zu Werke. Solide Nummer.
Nicht ganz so gelungen finde ich „Shoot today – kill tomorrow“. Im Grunde keine schlechte Sache, aber so richtig überzeugt sie mich trotzdem nicht, obwohl man hier auch sehr vielschichtig rumpelt. An der Stelle hätte ich eher den Bonustrack des Digipaks (oder der Vinylausgabe) „Splitting the atom“ gehört. Da reisst auch die etwas rhythmisch modern angehauchte Gesangspassage nichts raus, wo Tom so klingt als hätte er in eine Blechdose gesungen.
Den verlorenen Boden machen die Herren aber bereits mit „Invocating the demons“ mehr als wieder gut. Packendes Liedgut mit häufigem Rhythmuswechsel, Dynamik und melodischer Härte. Neuzugang Makka hämmert gepflegt auf sein Kit ein und lässt die Tom-Toms gehörig poltern. Volltreffer.
Etwas geradliniger wird uns „Katjuscha“ präsentiert. Hierbei dürfen natürlich die klassischen Stakkatosalven auch nicht fehlen, um das Ganze mit Nachdruck nach Vorn zu peitschen. Dazu kredenzt man noch einen kräftigen Mitgröhlrefrain und Tom röhrt sich die Seele ausm Leib. Solche Nummern gehören einfach zu einer guten SODOM-Scheibe dazu. Punkt!
„Into the skies of war“ beweist auch wieder ein gutes Händchen für Harmonien und Melodien. Ein Headbanger im Mid-tempo-Bereich. Kein stures stumpfes Geholze sondern mit Feingefühl und Köpfchen musiziert. Gefällt mir auch sehr gut.
Eine ganze Spur erdiger und ohne größere Überraschungen entfaltet sich „Tracing the victim“. Ein schleppendes Stück, das zumindest bei mir nicht direkt beim ersten Mal Begeisterungsstürme losbrechen ließ. Was ja aber kein Qualitätsmerkmal darstellt. Auf jeden Fall passt es sich bestens ins Gesamtgeschehen von „Epitome Of Torture“ ein und verbreitet eine ganz eigene Stimmung und Melodik.
An dieser Stelle endet das reguläre Album und wir wenden uns direkt und ohne Umschweife den Bonustracks zu:
Bei „Waterboarding“ wechseln sich schnelle und schleppende Passagen ab. Der Refrain hat Druck ohne Ende, dass einem die Hosenbeine flattern, wird aber doch ein paar Mal zu oft eingesetzt. Das wirkt dann zumindest bei mir nicht mehr und hat die Tendenz auf Dauer etwas zu nerven. Da sind dem Trio scheinbar etwas die Ideen ausgegangen. Geht aber als Bonustrack absolut in Ordnung und es wäre schade gewesen, die Aufnahme im Archiv verstauben zu lassen.
Ich hatte „Splitting the atom“ ja bereits erwähnt und finde es als Bonustrack ein bisschen deplatziert. Es ist stark genug als vollwertiger Beitrag auf dem Album zu stehen. Hier macht man dem Hörer noch mal richtig Feuer unterm Hintern und begeistert einmal mehr mir Variation und Stimmungswechseln.
Der spezielle Vinyl-Bonustrack ist MOTÖRHEAD’s „Ace of spades“. Ob man nun eine weitere Interpretation dieses Songs braucht, soll jeder für sich selbst entscheiden. Wie Tom Angelripper in Interviews anmerkte, bedeute ihm der Song bis heute sehr viel und seine Begeisterung dafür sei ungebrochen. SODOM halten sich bei der Ausführung im Grunde voll am Original, packen ihn eben nur ins bandtypische Klanggerüst. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.
Fazit:
Als Erstes möchte ich positiv erwähnen, dass die Band diesmal wieder auf ein deutschsprachiges Lied verzichtet hat. Zum Glück, möchte ich sagen, in Erinnerung an das sehr gewöhnungsbedürftige und ideenlose „Knarrenheinz“ vom Vorgänger.
Ansonsten zeigen SODOM mit „Epitome Of Torture“ deutlich auf, dass sie noch genügend Energie und Ideen haben, um ein knackig frisches Album einzuzimmern. Dabei verweist man ganz lässig eine ganze Reihe von Nacheiferern der jüngeren Generation auf ihre Plätze. So muss das sein!
Wie heißt es doch so schön: „Thrash ´til death!“ Wenn SODOM in Zukunft ähnlich starke Alben veröffentlichen, von mir aus auch gern darüber hinaus!
Anspieltipps: „My final bullet“, „S.O.D.O.M.“, „Stigmatized“, „Invocating the demons“



Bewertung: 9 von 10 Punkten


Tracklist:

01.My final bullet
02.S.O.D.O.M.
03.Epitome of torture
04.Stigmatized
05.Cannibal
06.Shoot today – kill tomorrow
07.Invocating the demons
08.Katjuscha
09.Into the skies of war
10.Tracing the victim
11.Waterboarding (Bonustrack)
12.Splitting the atom (Bonustrack)
13.Ace of spades (Bonustrack – vinyl only)


Besetzung:

Tom Angelripper – Vocals, Bass
Bernemann – Guitars
Makka – Drums


Für die Freunde der physischen Tonträger:

Die Digipak-CD-Ausgabe beinhaltet 2 Bonustracks, die Vinylvariante (erhältlich in:red/black marbled vinyl , green vinyl, yellow vinyl) bietet zusätzlich einen weiteren Bonustrack.

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Musik

CD-Review: Spiritual Beggars – Earth Blues

Info
Bandname:  Spiritual Beggars
Albumname:  Earth Blues
Musikrichtung:  Rock
Erscheinungsjahr:  2013
Label:  InsideOut Music / Century Media
Herkunft:  Schweden
Facebook:  www.facebook.com/spiritualbeggarsofficial
Website:  www.spiritualbeggars.com
  
Michael Amotts Nebenspielwiese hat zum zweiten Streich mit Sänger Apollo Papathanasio ausgeholt. Nachdem auf dem „Back To Zero“-Album eine saubere Kehrtwende im musikalischen Konzept hingelegt wurde, durfte man nun gespannt sein, wo die Reise diesmal hingeht.
Um gleich direkt eine Abkürzung zu nehmen: Es geht im Prinzip da weiter, wo man zuletzt aufgehört hat.
Lediglich auf produktionstechnischer Seite geht es etwas muffig und verschwommen zur Sache, was auch gleich schon ein direkter Kritikpunkt an dem Album ist. Das ist mir dann doch eine Spur zu „retro“, aber gut, gehen wir mal davon aus, es soll so sein und präsentiert sich ganz bewusst in diesem Gewand. Geschmackssache!
Musikalisch ist man, wie beim Vorgänger auch, stark dem „Classic Rock“  (gewöhnungsbedürftige Bezeichnung – ich weiß, hat sich aber nun mal so eingebürgert) verwurzelt. Die Paten heißen hier ganz klar: DEEP PURPLE, RAINBOW, URIAH HEEP, THIN LIZZY und eine winzige Prise ATOMIC ROOSTER. Keine schlechten Zutaten möchte ich meinen!
Das Album im Ganzen ist kein unverzichtbarer Meilenstein geworden, das schon mal vorweg. Ist es deswegen zu vernachlässigen? Mitnichten! Es ist dennoch ein gutes rundes Rockalbum, das mit einigen sehr guten Stücken glänzen kann.
Den Anfang macht „Wise as a serpent“. Taktvorgabe Schlagzeug und los geht das Ganze. Hier wird also geklotzt und nicht gekleckert, gut so. Rotzige Gitarren und das widerspenstige Aufbäumen einer röhrenden Hammondorgel, dazu noch ein eingängiger Refrain und fertig ist die solide, wenn auch nicht allzu überragende Rocknummer.
Von dieser Sorte gibt es ein paar auf dem Album. „Turn the tide“, „Road to madness“ und „Dead end town“ hauen da in eine ähnliche Kerbe, ohne ein purer Abklatsch des Openers zu sein. „Kingmaker“ fällt ebenso in diese Kategorie, wartet allerdings noch mit einem URIAH HEEP „Ah ha ha“-Chorgesang auf. Durchaus brauchbare Klangware, die nur nicht mit übermäßigem Ideenreichtum ausgeliefert wird und sich somit irgendwo im Mittelfeld einfindet.
Kommen wir nun gleich mal zu den Glanztaten von „Earth Blues“, die neben den ebengenannten ähnlichgearteten Stücken (im weitesten Sinne!) dem Album die gewisse Tiefe und Reife bringen.
„Sweet magic pain“ kommt herrlich groovig daher, mit dröhnender Orgel. Hier wechseln sich packende Rhythmik und behagliche ruhige Momente ab, bevor es zum plötzlich Bruch kommt und ein Klavier eine bedächtige Stimmung ausbreitet, welche wenig später durch zarte melodische Gitarrenklänge und Mellotron Ergänzung erfährt. Die Gitarre wird zweistimmig und als grandiose Steigerung setzt das Klavier Akzente bevor es mit einem erneuten Bruch zurück zum Anfang geht. Grandios!
Der nächste große Wurf gelingt der Band mit „Too old to die young“ (klasse Wortspiel übrigens!), definitiv mein Favorit. Das Ding groovt. Percussionvielfalt, Synthieschwaden und wieder Mellotron. Auch hier regieren die drastischen Wechsel. Plötzlich weicht die wabernde Rockmasse einer verträumten Atmosphäre mit Akustikgitarre und Orgelteppich. Wunderbar harmonisch. Plötzlich rollende Drums. Die Orgel dröhnt, dass es eine Freude ist. Dann erschüttert ein „gillanesker“ Schrei die Grundmauern und eine typische Blackmore Gitarrensalve trifft vollends ins Schwarze, bevor die Nummer in bester RAINBOW-Manier Fahrt aufnimmt. Klasse gemacht! Geht eigentlich nicht besser.
Raffiniert dargeboten und absolut gelungen finde ich auch „One man’s curse“. Kurz gesagt: Funky Time! Witzige Keyboards in Funk-Rhythmik treffen auf dröhnend rotzige Gitarren. Dieser Song gibt dem Gesamtwerk eine ganz eigene Note mit.
Völlig daneben gegangen ist dagegen aber das Gitarrenintro von „Hello sorrow“. Noch in freudiger Verzückung nach „Sweet magic pain“ bekommt man hier dermaßen einen Dämpfer verpasst, dass es einen erstmal ungebremst auf den Boden brettert und zwar ohne Vorwarnung. Was zum Teufel ist denn da passiert? Eine schmierig klebrige Melodie, die zu allem Übel auch noch verdammt nach irgendeinem miesen 80er Popsong klingt. Oh man, das muss man erstmal verdauen. Zum Glück wird die Benommenheit sofort durch ein THIN LIZZY-geprägtes Riff (a la Jailbreak) vertrieben. Ja, das stimmt wieder versöhnlicher, zumindest was die Strophen angeht. Der Refrain fällt eher etwas mager aus.
Im Anschluss an diese kleine böse Überraschung werde ich schon etwas nervös, als ich den Songtitel „Dreamer“ lese. Das wird doch nicht etwa eine Covernummer des Nervengifts SUPERTRAMP sein? Was es zu meiner unendlichen Erleichterung nicht ist! Ganz im Gegenteil. „Dreamer“ hat extreme URIAH HEEP-Schlagseite und es fällt nicht schwer, mir dabei David Byron als Sänger vorzustellen. Die Gitarre spielt hier eher eine sehr untergeordnete Rolle, präsentiert uns aber ein feines gefühlvolles Solo (wobei Michael Amott die Töne dabei genau nur so lange stehen lässt, bis sie in ein Feedback übergehen wollen – hier wird mit Fingerspitzengefühl gearbeitet). „Dreamer“ kann man ruhigen Gewissens als eine Art Halbballade bezeichnen, denn zum Ende rockt es wieder ordentlich.
Um die Sache noch komplett zu machen, müssen jetzt noch „Freedom song“ und „Legends collapse“ zur Sprache kommen. Wobei beide Stücke recht gegensätzlich sind.
„Freedom song“ ist eine treibende Nummer, mit interessanter Solopassage und einem mit Akustikgitarren unterlegten guten Refrain.
Wohingegen „Legends collapse“ wie ein zähfließender bleierner Broken ausgefallen ist, mit düster dröhnender Orgel, was aber der Vielfältigkeit des Albums sehr zuträglich ist.
Fazit:
„Earth Blues“ ist ein gutes Album geworden, mit vielen Gesichtern, wovon mich nur die 80er-Pop-Fratze so richtig erschreckt hat.
Was mir auch gut gefällt ist die Ausgewogenheit zwischen Gitarre und Tasteninstrumenten. Die Gitarrenarbeit von Michael Amott ist durchgängig songdienlich und durchaus an den passenden Stellen sehr einfühlsam. Auch seine gewohnt WahWah-geschwängerten Leadsounds kommen nicht zu kurz.
Sänger Apollo liefert ebenso wieder saubere Arbeit ab und präsentiert sich erneut als fabelhafter Rocksänger mit markanter Stimme. Da gibt es meinerseits nichts zu kritisieren.
Es lohnt sich auch, dem Album mehr als einen Durchlauf zu geben. Tendenziell wächst es eher, nach eigener Erfahrung. Nichtsdestotrotz ohne weiteres noch steigerungsfähig.
Anspieltipps: „Sweet magic pain“, „Too old to die young“, „One man’s curse”
Bewertung: 8 von 10 Punkten  
Tracklist:
01.Wise as a serpent
02.Turn the tide
03.Sweet magic pain
04.Hello sorrow
05.One man’s curse
06.Dreamer
07.Too old to die young
08.Kingmaker
09.Road to madness
10.Dead end town
11.Freedom song
12.Legends collapse
Besetzung:
Michael Amott – Guitars
Ludwig Witt – Drums
Per Wiberg – Keyboards
Sharlee D’Angelo – Bass
Apollo Papathanasio – Vocals
Für die Freunde der physischen Tonträger:
Neben der Standard CD-Variante gibt es auch ein 2CD-Digibook, welches ebenso wie die Vinylausgaben (ja, auch gibt es verschiedene Farben! [Black, Brown, Roadburn Blue, Transparent-Yellow-Brown-Orange-Splatter ), 8 Livesongs vom Loud Park 2010 enthält, welche sehr roh rüberkommen. Das scheint wirklich „live“ zu sein!

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Musik

CD-Review: Dana Fuchs – Bliss Avenue

Info
Bandname:  Dana Fuchs
Albumname:  Bliss Avenue
Musikrichtung:  Blues / Rock
Erscheinungsjahr:  2013
Label:  Ruf Records
Herkunft:  USA
Facebook:  www.facebook.com/pages/Dana-Fuchs/9562133189
Website:  www.danafuchs.com
Ach wie schön ist doch so eine richtig kräftige Gesangsstimme. Gerade im Bereich der Sängerinnen gibt es viele schwache Stimmchen, die hauchen und schmachten und weiß der Teufel was noch. Dafür bin ich nun überhaupt nicht zu haben. Schrecklich!
DANA FUCHS ist da schon eine ganz andere Vertreterin. Hier steckt nicht nur Kraft, Gefühl und Geschick dahinter sondern auch noch ein sehr variables Spektrum. Diese Frau kann singen. Punkt!
Gerade hat sie ihr drittes Album „Bliss Avenue“ veröffentlicht und genau dieses möchte ich im folgenden Review vorstellen.
Eröffnet wird mit einem schönen schweren Blues-Rock-Brocken, der etwas widerspenstig zu sein scheint. Aber DANA FUCHS kräftiger rockiger Gesang zähmt dieses Ungetier und hält es in Schach. Leider wurde allerdings ein wenig Verzerrung auf den Gesang gelegt, was meiner Meinung nach nicht hätte sein müssen. Das braucht DANA FUCHS nicht, sie schafft es locker die erforderliche Power so rüberzubringen. (Interessierte können ja im Netz mal nach einem Mitschnitt vom BEATLES-Cover „Helter skelter“ suchen, welches Sie sehr häufig präsentiert. Sie steht da einer BETH HART in Nichts nach.) Ansonsten ist es eine gitarrendominierte Nummer, die schon mal Lust auf Mehr macht.
Etwas treibendere rockige Töne erklingen bei „How did things get this way“, zudem wirkt es im Gegensatz zum Opener wesentlich fröhlicher oder positiver. Dieser rauchige Ansatz in der Stimme passt da perfekt. Bei diesem Stück sind Gitarren und Orgel in ausgewogenem Verhältnis. Alles in allem ist es ein livetaugliches Stück mit Mitsingfaktor, nicht zuletzt durch den eingängigen Refrain mit Choreinsatz. Schön ist auch der urige Schrei im Fade-Out. Mehr davon, bitte!!
Das Schlagzeug übernimmt mit entspanntem seichten Shuffle-Feel und die Gitarre wird schön dosiert eingestreut. Die Bassdrum bietet den entsprechenden Puls und schon ist man vom Rhythmus angesteckt. Mir gefällt die Atmosphäre von „Handful too many“ gut. Die Orgel blitzt nur partiell ins Geschehen und im Refrain gibt es erneut Chorunterstützung.
Wieder eine ganz andere Stimmung versprüht „Livin’ on an Sunday“. Nüchtern betrachtet würde ich ihn als Gute-Laune-Sommer-Song bezeichnen. Sehr eingängig und mit dominantem Refrain. Dieser wird dann im Mittelteil nochmal als Mitklatschvariante auftauchen. Da braucht man keine zwei Durchläufe um beherzt mitträllern zu können, sofern man das will und dazu überhaupt in der Lage ist! Gitarrist und Songwritingpartner Jon Diamond schüttelt hier die Akkorde ganz lässig entspannt aus dem Handgelenk. Im Grunde ist es kein schlechter Song, aber für meinen Geschmack etwas zu gefällig. Trotzdem kann man ihn locker mit durchlaufen lassen. Kein zwingender Grund die Skip-Taste zu bemühen.
Erneuter Szenenwechsel: 6/8 Takt – schleichender „Klammerblues“.
Also schnell das Licht etwas gedämmt und die Duftkerze ausm Esoterikladen angezündet. Nur so kann man sich voll und ganz dieser zarten Nummer hingeben. Hier halten sich alle extrem zurück. Ganz gefühlvoll wird musiziert und so hat DANA FUCHS genügend Raum ihre samtige warme Stimme zu entfalten. Dabei schmachtet sie zwar ordentlich, aber bei der stimmlichen Klangfarbe ist es ein Genuss. Im Gegensatz zu anderen Möchtegernsängerinnen. Der Orgelteppich tut sein übriges zur Unterstreichung der Darbietung und fügt sich bestens ins Geschehen ein.
Weil bisher jedes Stück vom Album stilistisch anders ausgefallen ist, macht auch „Daddy’s little girl“ keine Ausnahme. Das Tempo zieht wieder etwas an und die Grundstimmung fällt optimistischer aus. Eine weitere eingängige Rocknummer, die vorrangig vom Refrain getragen wird. Gefällt mir einen Tick besser als „How did things get this way“.
Mein persönliches Albumhighlight ist „Rodents in the attic“. Das Schlagzeug treibt im flotten Shuffle diese energiegeladene Rocknummer voran, die DANA FUCHS mit einer gehörigen Portion Biss und Rauchigkeit vorzüglich veredelt. Im Soloteil verbreitet die Gitarre noch ein bisschen Western-Romantik. Sehr gelungen. Dieses Stück geht in die Beine und bleibt im Ohr hängen. Auch hier gilt: mehr davon, bitte!
Hat man sich gerade richtig schön schwungvoll in Stimmung gezappelt, darf man sich erstmal zurücklehnen, denn die Einleitung zu „Baby loves the life“ fällt mit Lagerfeuerakkord-Flair deutlich ruhiger aus. So langsam kommt der Bass dazu, bevor mit dem ersten Refrain die ganze Band wieder in Fahrt kommt. Ja, hier gibt es erneut was Eingängiges zum Mitsingen. Zudem kommt richtige Schunkel- oder besser: Feuerzeugschwenk-Atmosphäre auf. Gefällt mir aber trotzdem gut. Obwohl ja gerade die zugänglichen gefälligen Titel keine große Halbwertzeit haben. Zu schnell nutzen sie sich ab, nach meiner Erfahrung. Außerdem hätte ich auf die „La-la-la“-Passagen verzichtet, die aber zum Glück erst am Ende des Stücks auftauchen. Ich weiß nicht, ich finde derlei Dinge irgendwie lästig, einfallslos und absolut verzichtbar. Man kann sich „Baby loves the life“ auch prima als reine Akustik-Darbietung im Duo vorstellen.
Wie jeder bisher gemerkt hat, wird bei DANA FUCHS neuem Album Abwechslung nicht nur groß geschrieben, sondern eigentlich auch noch mit mindestens 2 Ausrufezeichen hintersetzt, denn es wartet auch noch ein Song mit Country-Schlagseite. „Nothin’ on my mind“ heißt dieser und schlürft gemächlich in passendem musikalischem Gewand dahin. Selbst ein „Saloon-Piano“ kann man vernehmen. Sehr authentisch. Hier wird selbst ein eingeschworener „Malt-Head“ zum Bourbon greifen, fürchte ich! Der Song hat im Fluss des Albums auf mich eine ähnliche Wirkung wie „Far away eyes“ auf dem „Some Girls“-Album der ROLLING STONES.
Was nun auch gleich eine prima Überleitung zu „Keep on walking“ bildet. Denn dieser Song hat eine ziemliche STONES-Gitarrenlastigkeit. Die Riffs kommen so locker rotzig rüber, dass man gar keine andere Wahl hat als die Herren Richards und Wood als Assoziation zu bemühen. Die Zeichen stehen demnach eindeutig auf Rock! Also wieder ein guter Kontrast, von denen es ja auf „Bliss Avenue“ nur so wimmelt. Dieses Stück weiß zu begeistern, geht direkt vorwärts und reißt mit. Dürfte auch auf den Konzerten richtig Stimmung in den Saal pumpen.
Gemäßigter präsentiert sich „Vagabond wind“. Leicht angezerrte Gitarren und ein zarter Orgelteppich bereiten das Fundament. Beim Refrain muss ich jedes Mal an BOB DYLAN denken (irgendwo um „Blood On The Tracks“ herum). Was es genau ist, kann ich nicht sagen. Es muss auch keiner Sorge haben, dass DANA FUCHS hier plötzlich nuschelnd vor sich hin murmelt. Nein, es ist wohl eher die Rhythmik des Refrains, die ganze Art des Vortrags, was hier in meinem Hirn die Verknüpfung herstellt. Egal, ist ne gute Nummer.
Um das Duzend nun voll zu machen gibt es noch „Long long game“ auf die Ohren. Folk-Rock-Feeling, kann ich nur sagen. Da hätten auch LED ZEPPELIN ihre Freude dran gehabt, soviel steht fest. Gefällt mir auch sehr gut. Präsentiert sich sehr locker und authentisch. Das feine verspielte Arrangement passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Ein weiteres Steinchen im „Bliss Avenue“-Mosaik.
Fazit:
Dieses Album ist so facettenreich und mit verschiedenen Stilen und Stilmixen durchzogen und wirkt trotzdem völlig ausgereift und homogen. Zumal die Umsetzung jedes Mal richtig gut ist. Mal von dem kleinen „La-la-la“-Fehltritt abgesehen. Es ist gefühlvoll und mit Fingerspitzengefühl arrangiert. Die überragende gesangliche Qualität sei an dieser Stelle noch mal deutlich herausgestellt.
Ich hatte trotz der Vielfalt zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich mir gerade einen Sampler mit unterschiedlichen Künstlern anhöre, d.h. die eigene Handschrift kommt gut durch. An dieser Stelle sind manch andere schon gnadenlos gescheitert. Nicht so DANA FUCHS und Band.
Wenn sie dieses Niveau aufrechterhält, vielleicht auf den ein oder anderen zu eingängigen Refrain verzichtet, dafür noch ein zwei Nummer vom Schlage „Rodents in the attic“ (oder ihrer „Helter skelter“-Interpretation) einbauen könnte, wäre zumindest ich restlos zufrieden gestellt!
Anspieltipps: „Bliss avenue“, „Handful too many“, „Rodents in the attic“ und „Keep on walking“
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Tracklist:
01.Bliss avenue
02.How did things get this way
03.Handful too many
04.Livin’ on a Sunday
05.So hard to move
06.Daddy’s little girl
07.Rodents in the attic
08.Baby loves the life
09.Nothin’ on my mind
10.Keep on walkin’
11.Vagabond wind
12.long long game
Besetzung:
Dana Fuchs – Vocals & Percussion
Jon Diamond – Guitars
Jack Daley – Bass
Shawn Pelton – Drums
Glenn Patscha – Hammond Organ, Wurlitzer, Piano, Keyboards
Tabitha Fair – Background vocals
Nicki Richards – Background vocals
 

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Musik

Classic-Review: Accept – Objection Overruled

Info
Bandname:  Accept
Albumname:  Objection Overruled
Musikrichtung:  Heavy Metal
Erscheinungsjahr:  1993
Label:  RCA / BMG Ariola
Herkunft:  Deutschland
Facebook: www.facebook.com/accepttheband
Website:  www.acceptworldwide.com

Ich weiß gar nicht genau, ob dieses Album momentan überhaupt regulär erhältlich ist. Es könnte gut sein, dass man es nur Second-Hand erwerben kann. Schon allein diese Tatsache ist für mich Grund genug, mich mal der sträflich unterbewerteten Platte anlässlich ihres 20jährigen Jubiläums intensiv zu widmen.

„Objection Overruled“ stellt für mich das absolute Highlight des ACCEPT-Schaffens dar, das schon mal vorweg. Es war damals das erste Werk nach der Reunion mit Udo Dirkschneider und vereint eigentlich alles, was ACCEPT groß gemacht hat, ist aber eine ganze Spur aggressiver und bissiger als die älteren Platten.
Der etwas zu radiotaugliche (ami-rockige) „Eat The Heat“-Aufguß mit David Reece am Mikro war alles andere als überzeugend und so überraschte mich „Objection Overruled“ vom ersten Ton an. Hier stimmt nach meiner Meinung einfach alles, obwohl ein geeignetes Remastering klanglich vielleicht noch was reißen könnte.
Dass die Reunion auf Dauer nicht funktionierte (auch nicht beim zweiten Mal im Jahre 2005) weiß man heute. Wenige oder womöglich niemand hätte damals gedacht, dass ACCEPT auch perfekt ohne Udo funktionieren könnten. Dies hat die Band mit Nachfolger Mark Tornillo auf dem starken „Blood Of The Nations“ eindrucksvoll bewiesen und auch das momentan aktuelle „Stalingrad“ unterstreicht die These deutlich. Aber um diese Alben soll es ja heute hier nicht gehen.

„Objection Overruled“ startet mit einem treibenden Kracher, der das Album nicht besser eröffnen könnte. Udo in Höchstform, typische ACCEPT-Chöre und ein wunderbares variables Gitarrensolo sowohl in Darbietung als auch in den verwendeten Klangfarben.

Darauf folgt ein schleppender Heavy Rocker, der auf den Namen „I don’t wanna be like you“ hört. Wenn mich nicht alles täuscht war das damals auch eine Singleauskopplung. Auch hier brilliert Wolf an der Gitarre.

Dann serviert uns die (zu damaliger Zeit auf Quartettgröße geschrumpfte) Band einen klassischen ACCEPT-Rocker im Mid-Tempo-Bereich. „Protectors of terror“ überrascht mit einem herrlichen Pre-Chorus, bei dem sich Udo Dirkscheider als beschwörender giftiger Prediger entpuppt. Feine Sache. Mir gefällt die Stimmung des Songs und zudem lässt Wolf hier die Gitarre im Soloteil zum ersten Mal kreissägenartig aufheulen, dass es mir die Schauer über den Rücken treibt! (Auch nach 20 Jahren intensivem wiederkehrendem Konsum!!) Sicherlich ist die Beschreibung vielleicht erstmal schwer nachvollziehbar, aber wer das Album hört, weiß was ich meine.

Im nächsten Stück macht die Band klar, dass bei ihnen nicht nur das „Metal Heart“ in der Brust schlägt, sondern sie auch dem Metal gnadenlos verfallen ist. „Slaves to metal“ ist textlich sicher absolut verzichtbar, präsentiert sich aber dennoch als mitreißende ACCEPT-Nummer mit gewohnt superber Gitarrenarbeit und stampft ordentlich.

An Motivationshymnen hat es im Schaffen der Solinger Stahlschmiede eigentlich auch nie gemangelt und so nimmt auf diesem Album „All or nothing“ besagte Stelle ein. Treffsicher und gefühlvoll veredelt und saumelodisch. Da stört der leichte zarte Kitschgeruch nicht sonderlich. Wäre live sicher auch eine Granate.

Unverzerrt und beschwingt klingt der Einstieg zu „Bulletproof“. Ein Song der die tiefen Abgründe und Abstürze in den Drogensumpf beschreibt. Trotz des behaglichen Anfangs baut sich hier ein Brett auf, bei dem Udo energiegeladen krächzt (wie es beinahe [!!] nur er kann) und die Gitarren röhren mit Druck. Herrliche Nummer.

Jetzt kommen zwei Stücke, die recht gegensätzlich sind, aber im Übergang zu einander durch einen Feedback-Bogen verbunden werden. Das sind zugleich auch die absoluten Übernummern des sowieso extrem starken Albums. „Amamos la vida“ eröffnet mit balladesken Tönen und mausert sich zur muskelbepackten Halbballade. Selbst Udo singt (!!) nahezu richtig gefühlvoll dazu. Eigentlich unnütz zu erwähnen, dass auch hier Wolf Hoffmann an der Gitarre eine grandiose Darbietung von hauchzart bis energisch sägend, mit allen Zwischenfacetten, vorführt. Für mich definitiv eines der besten Stücke, die ACCEPT je veröffentlichten.  Suchtpotential!
Dann, nahtloser Übergang zu „Sick, dirty and mean“. Hier agieren die Herren sehr abwechslungsreich und mit einer gehörigen Portion Druck. Das Biest zeigt nicht nur die Zähne, sondern beißt hemmungslos zu! Ein stampfendes Ungetüm, das aber auch direkt eins auf die 12 verpasst und die Lead-Gitarre sägt wieder göttlich!! Erhöhtes Suchtpotential.

Nun kommt ein wenig der Wermutstropfen, zumindest wenn man die CD-Ausgabe besitzt. Auf der Schallplattenhülle ist der Song zwar auch angegeben, befindet sich tatsächlich aber nicht darauf. „Donation“ ist zwar beileibe nicht schlecht, passt aber irgendwie nicht richtig zu den anderen Stücken von „Objection Overruled“. Woran liegt’s? Tja, irgendwie an der Grundstimmung des Tracks an sich. Hier ist eine deutlich traditionelle Hard Rock-Färbung zu erkennen, die zu sehr aus dem Rahmen fällt. Im Prinzip ähnlich wie der Zusatztitel der Japan-Pressung „Rich and famous“. Auch der will sich nicht so recht einfügen. Macht aber am Ende des Albums in Position des Bonustracks keinen Schaden. „Donation“ hingegen hemmt den Fluss des Albums deutlich. Da gefällt mir die Vinylvariante (bei der Kassette war es ebenso), wo auf „Sick, dirty and mean“ gleich „Just by my own“ folgt, einfach besser, dass passt.So wirkt „Donation“ irgendwie etwas verloren, wie Joey DeMaio auf ner Feministinnen-Demo. Egal, nicht mehr zu ändern; kommt halt so ab Werk.

„Just by my own“ ist ein gefühlvoll getragenes und melodisch verspieltes Instrumentalstück was verschiedene Stimmungen berührt und dem Gesamteindruck des Albums noch mehr Tiefe gibt. Da musiziert jemand mit Seele und Verstand. Wunderbar gemacht. Wer dachte, dass der Silberling in gemäßigtem Gewässer zu Ende gebracht wird, sieht sich sofort eines Besseren belehrt.

Zuletzt knallt man dem Zuhörer mit „This one’s for you“ (wie passend) noch mal kräftig einen vor den Latz. Druckvolle und treibende Nummer, die einen guten Abschluss zu „Objection Overruled“ bildet. „All guns blazing!“, sozusagen.

Fazit:
Auch nach 20 Jahren finde ich das Album immer noch reizvoll und kann keine großen Abnutzungserscheinungen feststellen.
Leider folgte darauf lange nichts ähnlich Kraftvolles von ACCEPT mehr, da musste man schon bis 2010 warten, als „Blood Of The Nations“ ans Tageslicht gezerrt wurde. Seitdem läuft der Laden wieder rund, würde ich behaupten.
Klar, der direkte Nachfolger „Death Row“ aus dem Jahre 1994 war sicher nicht schlecht, aber eben nicht so ausgewogen und faszinierend wie „Objection Overruled“ und trug einen deutlich modernen Anstrich. Naja und „Predator“ wiederum zwei Jahre später ging dann noch mal ganz andere Wege. Kurz darauf war vorerst Schluss und das Kapitel ACCEPT ein weiteres Mal abgehakt.

Ich kann jedem, der mit der Band etwas anfangen kann, dieses Album nur dringend ans Herz legen, auch wenn es (völlig zu Unrecht!) keinen Kult- oder Klassikerstatus besitzt. Aber genau das macht die Größe von „Objection Overruled“ meiner Meinung nach aus. Keine großartigen Hits sondern durchweg gleichbleibend starke abwechslungsreiche Songs, mit allen ACCEPT -Trademarks, die sich auch nach jahrelangem Konsum nicht abnutzen und immer noch zu begeistern wissen.

Anspieltipps: Alles – außer „Donation“


Bewertung: 10 von 10 Punkten


Tracklist:

01 .Objection overruled
02.I don’t wanna be like you
03.Protectors of terror
04.Slaves to metal
05.All or nothing
06.Bulletproof
07.Amamos la vida
08.Sick, dirty & mean
09.Donation
10.Just by my own
11.This one’s for you


Besetzung:

Udo Dirkschneider – Vocals
Wolf Hoffmann – Guitar
Peter Baltes – Bass
Stefan Kaufmann – Drums

Kategorien
Musik

CD-Review: Pothead – Jackpot

Info
Bandname:  Pothead
Albumname:  Jackpot
Musikrichtung:  Rock
Erscheinungsjahr:  2013
Label:  Janitor Records
Herkunft:  Deutschland
Website:  www.pothead.de
Ist es sinnvoll ein Review zu einem neuen POTHEAD-Album zu schreiben, wo die Band doch seit Jahren ihre musikalische Nische gefunden hat und eigentlich immer in unregelmäßigen Abständen gleichbleibend gute solide Alben abliefert?
Die Fanbasis ist gefestigt und entweder mag man den gelassenen stoischen Stil des Trios oder eben nicht.
Obwohl „Jackpot“ stilistisch kein Ausreißer ist, so gibt es doch die berühmte Schönheit im Detail. Was natürlich sofort ins Auge sticht ist der Drummerwechsel. Nach 18 Jahren hat Sebastian Meyer die Sticks Ende 2012 an seinen Nachfolger Nick übergeben. Ob es daran liegt, dass POTHEAD eine ganze Ecke frischer und direkter erscheinen? Man weiß es nicht genau, aber die Vermutung liegt nahe.
War den Vorgängeralben noch jeweils eine gewisse Grundstimmung zu Eigen, so zeigt sich „Jackpot“ im direkten Vergleich doch recht vielseitig und facettenreich. Ziemlich deutlich sticht auch der zunehmende Gebrauch von Keyboard und Synthiesounds ins Ohr. Ich bin grundsätzlich kein großer Freund davon, aber POTHEAD bekommen gerade noch so die Kurve, dass es zumindest meine Toleranzgrenze nicht überschreitet. Außerdem muß ich gestehen, dass es an manchen Stellen ein wirklicher Gewinn ist, was die Stimmungsuntermalung betrifft.
Ansonsten bekommt man alles geboten, was die Band bisher ausgemacht macht. Da stört es auch nicht, wenn sie sich zuweilen auf charmante Art und Weise selbst zitiert.
Für POTHEAD-Kenner dürfte es auch keine große Überraschung sein, dass Brad gesanglich wie gewohnt herausragt und ein weiteres Mal unbeirrbar zeigt, was für eine grandiose vielseitige und wandlungsfähige Stimme seiner Kehle innewohnt, die er zu jeder Zeit absolut zielsicher und gefühlvoll in Szene setzt. Immer wieder ein Hochgenuss und einer der Gründe, wieso jede neue POTHEAD-Platte, auch wenn die musikalische Ausprägung auf den ersten Blick sehr ähnlich ausfällt, irgendwann den Weg in mein Regal findet.
Nun also: Kopfhörer auf, Silberling in den Player und der Hintern auf den Schaukelstuhl.
Das neue Album eröffnet gleich mit einem drückenden POTHEAD-typischen Grooverocker. Erstmal also nix mit relaxen, „Take your queen“ kommt direkt rüber und ist ein passender Opener. Spielt den Jüngern des Trios absolut in die Karten, würde ich mal meinen. Hier wird Verlangen gestillt und keine Begehrlichkeiten geweckt.
Etwas entspannter kommt „Rhyme in time“ daher. Der Overdrive-Kanal wurde runtergedreht und es herrschen Akustikgitarre und cleane Gitarrensounds vor. Die Nummer zündet bei mir sofort und der harmonische Refrain schleicht sich ganz fies und nachhaltig in die Gehörgänge. Während des Gitarrensolos gibt es die ersten zischenden Synthieklänge zu entdecken, die dem Gesamtklangkonzept zwar durchaus eine Ebene hinzufügen, sicherlich aber nicht unbedingt jedermanns Sache sein dürften und vielleicht an der Stelle verzichtbar gewesen wären. Naja, Geschmackssache – wirklicher Schaden entsteht nicht.
Beschwörend in den tieferen Stimmlagen bringt uns Brad durch den stampfenden Brocken „Drone“. Die Gitarren quellen wieder fetter aus den Boxen und die Grundstimmung wirkt etwas bedrückender. Passt aber gut. Kein Neuland für POTHEAD!
Das Tempo zieht an und irgendwie schleicht sich bei „Emotion of the potion“ ein gewisses Discofeeling ein. Zumindest sehe ich bei der dargebotenen Rhythmik unschön zappelnde Leute auf einer Tanzfläche vor mir! Aber das bezieht sich wirklich nur auf den Rhythmus des Songs, denn die Gitarren halten das Stück mit aller Kraft im Rockgeäst fest. Trotzdem geht das Ding unweigerlich total in die Beine. Der Spannungsbogen, der durch den atmosphärischen Mittelteil mit Hilfe von Keyboards erzeugt wird, ist so nicht vorherzusehen und verpasst „Emotion of the potion“ das Prädikat: „äußerst interessant“.
Nach der ungewollten beschämenden Tanzeinlage setzte ich mich wieder in den Schaukelstuhl und genieße zurückgelehnt die Ballade „Overblown“. Das ist auch so ein Gebiet auf dem POTHEAD ein jedes Mal aufs Neue brillieren. Sie schaffen es scheinbar mühelos, packende mit Emotionen gefüllte Balladen zu schreiben, die keinerlei Züge von Kitsch und Klischee erfüllen. Minimalistisch, aber berührend und gefühlvoll bis ins Mark. Unnötig an dieser Stelle auf Brads stimmliche Umsetzung hinzuweisen. Traumhaft!!!
Doch gerade als man so schön eingelullt ist, bricht das Stück abrupt ab und man sieht sich mit „Frame in your mind“ konfrontiert. Sythieschwaden schwirren einem um den Kopf. Größtenteils wird der Song von Gesang, Drums und eben erwähnten Synthieklängen getragen. Die Gitarren tauchen zwar auch auf, sind aber eher Beiwerk. Die Gesangsrhythmik zeigt hier und da Parallelen zu älteren POTHEAD-Werken auf, aber so wirklich stört das auch nicht.
Auf „Old bitter“ herrscht wieder der gewohnte POTHEAD-Sound. Druckvoll schleppend walzt das Stück dahin und ich wippe zu den eindringlichen „Oh ho ho“-Gesangspassagen im Takt mit. Hier geben die sparsam gesetzten Keyboardsequenzen ordentlich Tiefe hinzu. Guter Song.
Jetzt kommt ja schon fast ein Sommerhit. „Bombay“ bietet einen relaxten Groove und ist mit einem Refrain bestückt, der Ohrwurmcharakter hat. Da bleibt was hängen. Mit seinen verschiedenen Stimmungsebenen ist dieses Stück neben „Emotion of the potion“ das wohl Ungewöhnlichste auf „Jackpot“. Hier geht es ein ganzes Stück weit übern Tellerrand und aus der Wohlfühlzone der Band hinaus. Gefällt mir gut und auch hier ist das Prädikat: „äußerst interessant“ mehr als angebracht.
Klassische POTHEAD-Powerchord-Rückungen und drückende Groovelemente a la „Indian song“ hält „Boilermaker“ bereit und schlürft gewohnt dahin. Heimspiel, würde ich sagen.
Flott vorwärts und ein wenig an MOTÖRHEAD angelehntes Riffing begegnet uns bei dem schnellsten Lied der Platte „Detroit“. Nicht unbedingt originell, ergänzt aber gut die Dynamik von „Jackpot“. Kann man gelten lassen.
Ich kann mir nicht helfen, aber bei „Rock satellite“ fühle ich mich an JUDAS PRIEST zu „Killing Machine“-Zeiten erinnert. (Natürlich nur was die Riffs angeht, gesanglich gibt’s logischerweise keine Ähnlichkeiten.)  Ich will damit auch nicht sagen, dass die Nummer plump abgekupfert ist, sie transportiert aber unheimlich das Feeling dieser besagten Priest-Scheibe aus dem Jahre 1978. Mich reißt sie mit und begeistert durch Harmonie und Energie. Feine Sache.
„Northern lights“ schaltet locker 2 Gänge zurück, bezaubert mit Atmosphäre und rockt trotzdem gehörig. Hier wird nicht lange gefackelt, der Song ist recht kompakt und ruckzuck unvermittelt zu Ende, wie somit auch das Album im Ganzen. Mit knapp 35 Minuten Spielzeit muss man sich dieses Mal leider zufrieden geben.
Für den einen oder anderen mag das vielleicht ein Kritikpunkt sein, ich empfinde es aber als weniger schlimm, da dass Trio alles in allem eine sehr gute Platte vorgelegt hat. Klasse statt Masse eben!
Fazit:
Kurzum – ich bin begeistert.
Nicht, dass POTHEAD irgendwann mal ne schlechte Platte herausgebracht hätten, aber mit „Jackpot“ wirken sie eben irgendwie frischer, direkter und agieren wieder etwas vielseitiger. Hätte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet und somit lässt sich die eingangs gestellte Frage nach der Notwendigkeit des Reviews einvernehmlich mit Ja, ja und nochmals JA beantworten.
Anspieltipps: „Rhyme in time“, „Overblown“, „Bombay“ und „Rock satellite“

Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01 .Take your queen
02.Rhyme in time
03.Drone
04.Emotion of the potion
05.Overblown
06.Frame in your mind
07.Old bitter
08.Bombay
09.Boilermaker
10.Detroit
11.Rock satellite
12.Northern lights
Besetzung:
Brad – Vocals, Guitar
Jeff – Bass
Nick – Drums
Für die Freunde der physischen Tonträger:
„Jackpot“ gibt es neben der CD-Ausgabe auch als Picture-Disc und seit kurzem auch als 180g-Vinyl-Variante.
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Musik

LP-Review: Airbourne – Black Dog Barking

Info
Bandname: Airbourne
Albumname: Black Dog Barking
Musikrichtung: Hard Rock
Erscheinungsjahr 2013
Label: Roadrunner Records
Herkunft: Australien
Facebook: www.facebook.com/airbournerock
Website: www.airbournerock.com  /  www.roadrunnerrecords.com/Airbourne
Nun war es also soweit. AIRBOURNE haben ihr drittes Album auf die Menschheit losgelassen.
Sind die Erwartungen hoch? Schwer zu sagen, nachdem das letzte Album „No Guts No Glory“ alles andere als wirklich überzeugend war.
Genau genommen aber nun auch nicht verwunderlich. Denn nach dem Achtungserfolg mit „Running Wild“ und dem anschließenden Konzertmarathon war sicherlich nicht viel Zeit, in Ruhe ans Songwriting zu gehen. Was zur Folge hatte, dass das Album irgendwie unausgegoren, etwas verkrampft und überstürzt wirkt. Im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen nur eine E.P. zu veröffentlichen, aber das nur am Rande.
Wie schlägt sich nun angesichts des etwas blassen Vorgängers „Black Dog Barking“?
Die Nadel senkt sich nieder und wir harren der Dinge, die da kommen…
Aber der erste Schreck setzt schon ein, als ein primitivster „Oh oh ho ho“-Chorgesang langsam ansteigend ins Ohr zu kriechen versucht. Das wirkt so erzwungen und absolut abgegriffen, dass es mich beinahe angewidert schüttelt. Schnell geht das Ganze dann in einen klassischen AIRBOURNE -Rocker über. „Ready to rock“ kommt sehr uninspiriert daher und im Mittelteil begegnet uns der nervige Intro-Teil wieder. Diesmal als Leadgitarrenmelodie getarnt. Schrecklich! Dann kommt der Chor nochmal! Hier wurde wirklich sehr krampfhaft versucht eine konzerttaugliche Hymne zu schreiben oder besser: zu konstruieren. Sowas Halbgares und Klischeehaftes habe ich schon lange nicht mehr gehört. Genaugenommen eigentlich eine Frechheit, ich fühle mich verarscht.
Wem bisher das nervtötende „Oh oh ho ho“-Gegröhle noch nicht den Rest gegeben hat, der hat am Ende des Songs ein weiteres Mal die Möglichkeit dazu.
Für mich steht jetzt schon fest, das ist der mit Abstand schlechteste und künstlichste Song, den AIRBOURNE bisher veröffentlicht haben. Das Ding ist ja wohl so was von daneben gegangen, hoffentlich nicht repräsentativ für den Rest des Albums!
Klar, einen Originalitätspreis würde die Band so oder so nicht gewinnen, aber wie soll man auch klingen, wenn zwei Brüder aus Australien ne Band ins Leben rufen.
Mal im Ernst. Innovativ sind AIRBOURNE nicht und wollen es auch nicht sein. Im weitesten Sinne sollte man es als musikalische Denkmalpflege betrachten. Trotzdem sind AIRBOURNE in keiner Weise mit all den unsäglichen Klonen oder Coverbands gleichzusetzen. Immerhin agierten sie auf ihrem Debüt trotzdem spritzig, frisch und brachten irgendwie das Feeling annähernd in Gefilde, in denen ihre musikalischen Vorbilder einst ihr Unwesen trieben und es wäre ja am Ende auch schade, wenn niemand da wäre, der eines Tages das Zepter übernimmt!
Da sind AIRBOURNE mit ziemlicher Sicherheit die größten Hoffnungsträger was diese Sache angeht.
Mit „Animalize me“ geht es in die nächste Runde. Ein Stampfer, der mich irgendwie, abgesehen von den Gitarrensounds, ein bisschen an KISS erinnert. Zumindest kann ich mir diesen Song gut irgendwo in den 80ern bei den Herren Simmons und Co. vorstellen.
Tja, für mich weder Fleisch noch Fisch. Geht so durch, ist kein totaler Rohrkrepierer wie das Eröffnungsstück…nee, so wirklich bekommen sie damit die Kuh auch nicht vom Eis, obwohl mir die etwas tiefere Stimmlage von Joel am Songanfang ganz gut gefällt. Sollte er öfters mal mit einfließen lassen.
Allem Unmut und der Enttäuschung zum Trotz kann ich verkünden, dass ab dem dritten Stück die Platte langsam Fahrt aufnimmt und AIRBOURNE wieder Herr der Lage sind.
„No one fits me (better than you)“ ist ein Gute-Laune-Rocker mit melodischem Refrain. Geht gut ins Ohr und macht Spaß, ein leichter (!!!) Anklang von Versöhnung kommt in mir hoch. „Back in the game“ eröffnet mit einem Riff, was ganz relaxt groovig aus der Hüfte schießt und diesem Midtempo-Stampfer ordentlich Würze gibt. „I’m back in the game, kickin’ ass again“ Absolut!
 Mit „Firepower“ lassen die Jungs, trotz des Songtitels, nichts anbrennen. Solide Nummer ohne großartige Überraschungen. Kann man durchgehen lassen und dürfte sicherlich auch live gut funktionieren, ohne ein wirklicher Hit zu sein.
Nebenbei gesagt, ist die Platte auch produktionstechnisch absolut passend, nicht überproduziert und transparent. Aufgenommen wurde wohl auch so richtig auf analogen Bändern, wie die Band verkündete.
Wer bisher noch nicht erkannt hat, auf welchem Gebiet AIRBOURNE ihre musikalischen Wurzeln haben und ihre Inspirationen herbekommen, der bekommt es mit „Live it up“ direkt in die Ohren gedrückt. Alles in allem eine treibende Nummer mit Motivationsanspruch „You got the invitation – I got the booze – life’s a vacation when there’s nothing to lose“. Na dann, Prost Jungs!
 “Woman like that” ist auch eine sehr eingängige refrainlastige Nummer mit Tamburin-Hintergrundrascheln, die zum entspannten Nicken einlädt und textlich vielleicht auch dem Einen oder Anderen aus der Seele spricht, wer weiß. Jedenfalls sollte man jetzt entspannt eingegroovt sein bevor „Hungry“ das Energielevel wieder ordentlich nach oben zieht.
Flotter Rocker, zwar nicht der originellste, gerade auch was den Refrain angeht, aber dennoch durchaus hörbar. Stimmlich präsentiert man sich hier in den Strophen etwas rotziger, passt!
„Cradle to the grave“ ist ein Song der Marke „drink all day and rock all night” mit melodischem Refrain. Von der Klangfarbe her nicht ganz so rotzig eher etwas voller und weicher während der Titletrack wieder die Äxte röhren lässt. Zum Schluß nochmal ein kräftiger Song mit klassischem Refrain, wäre meiner Meinung nach auch ein guter Opener gewesen.
Zum Glück schaffen es AIRBOURNE trotz des (meiner Meinung nach) unterirdisch schlechten „Ready to rock“ und dem schwachen „Animalize me“ das Ding sauber und halbwegs unbeschadet über die Ziellinie zu wuchten.
In Interviews gaben die O’Keeffe-Brüder zu Protokoll, dass sie für die vorliegende Platte aus einem Fundus von etwa 40 Songs, die mehr oder weniger besten 10 für diese Veröffentlichung ausgewählt haben.
Da drängt sich mir doch die Frage auf, wie übel denn der Rest gewesen sein muß, dass so ein Fehlschuß wie „Ready to rock“ es sogar bis zum Opener geschafft hat.
Wohl eher liegt der Schluß nahe, dass hier eventuell die Plattenfirma versucht hat einen Hit mit Livepotential durchzusetzen, der selbst im letzten Zelt am Ende des Festivalgeländes noch bei dem wirkt, der gerade sein Delirium vom Vortag auspennt. Platt genug dafür wäre er ja. Nun gut, genug der Spekulation, ich pack die Giftspritze wieder ein.
Fazit: 
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass „Black Dog Barking“ sicherlich nicht so gut ist wie „Running Wild“, wobei hier ja auch zu weiten Teilen der Überraschungsmoment mit reingespielt hat, den die 4 Australier heutzutage als Trumpf nicht mehr ziehen können. Dennoch ist „Black Dog Barking“, mit leichten Abstrichen, ein gutes Rockalbum der alten Schule und um Längen besser als der Vorgänger, wird bei mir auf jeden Fall hin und wieder die Ohren passieren.
Wer AIRBOURNE also auf ihrem Debüt mochte, kann hier ebenso sorgenlos zugreifen, wer die Band erst entdecken will, sollte vielleicht zuerst auf selbiges zurückgreifen und wer dann beide Platten ins Herz geschlossen und noch nicht genug hat, kann sich dann versuchen dem Zweitwerk des Quartetts zu widmen.
Anspieltipps:
“No one fits me (better than you)”, “Back in the game”, “Woman like that”, “Cradle to the grave”, “Black dog barking”

Bewertung: 8 von 10 Punkten
Tracklist:
01 .Ready to rock
02.Animalize
03.No one fits me (better than you)
04.Back in the game
05.Firepower
06.Live it up
07.Woman like that
08.Hungry
09.Cradle to the grave
10.Black dog barking
Besetzung:
Joel O‘Keeffe – Vocals, Guitar
Ryan O’Keeffe – Drums
David Roads – Guitar, Backing vocals
Justin Street – Bass, Backing vocals
Für die Freunde der physischen Tonträger:
Es sei an der Stelle noch gesagt, dass mir die Vinyl-Ausgabe zur Bewertung vorlag. Was insofern schon wieder perfekt ist, da es (nach eigenen Aussagen) die Intention der Band war ein „Vinyl-Album“ zu machen.
Es gibt aber noch eine CD-Deluxe Edition (oder wie auch immer), welche noch 3 Bonustracks vorzuweisen hat (selbst eine Ausgabe, der ein T-Shirt beiliegt gibt es – also Vollbedienung).

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Musik

LP-Review: Amon Amarth – Deceiver Of The Gods

Info
Bandname:  Amon Amarth
Albumname:  Deceiver Of The Gods
Musikrichtung:  Death Metal
Erscheinungsjahr:  2013
Label:  Metal Blade
Herkunft:  Schweden
Facebook:  www.facebook.com/OfficialAmonAmarth‎
Website:  www.amonamarth.com


Es gibt Bands, die touren scheinbar unablässig um den Erdball und veröffentlichen trotzdem in schöner Regelmäßigkeit gute bis sehr gute Studioalben. Zu dieser überschaubaren Riege von Kapellen gehören AMON AMARTH ohne Zweifel dazu.
„Deceiver Of The Gods“ ist das nun mittlerweile neunte Album der unermüdlichen Truppe.

Großartige Veränderungen, Experimente oder gar die gänzliche Abkehr des Bisherigen wird wohl niemand ernsthaft von der Band erwarten.
Dennoch muss man den Schweden zweifelsohne zugute halten, dass sie ihrem Stil treu bleiben ohne sich ständig 1:1 zu wiederholen, auch dieser Drahtseilakt gelingt den Wenigsten.
So bietet auch das neue Werk gewohnte Kost und dennoch gibt es viele kleine feine Unterschiede und Veränderungen zu entdecken. (Ja, da höre ich jetzt schon den Aufschrei der Puristen und selbsternannten Szenewächtern)
Somit wäre auch gleich klar:
Wer AMON AMARTH bisher gemieden hat wie Keith Richards die Nikotinpflaster, der braucht sich auch hier keine großen Hoffnungen zu machen, nun plötzlich vom Gegenteil überzeugt zu werden.

Die erste größere Veränderung traf man mit der Wahl des Produzenten, welche diesmal auf Andy Sneap fiel, was dem Album hörbar gut tut, wie ich finde. AMON AMARTH klingen kantiger, frischer und direkter.
Man hat die Gitarrenwände etwas ausgedünnt (ohne das dabei die Kraft und Wucht auf der Strecke bleiben), der Bass ist gut in Szene gesetzt und über allem thront natürlich Johans Organ. Welches er auch diesmal wieder in seinem Klangspektrum so variabel wie nur irgendmöglich einsetzt. Da gibt’s die gewohnten Growls in allen Facetten und Gekeife, genauso wie dieses (für mich so angenehme) tiefe Gurgeln, wo man jeden Moment drauf wartet, dass der Gute erstmal ordentlich abhustet. Johan Heggs Stimme ist markant und ein sehr wichtiger Bestandteil im AMON AMARTH -Sound, fernab vom oftmals eintönigen beliebigen Gegrunze anderer Rumpelcombos, das steht für mich ebenso unbestritten fest wie seine starke Bühnenpräsenz.
Beim vorliegenden Album wurde dieses Mal auf jegliche Synthiestreicher-Keyboard-Teppiche verzichtet, welche auf „Surtur Rising“ für behagliche Stimmung sorgten und stellenweise, für meinen Geschmack, den Gesamteindruck etwas zu sehr zukleisterten, wie gesagt, auf dem neuen Album geht man wieder direkter zu Werke.

Auch abseits der Musik gibt es kleine Veränderungen zu bemerken, zum Einen hebt sich die Farbstimmung des Covers deutlich von dem seiner Vorgänger ab, obwohl man bei „Twilight Of The Thunder God“ auch schon mal partiell von den etwas wärmeren Farbtönen abwich, geht hier aber noch ein ganzes Stück weiter.
Zum anderen haben Johan und die Jungs für’s Photoshooting die Äxte und sonstige Requisiten zu Hause gelassen und wurden ganz locker lässig ohne fiese Posen abgelichtet. Was ich auch ganz gut finde, völlig ausreichend.
Für die Bewertung der Musik ist das alles natürlich absolut zu vernachlässigen, aber das waren Dinge, die mir aufgefallen sind, bevor ich das Album das erste Mal auf den Plattenteller gelegt hatte.

Welches musikalische Bild sich mir da bot, nehme ich jetzt mal in Ruhe auseinander.
Nach melodischem Twin-Lead-Gitarren-Einstieg baut sich vor Einem ein typischer Kracher auf, der facettenreich in Tempo, Dynamik, Kraft und der charakteristischen AMON AMARTH – Melodieführung daher kommt. Hier wird niemand enttäuscht, der der Band bereits verfallen ist. Alles beim Alten, könnte man meinen. Stimmt aber nur bedingt! 
Das beweißt „As Loke falls“. Ich würde beinahe soweit gehen und dem Song stellenweise (für AMON AMARTH -Verhältnisse!!!) progressive Züge, was die Struktur in Bezug auf Breaks und Übergänge angeht, zuschreiben. Auch verzichtet man hier auf einen prägnanten Chorus. Es lohnt sich auch ruhig mal auf die Beckenarbeit von Fredrik Andersson bewusst zu hören, er würzt seine Drumparts gelegentlich mit kleinen abwechslungsreichen rhythmischen Variationen. Das sind so die winzigen Details, die einem Song eine gewisse Tiefe geben. Zugegeben, das ist keine klassische AMON AMARTH -Nummer.

Die nächste Überraschung folgt auf dem Fuße, als ich bei „Father of the wolf“ doch tatsächlich einen Wah-Wah-Effekt im Gitarrensound wieder finde. Mir ist nicht bewusst, dass dieser im Klanggewand der Schweden jemals Verwendung gefunden hat. Der Song hat Druck, einen eindringlichen kraftvollen Refrain und überzeugt mich auf ganzer Linie. 
„Shape shifter“ ist ein treibendes Stück was auch ordentlich groovt. Das hätte locker auch aus der Feder von UNLEASHED stammen können, gerade auch was den Rhythmus angeht. 
Mit „Under siege“ legen Johan und Co. noch eine sehr solide hymnisch harmonische Nummer in typischer AMON AMARTH -Manier nach. Obwohl sie auch hier noch eine kleine Neuerung im Petto haben. Im Ausklang des Songs geht doch das Melodiethema tatsächlich in eine Akkustikgitarrenvariante desselben über! Das hat man so von dieser Band auch noch nicht gehört. Feine Sache! 

Jetzt kommt eines der absoluten Albumhighlights zum Zuge: „Blood eagle“! Ein peitschender, packender Song mit relativ untypischem Refrain und Leadgitarren, die mich ein wenig an GRIP INC. erinnern.
Wer bis jetzt noch kein Zucken der Nackenmuskulatur verspürt hat, dem ist zwar eigentlich auch nicht mehr zu helfen, aber vielleicht bringt „We shall destroy“ den passenden Groove mit? Ein hämmernder melodischer Titel mit integriertem Hüpfpart (so möchte ich es jetzt mal in Ermangelung einer treffenderen Ausdrucksweise nennen). Auch nicht ganz AMON AMARTH -typisch, gibt aber wieder eine weitere feine Facette zum Album hinzu, von daher absolut legitim.

Die größte Überraschung von „Deceiver Of The Gods“ steht uns mit „Hel“ bevor. Da geht es schleppender zur Sache und auch hier verlässt man ein wenig das gewohnte melodische Terrain und zudem hört man Johan im Duett mit Messiah Marcolin (ex-CANDLEMASS). Wie gesagt, das ungewöhnlichste Stück der Platte, aber vollends gelungen. Die Kombination wirkt zu jeder Zeit authentisch und überhaupt nicht erzwungen. Stellenweise hat es schon fast hypnotische Züge. Klasse gemacht! 
Mit „Coming of the tide“ gibt man noch mal richtig Gas. Hier stimmt die Balance von Melodie und Druck perfekt. Die Rhythmusgitarren kommen so tight daher, dass selbst Jon Schaffer zu seinen Glanztagen blass geworden wäre. Typische Kost ohne Schnörkel und Extras, aber das wird in dem Falle auch gar nicht gebraucht.
Der Wah-Wah-Effekt wird nun zum Abschluß noch mal ausgepackt und findet in der stampfenden melodiösen Hymne „Warriors of the north“ einen zweiten Einsatz. Kein ungewöhnlicher Rausschmeißer in der Discografie der Schweden, hier schippert man den Kahn gemächlich und dennoch kraftvoll an Land.


Fazit:
Ich finde „Deceiver Of The Gods“ sehr gelungen, auch gerade die kleinen Neuerungen finden meine Begeisterung. Ebenso ist die Produktion dem Songmaterial völlig passend ausgefallen.
Der einst hochpolierte Schlachtenhelm darf jetzt wieder etwas Dreck und Rost tragen, sozusagen. Aber, es steht ihm gut!

Hörtipps:
„Father of the wolf“, „Blood eagle“, „Hel“, „We shall destroy“, „Coming of the tide“


Bewertung: 9 von 10 Punkten

Tracklist:

01 .Deceiver of the gods
02.As Loke falls
03.Father of the wolf
04.Shape shifter
05.Under siege
06.Blood eagle
07.We shall destroy
08.Hel
09.Coming of the tide
10.Warriors of the north


Besetzung:

Johan Hegg – Vocals
Olavi Mikkonen – Guitar
Ted Lundström – Bass
Johan Söderberg – Guitar
Fredrik Andersson – Drums


Für die Freunde der physischen Tonträger:


Erschienen ist das gute Stück neben der Standard CD auch als Doppel-CD im Schuber mit 4 Bonustracks, auf Vinyl natürlich (soweit mir bekannt – in blauem [weltweit 500 Stück] und klassischen schwarzen Vinyl – Gatefoldsleeve jedoch jeweils ohne Bonustracks, dafür lediglich mit Poster) und als Die-Hard-Variante mit Doppel-CD in einer Box inklusive Loki-Büste. Das schlägt sich allerdings mächtig auf den Preis nieder. Die Limitierung ist hier wohl auf 5000 Stück weltweit festgesetzt.