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Classics – Review: KISS – Carnival Of Souls (The Final Sessions)



Info
Bandname: Kiss
Albumname: Carnival Of Souls – The Final Sessions
Musikrichtung: Rock, Hard Rock, Post Grunge
Erscheinungsjahr: 1997
Label: Mercury Records
Herkunft: USA
Myspace: http://www.myspace.com/kiss
Website: http://www.kissonline.com

Auch wenn der Bandname KISS dem einen oder anderen einen pelzigen Belag auf die Zunge zaubert oder die Zehennägel hochrollt – dieses Album könnte auch die begeistern, welche sich eher in der Hard Rock Richtung wohlfühlen. Und damit herzlich willkommen zum Review von mir, dem Ronster über das so unterbewertete Classics Album „Carnival Of Souls – the final sessions“.

Das Intro des Einstiegssongs „Hate“ lässt bereits erahnen, dass hier kein konventionelles „Love Gun“, „Doctor Love“ oder „I was made for loving you“ Geschmiere zu erwarten ist. Und der Verdacht bestätigt sich. „Hate“ nimmt keine Gefangenen und walzt sich als meines Erachtens starke Midtempo-Nummer äußerst appetitlich ins 90er Hard Rock Geschehen. Kaum zu glauben, dass der Song mit aus Simmons Feder stammt – dass er langsame Beats mag hat er ja gesanglich schon bei „God Of Thunder“ unter Beweis gestellt. Ein gelungener Opener, wenn ihr mich fragt.


Weiter geht’s im Programm mit „Rain“ – der Song plätschert tatsächlich etwas daher, aber nichtsdestotrotz eine Walze und Paul Stanley sieht erstens auf dem Cover nicht so lächerlich aus und klingt hier absolut überzeugend – auch wenn wieder der urtypische KISS-Charakter in Stanleys Stimme zu hören ist. Aber die Stimmung reißt nicht ab und man bekommt das Gefühl das diese Langrille nur mit gespreizten Beinen und ´nem Bier in der Kralle gehört werden kann! Prost!

Der Nachfolger „Master and Slave“ verwirrte mich anfangs, da er etwas unorthodox gesungen ist. Aber das Riffing macht mich kaputt, da zappelt plötzlich der Fuss mit, der Kopf kommt langsam in Wackeldackelmanier ins Wippen und beim Solo packt auch der Letzte die Luftgitarre aus und wälzt sich mit verzogener Grimasse am Boden – wie der Plattenhändler meines Vertrauens, aber das ist ´ne andere Geschichte.

Es folgt „Childhood´s End“ mit einem absolut hypnotischem Refrain. Nicht der stärkste Titel, aber er macht mit mehrmaligem Hören immer mehr Spaß und der Einsatz des Kindergesangs ab Mitte des Songs macht diesen Song zwar nicht besser, aber irgendwie schöner. Gut finde ich die Idee den Song in einer Art Kanon enden zu lassen. Da kann man eigentlich nur schunkeln und mitsingen. Ok, die Bude macht das Biertrinken erstmal schwer, aber wer Durst hat bekommt’s locker rein. Nochmals Prost!

Jetzt – mein Liebling auf dem Album „I will be there“. Den Song muss ich gleich nochmal genießen…
Akustisch – traumhaft und überragend gut gesungen. Da bekomm ich Gänsehaut und das ist wahrscheinlich auch der Song, den ich beim Candlelight Dinner mit meinem Proktologen vor der ersten Vorsorge hören will und von mir aus auch während der Untersuchung, aber da findet sich schon der Übergang zum nächsten Song…

„Jungle“ geht direkt in die Eingeweide. Düster, bassig und mit unbestechlichem, aber auch unscheinbarem Riffing schleppt sich der Song bis zum Refrain und macht richtig Spaß zu hören – wunderbar verspielt und ein wahrlich experimentelles Outro. Nicht ganz unbegründet, dass der Titel in den US Charts auf Platz 8 gelandet ist.

„In my Head“ ein Stück, wie auch „Childhood´s End“ von Simmons eingesungen, aber hier klingt er wie Bud Spencer beim Bohnen essen. Keine Ahnung was Simmons hier im Kopf herumgeht – wenn man die Textfülle betrachtet, scheint es nicht viel zu sein. Schade, das wird wohl der erste Lückenfüller sein.

Es folgt eine Lowtempo-Nummer mit etwas psychedelischem, sehr finsterem Klangbild. Kann mir hier auch kaum ein Urteil bilden, ob das Dargebotene gut oder schlecht ist. Für mich ist das ein Titel, welchen ich in der richtigen Stimmung hören muss.

„Seduction of the innocent“ ist etwas unscheinbar und hat auch nicht den Hitcharakter. Schön anzuhören ist der Titel auf jeden Fall. Löst sich ein bisschen vom düsteren Klangbild und schwebt leicht und locker dahin.
Als könnten die Typen meine Gedanken lesen folgt ein Titel, der mich wieder von vorn bis hinten begeistert. Astreine Akkorde bilden das Grundgerüst für „I confess“ mit einer richtig guten Gesangslinie und das sag ich nicht nur so daher, sondern hier hört man die Spielfreude wieder heraus. So energisch müsste KISS öfter zuschlagen, aber das Album ist nach wie vor die blanke Überraschung.

Mit leicht erhöhtem Tempo geht das Album in die vorletzte Runde und macht sich mit „In the Mirror“ zwar nicht unentbehrlich, aber lässt noch mal aufatmen. Der Titel wird ab der Mitte auch etwas härter, zumindest verleiht das Solo dickere Nüsse. Da bin ich auch wieder gewillt zwei Bier zu trinken, der Titel geht nämlich wie Öl runter – wundert mich, dass der nicht besser im Ohr bleibt…

Die Neige des Albums wird von „I walk Alone“ gestellt. Ich will ehrlich sein: der Titel wäre als Bonustrack auf irgendeiner Limited Edition besser aufgehoben, da hätte er sicherlich mehr Reiz, aber als stinknormaler Titel geht der unter. Die eingearbeiteten Effekte – Schlagzeug rückwärts abspielen und meines Erachtens ein leichter Flanger würden mehr Aufmerksamkeit erfahren, wenn der Titel gesondert angepriesen wäre. Schließlich nimmt der Song eine Sonderstellung ein, denn er wird von Bruce Kulick gesungen.

Fazit: Carnival of Souls ist facettenreich, wie man es kaum erwartet hätte. Das eher unscheinbare Cover lässt auf rohe Produktion schließen, wird aber von einwandfreiem Songwriting ummantelt. So poppig KISS bekanntlich sind, hält das Album eben auch für Hörer von etwas härterer Musik Überraschungen bereit. Wer sich mit KISS nicht auskennt, sollte nicht als erstes zu Carnival of Souls greifen – definitiv das falsche Einstiegsalbum, wer aber bereit ist eine andere Seite von KISS kennen zu lernen, sollte dieses Album im heimischen CD-Regal nicht missen.

Ich hoffe dieses Review ist eine Hilfe, wenn der Griff zu Carnival of Souls bislang schwer fiel.
Ich bedanke mich natürlich bei allen Lesern von „NEW ROCK REVIEWS“ für die Aufmerksamkeit, als auch beim Betreiber, Dan, für die Veröffentlichung meiner Meinung auf seinem Webspace.

Bis bald, sagt der Ron!

Hörtipps: „Hate”, „Master & Slave“, „I Will Be There“, „I Confess“

Bewertung: 7 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Hate
02. Rain
03. Master & Slave
04. Childhood’s End
05. I Will Be There
06. Jungle
07. In My Head
08. It Never Goes Away
09. Seduction Of The Innocent
10. I Confess
11. In The Mirror
12. I Walk Alone


Besetzung:
Vocals, Guitar: Paul Stanley
Vocals, Bass: Gene Simmons
Leadguitar, Vocals #12: Bruce Kulick
Drums: Eric Singer