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EP Review: The Trikes – aLive EP

Neulich in der Rockkantine wieder ein bisschen Deep Purple auf den Drehteller geschmissen und gestaunt, wie abwechslungsreich die Kollegen schon lange vor meiner Zeit waren. Da hab ich mich gleich gefragt, ob ich ne Gruppe kenne, welche die Ehre der, leider, mittlerweile etwas vermodernden Herren  in etwa wieder aufleben lassen kann. (Ok, das Steve Morse Solo ist immer noch Highlight für mich bei jedem Purple Konzert) – Das klingt jetzt wahrscheinlich als würde ich über eine Coverband schreiben… dem ist aber nicht so! Denn das heutige Opfer meiner Rezension schreibt eigene Songs – gute Songs mit einem bekannten Flair! Und damit herzlich willkommen zurück bei New Rock Reviews!
The Trikes, so schimpft sich das Quartett aus dem beschaulichen Dresden. Wer lässige Motherfucker im leichten retroperspektivischem Aussehen erwartet, kommt hier voll auf seine Kosten! Doch die Soundgewalt ist nicht altbacken oder schlecht kopiert – NEIN! Hier wird ein vorbildliches Songwriting mit sehr angenehmer Abwechslung geboten. Teilweise fühlt man sich in die 70er versetzt und dann plötzlich wird man in die Gegenwart geholt – Aber warum schwärme ich schon wieder um den heißen Brei? Hier zählt nur nüchterne Bewertung des Hörbaren und auch wenn ich es momentan nicht bin, werde ich euch die Beleuchtung der einzelnen Titel nicht vorenthalten!
Die EP beginnt mit „Sordid Love“ – schäbige oder auch schmutzige Liebe. Tja bei dem Namen kann man sonst was denken, aber der Sound kommt von Anfang an bekannt vor – ja das Tempo, das Riffing, der Gesang, erinnern an Black Star von Deep Purple, allerdings im modernen Gewand mit fetten Nüssen ohne verspieltem Solo! Der Bass knuspert klar und deutlich durch den Song und hat eine führende Rolle inne, was mir persönlich sehr gut gefällt. Das Schlagwerk präsentiert sich abwechslungsreich, dezent, aber sehr ausgewogen. Diesen Song kann man schon als Publikumsfänger bezeichnen, da der Wiedererkennungswert einfach was hermacht. Wenn allerdings die ganze EP so klingen würde, wäre keinem geholfen. Und doch geht’s ziemlich nahtlos in „Nowhere“ über – man könnte behaupten, dass Titel Numerò Uno einfach etwas abgewandelt weiter geht, aber der Teufel liegt eben im Detail! Die Licks sind mit einem etwas seichteren Overdrive gespielt und der klar gesungene „Nowhere“ Part, macht die Sache wirklich schon nach einer Minute absolut hörbar. Wer bei „Sordid Love“ ein Solo erwartete, wird hier mit einem verzückt, welches schon fast an ZZ Top erinnert – und wieder muss ich den sauberen Bass loben, beziehungsweise auch den Mixer, welcher den Bass bei der EP so differenziert abgemischt hat. Das ist richtig gute Arbeit. Aber was wäre so eine Retro Rockgeschichte ohne einen ordentlichen Instrumentaltitel?
Da kommt auch schon „Psychedelion“ um die Ecke geschneit. Getragen von weitem Halleffekt, garniert mit Chorus und Tremolo auf der klaren Klampfe – schiebt sich die Rhythmussektion mit dichtem Klang durch das Gehirn. Die sehr abwechslungsreiche Schlagzeugarbeit wird hier zum Markenzeichen – in Kombination mit Bass, welcher von der Klangfarbe etwas an „Loosen my Strings“ von Purple erinnert, wird hier richtig gutes Songwriting geboten. Durchaus inspirativ und wieder mit dem Wiedererkennungswert einer der ganz großen Bands; wohlgemerkt ohne nach einer Kopie zu klingen. Ich bin mir hier unschlüssig, ob ich mir Gesang gewünscht hätte, letztlich entscheidet die Band wie der Song gestaltet wird und das ist auch gut so!
„Forgotten Sins“ behält erst einmal den Halleffekt bei und rutscht dann gaaaaaaanz lässig in modernes Klangbild mit reichlich verzerrtem Gesang. Treibend und eingängig schnürt der Refrain und sein „Vorspiel“ das Paket für eine Rockhymne – die Strophe und die Zwischenparts sind da beim ersten Durchlauf gewöhnungsbedürftig, aber können nach mehrmaligem Hören überzeugen, denn die Tempowechsel und verspielten kleinen Einzelheiten, wollen auch geschätzt werden.
Und kurzweilig wie die EP so ist, kommen wir auch schon zum Abschluss mit „Be Yourself“. Es startet schon fast so tief wie „Order of The Black“ von „Black Label Society“ – Das Riffing nimmt einen sofort gefangen und hier ist die Gesangsmelodie wirklich so gut, dass ich mir tatsächlich wünschte, sie wäre clean gesungen! Aber Egal; das Schlagzeug ist on spot und der Bass klebt 1A an der Rhythmusgitarre. Die Lead-Gitarre dreht zwischenzeitlich durch (auch wenn ich meine, einen Aufnahmeschnitt beim Beginn des Solo zu hören); hier geht die Post ab.
Ein abruptes Ende und die EP ist vorbei. Ich schnapp mir noch ein Bier und höre ein weiteres Mal durch die Songs… Ich sollte mich endlich Live von der Truppe überzeugen lassen, denn das könnte mal eine große Nummer werden.Fazit: Auch wenn man etwas Altes durchleiert, kommt nicht immer tote Oma raus… ääähhhmm… nee das ist Quatsch… Egal – fahrt euch die EP laut rein und Ihr werdet nicht enttäuscht sein!
Bis bald bei New Rock Reviews sagt,
Euer Ron


Bewertung:  7 von 8 Punkten
Tracklist:
  1. Sordid Love
  2. Nowhere
  3. Psychedelion
  4. Forgotten Sins
  5. Be Yourself
Besetzung:

Christoph Kröckel – Gitarre/ Gesang

Alexander Müller – Gitarre

Gregor Arndt – Schlagzeug

Christoph Arndt – Bass/ Hintergrundgesang
Musikrichtung: Hard/ Heavy/ Stoner Rock
Erscheinungsjahr:  2016
Label: n.A.
Herkunft: Deutschland
Kontakt: http://thetrikes.bandcamp.com/

                http://www.facebook.com/thetrikes

 

 

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EP Review: Mr. Serious and the Groove Monkeys – EP 2013


Info


Bandname: Mr. Serious and the Groove Monkeys
EP-Titel: EP 2013
Musikrichtung: Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: n.A.
Herkunft: Deutschland
Website: www.serious-monkeys.com

OK, zugegeben: das Review hat eine Weile auf sich warten lassen, aber es war dringend nötig, die EP öfter als zehn Durchläufe durchrumpeln zu lassen!

Gleich erst einmal vorweg: auf ihrer Internetseite geben die Jungs an ein bisschen was von den RED HOT CHILI PEPPERS und AUDIOSLAVE zu haben. Das galt es für mich hier zu prüfen, denn das haben schon einige behauptet und sind schwer am Riff der Realität schiffbrüchig gegangen.


Die EP geht ohne Vorwarnung in die Offensive und verzaubert mit starkem Songwriting. Der ausgeprägte Funk-Bass geht sofort in die Vollen und sowohl die Gitarren als auch das Schlagzeug überzeugen mit sehr guter Arbeit. „Booze“ nennt sich der Opener und kann sich wirklich blicken lassen – arhytmisch und recht proggy rumpelt der erste Titel durch die Gehörgänge. Gesanglich erinnert mich die Geschichte ein bisschen an MUSE, nur, wie ich finde, mit etwas mehr schrillem Charakter. Macht jedenfalls ordentlich Spaß, auch nach mehrmaligem Hören.


„Alone“ erinnert mich vom Gesang sofort an AUDIOSLAVE – stimmlich scheint der Kollege wirklich flexibel zu sein, auch wenn ab dem Refrain wieder die Stimme in Richtung MUSE übergeht. Wirklich gut! Und der Bass schnorpst erneut sehr funky und individuell durch das Rhythmus-Wirrwarr. Die Gitarren lasse ich hier leider etwas außer Acht. Die liefern natürlich ebenfalls sehr gute Arbeit ab, aber hauptsächlich begleiten sie rhythmisch. Die Soli sind in Ordnung, da ist aber in der Musikrichtung noch mehr möglich! Am Schlagzeug wirbeln die Sticks gehörig los. Die vielen Takt- und Rhythmuswechsel sind nicht von schlechten Eltern! Weiter geht’s mit „Bug“ – abgespaced, midtempo und eher etwas mehr in die Richtung AUDIOSLAVE. Soli sind hier effektverspielter und man zieht beim Kopfnicken gleich die Oberlippe a la BILLY IDOL hoch. Auch wenn der Song nicht gleich so richtig Fahrt aufnimmt, kommen mir die vier Minuten nicht zu lang vor. Ganz nett! Das plötzliche Ende des Songs gefällt mir besonders gut, passt sich an den aufgeschaukelten Soundbrei sehr gut an.

Der folgende Song „Dream“ erinnert mich tatsächlich an die besagten RED HOT CHILI PEPPERS, smoother Groove und eher dezenter Strophenteil, der von aufbrausenden Refrain und Funkparts abgelöst wird. Meiner Meinung nach eine ordentliche Maschine – vorerst unscheinbar, aber unglaublich hypnotisierend, wenn man öfter den Durchlauf wagt.


„Carl Huso“ erinnert von der Gesangsrhythmik an ein gestrecktes „Spacelord“ von MONSTER MAGNET – könnte man als Kritikpunkt sehen, da der Song auch ähnlich aufgebaut ist. Eigentlich keine schlechte Nummer, aber die Verwandtschaft mit „Spacelord“ liegt schon als dicker Pelz auf der Zunge…

„Sundown“ bildet das Schlusslicht der EP. Das Tempo ist erneut zurückgefahren und walzend wühlt sich der Song durchs Gehirn. Den Gesang empfinde ich als recht verspielt, aber abwechslungsreich. Die Gitarrenarbeit ist dezenter gestaltet. Die Marke, welche „Booze“ gesetzt hat, wird hier nicht mehr erreicht, als wäre die Luft raus – das Empfinden folgt allerdings aus dem hintereinander weg Hören der EP.

Fazit: Die EP bietet ordentlich Abwechslung, wenn man dafür bereit ist. Die Songs sind wirklich gut und man sollte die Jungs im Ohr behalten. Die nötige Individualität für ein Album würde ich mir wünschen,  denn die Band hat das Zeug sich einen eigenen Stil zu verpassen, ohne dass sie sich mit anderen Größen vergleichen müssten. Ich warte das Album ab und drücke den Jungs die Daumen, dass das Songwriting ähnlich komplex, wie bei ihren ersten beiden Titeln der EP aus der Feder tropft.

Auf ein erfolgreiches neues Jahr wünscht,
Euer Ron



Hörtipps: „Booze“, „Alone“

Bewertung:  5 von 8 Punkten

Tracklist:
1. Booze
2. Alone
3. Bug
4. Dream
5. Carl Huso
6. Sundown

Besetzung:
Marco – Gesang
Fetz  – Gitarre
Tobi – Gitarre
Pogy – Bass
Sebi – Schlagzeug
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Musik

CD-Review: Raw Acoustic – Silence is King


Info:
Bandname: Raw Acoustic
Albumname: Silence is King
Musikrichtung: acoustic Rock
Erscheinungsjahr:  2013
Label: n.A.
Herkunft: Deutschland

Webseite: Raw Acoustic
Seid gegrüßt, Ihr Propheten des Rock da draußen! Heute serviere ich euch ein Album, welches aus der guten sächsischen Küche stammt – das Menü nennt sich RAW ACOUSTIC!

Das Album eröffnet sich mit dem Titletrack „Silence is King“. Geprägt von einem etwas überschwänglichen Chorus auf den Klampfen – welcher sich aber noch als Hauptcharakteristik der Klangfarbe der Gitarren herausstellt – wird man als Hörer schnell firm mit dem Sound der Band. Die Gesangsstruktur erweist sich rhythmisch und melodisch als tendenziell hochwertig, trotz des etwas entfremdenden Halls auf der Stimme. Das Solo ist in Ordnung und gibt dem Album soweit eine gute Einleitung. Kurzweiligkeit ist die Devise!
Es folgt „Blackout“ – ein Titel, welcher mit seiner starken Gesangsrhythmik und dem Chorus(!) überzeugt. Ein richtig starker Titel, mit einer stimmlichen Gesangsleistung, welche mich von der Klangfarbe her schon an Hansi Kürsch von Blind Guardian bei einem Titel wie „Past and Future Secret“ erinnert. TOP!

„Home“ überzeugt mit sehr schöner Akkordfolge; eingängig und sehr charismatisch erschließt sich hier gefühlvoller Gesang mit ordentlichem Druck und wird vom Hall bestens unterstützt. Die Lead überzeugt mit dezenter Verzerrung und der Break lockert den Titel dann auch schön auf.

Da krempelt der folgende Titel „Myself & I“ die Stimmung etwas um, im Positiven versteht sich! Die Akkordfolge erinnert an ein schnelleres „Run to You“ von Bryan Adams und bietet sehr angenehme Klangfülle durch den Anschlag der Gitarren und gutem Gesang. Das Solo ist mit richtig fetten Nüssen gespielt und erinnert von der Verzerrung an „Road to Hell“ von Chris Rea!

„Denial“ kommt anfangs doch etwas schwermütig rüber und auch der Gesang nimmt zumindest mich etwas holprig mit, aber das Konzept auf dem der Gesang aufgebaut ist, erweist sich als gut. Das erste Solo geht wieder gut ab; die restlichen Leads erweitern subtil das Klangspektrum. Geschmacksache aber dennoch gut. Da schleicht sich dann auch schon „Excuses“ ins Gehör und es besteht beim Hören der ersten dreißig Sekunden die Gefahr den Titel mit „Silence is King“ zu verwechseln. Das ändert sich dann durch gelungene Leadpassagen. Der Titel ist etwas effektverspielt und überzeugt mit exzellentem Songwriting. Der Gesang könnte etwas variabler sein; das will ich aber nicht negativ zu Buche halten.

„Break It Down“ hebt sich mit ungewohntem Takt hervor (das ist genau das Richtige für mich!). Der Titel wirkt anspruchsvoll und ausgeklügelt, allerdings hätte ich mir bei so einer Phrase für den Titel etwas mehr Druck und „Rock“ gewünscht. Bei „Downsize“ werden die Klampfen während der Gesangspassagen zurückgefahren. Klangweite ergibt sich aus dem Hall und dem Druck im Gesang, doch der Titel kommt an sich nicht so recht aus dem Knick. Der Titel geht leider etwas unter.

„The Stalker“ hebt sich wiederum durch den Dur-Charakter ab – das Tempo ist leicht erhöht und durch den Einsatz einer Gastsängerin erweist sich der Titel als vielseitig und aufgelockert. Gegen Ende hin überzeugt der Titel mit ausgereiften Soli, welche sich an bekannten Melodien bedienen, und einer ordentlichen Portion Komplexität!

„The Grace of Man“ schließt das Album ab. Ein schwer baladesker Charakter und einem eher verbesserungswürdigem Piano, wird leider nicht so recht der Charakter des Albums widergespiegelt. Die Gesangsmelodie ist in Ordnung, aber vielleicht hätte man sich hier auch an Gastgesängen bedienen können. Der Gitarrenanschlag nervt ein wenig und somit geht der Titel etwas glanzlos unter, das ist aber Ansichtssache.

Fazit: Mich überrascht das Album mit einigen ausgezeichneten Leads, tollen Soli und schönen Akkorden. Hier und da erweist sich allerdings der Gesang als Wermutstropfen, besonders wenn man das Album mehrmals hintereinander hört. Grundsätzlich ist das aber ein gutes Album mit Höhen und Tiefen, wie auch bei anderen Alben. Ich kann meine Kaufempfehlung klar aussprechen, denn die Jungs haben tolle Arbeit geleistet und zum Glück noch das Potential sich zu steigern! Ich bin zuversichtlich und warte den nächsten Releasetermin ungeduldig ab. Nachschlag bitte!

Bis bald bei New Rock Reviews sagt,
Euer Ron

Hörtipps: „Blackout“, „Myself & I“, „The Stalker“

Bewertung:  7 von 10 Punkten

Tracklist:
  1. Silence is King
  2. Blackout
  3. Home
  4. Myself & I
  5. Denial
  6. Excuses
  7. Break it Down
  8. Downsize
  9. The Stalker
  10. The Grace of Man 
Besetzung:
Alexander Müller – Gitarre, Gesang
Gregor Arndt – Gitarre, Gesang

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Musik

CD Review: Christer Borg – Jul med Borg

Info
Bandname: Christer Borg
Albumname:  Jul med Borg
Musikrichtung:  alternative
Erscheinungsjahr:  2013
Label: Föusk Records
Herkunft: Norwegen
Website: www.facebook.com/Christeriania
 Herzlich willkommen zurück bei New Rock Reviews!

Die Vorgeschichte zum Review des Albums, ist natürlich kongruent zu der von „Christeriania“, dem 2011 erschienen Album von Christer Borg.
Wenn die Alben den gleichen Charakter tragen würden, hätte ich nicht zwei Reviews verzapft, aber „Jul med Borg“ (Weihnachten mit Borg) ist ein Album, welches der Weihnachtszeit mit etwas unkonventioneller Sichtweise Bürgschaft trägt.

Es beginnt mit „Julekort“, ein Titel der anfangs durch die Melodie überzeugt und durch die glasklare Produktion recht weihnachtlich daherkommt, doch nach genauerem Befassen mit dem Text, wird einem schon beim ersten Titel etwas „mulmig“, denn es werden Eindrücke aus Reisen im Libanon und Syrien (sofern ich das richtig übersetzt habe) während der Weihnachtszeit verarbeitet. Das macht den Titel sehr authentisch, vermittelt Heimweh und lässt mich darüber nachdenken, was für ein Leben beispielsweise ich hier führe. Julekort ist einer der Titel der weit über den Tellerrand blicken lässt und eben in der Zeit der Liebe und Brüderlichkeit auf den Kern hinweist. Percussionistisch ist hier wieder von subtilen Glockenspielen, Shaker und dezentem Schlagzeug saubere Arbeit geleistet worden. Die Gitarre „lebt“ wieder in optimaler Symbiose mit dem Piano. Faszinierend! Es schließt sich ein kleines Hörspiel an, welches den Namen „Nissesnakk“ trägt und einen Dialog über das Album darstellt, leider bin ich nicht in der Lage diesen kurzen Schnipsel ausreichend zu übersetzen, um weiter darauf einzugehen.
Weiter geht es mit dem Titelsong. Von Anfang an wird ein fröhlicher Charakter verbreitet mit allem, was die Trickkiste hergibt: Trompeten, Dur-Dreiklängen, und fröhlich schallendem Schlagzeug. Die Gesangsrhythmik ist etwas unkonventionell und geht erst nach mehrmaligem Hören in die Rübe, aber der mehrstimmige Refrain lädt komischerweise schon bald zum Mitsingen ein. Die Gitarrenarbeit ist hier besonders zu betonen, denn der Break erinnert an eine spanische Gitarre und gibt mit den Percussionelementen wieder dieses warme Gefühl. Im weiteren Verlauf überzeugt noch eine E-Gitarrenlead und macht einfach Laune auf mehr!

„Julestjerna“ eröffnet mit einer Violinspur, sanftem Piano sehr angenehmem Schlagzeug. Für das blanke Hören, erscheint der Titel wenig anspruchsvoll, doch erst bei genauerem Hinhören hört man noch die ganz aufwendige Produktion, mit erhöhtem Augenmerk auf den mehrstimmigen Gesang und die ausgereifte und gefühlvolle Gitarre. Auch stark, und mit sehr weihnachtlichem Charakter.

Weiter geht es mit „Julesang i februar“, der Titel ist rhythmisch sehr klassisch gehalten und erweist sich als Mitklatschnummer. Nicht zu kurz und auch nicht zu lang; mit Klarinette, Glockenspiel und Trompete hat dieser Song auch wieder den Charakter eines typischen Weihnachtsliedes und lädt zum Schunkeln ein – für das Konzept auch unerlässlich und durchaus passend.


„En baby født i en stall“ folgt. Es lässt sich erahnen, dass das Krippenspiel musikalisch verarbeitet wird. Das scheint im norwegischen nicht so einfach zu sein, daraus schließt sich wahrscheinlich die etwas eigenwillige und schnelle Gesangsrhythmik. Der Titel hat zwar Charakter, aber ist bei Weitem nicht so eingängig, wie beispielsweise Jul med Borg und der ist schon, wie erwähnt, etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das soll jetzt die Qualität des Albums nicht schmälern, denn auch dieser Song wird seine Anhänger finden.

 Zur getragenen Stimmung und leichten Rockausflüchtung sorgt „Adventsstund“ mit etwas offenerem Schlagzeug, Synthesizer und ordentlicher Gitarrenmodulation. Die Stimmung, welche der Gesang verbreitet, fährt mir unter die Haut, da ist schon wieder Arbeit in Weltklasse geleistet worden, auch wenn mich eine simple Folge von 3 Akkorden an Sultans of Swing von Dire Straits erinnert, aber das ist so minimal, dass es schon ein Hirngespinst meinerseits sein kann. Der folgende Titel „Last Christmas“ ist erneut etwas kitschig und „Wham“ ist auch mit besungen, aber bis auf den Refrain recht energisch abgehandelt. Zum Glück liegt bekanntlich in der Kürze die Würze und so ist der Titel mit einem Fadeout nur künstlich in die Länge gezogen. Ich denke, dass der Song nicht gerade eine Hymne ist…

Das halbminütige „Klokkeklang“ eröffnet den Titel „Han som aldri kom tilbake“; die Titel hätte ich nicht unbedingt getrennt aufgelistet, aber das liegt in der Gestaltungsfreiheit des Künstlers. Der Eigentliche Titel erklingt sehr getragen und der Kontext bezieht sich wieder auf den Libanon, wobei die Übersetzung „er kommt nie mehr zurück“ wie ein Kloß im Hals stecken bleibt, wenn Phrasen wie „Soldaten mit Maschinengewehr“ erklingen. Hier ist ganz klar dem Text eine beachtliche Wichtigkeit zugeordnet und wird durch eine getragene Monotonie und lange Glockenklänge untermalt. Das muss man setzen lassen, denn rein musikalisch ist da ja nicht die Große Kunst geboten, aber mit dem Text ist da auch nicht mehr nötig.

„Første vers“ ist dann schon der vorletzte Titel und reiht sich in die Riege der getragenen Titel ein. Innovativ empfinde ich das kurze Synthieintro und das Trompeteninterlude. Der Titel ist, aber musikalisch gesehen nur eine nette Lagerfeuernummer und steht ein etwas als Lückenfüller da, obwohl auch hier wieder zu vermuten ist, dass der Text eher tiefgründig ist. Ich erfrage eine Übersetzung, da es nicht möglich ist mit Standardwörterbüchern diesen Dialekt zu entschlüsseln.

Doch wer jetzt noch einen ordentlichen Weihnachtssong zum Abschluss sucht, wird nicht fündig! Der für mich eher als Bonustrack auslegbare „Godt nytt år tel alle sammen“ lässt dann noch die Punkherzen hochschlagen. Das Schlagzeug wirbelt, einfache Akkordfolgen mit recht schnellem Gitarrenanschlag und einem ewig wiederkehrendem „Godt nytt år tel alle sammen“ (Gutes neues Jahr euch allen – frei übersetzt). Spielfreude ist der Band eben kein Fremdwort und am Ende des Albums lockert Titel den teils erdrückenden Schweremut auf.

Fazit: Wer ein Weihnachtsalbum sucht, welches zum Nachdenken anregt, sollte sich das Schmuckstück hier auf jeden Fall zulegen. Es werden Türen geöffnet, die ein Normalbürger, wie ich es auch bin, nicht im entferntesten Sinn betreten würde, da der Alltag einen so sehr gefangen nimmt. Trotzdem ist das Album mit mehr Höhen und Tiefen ausgestattet, als das Vorgängeralbum Christeriania; inwiefern man die Alben vergleichen kann, liegt nicht in meinem Ermessen, doch meine Empfehlung kann ich auch hier aussprechen. Eine Übersetzung werde ich mit erteilter Erlaubnis veröffentlichen, sobald sie mich erreicht (vermutlich im Englischen). Wer Interesse hat die Alben zu erstehen, sollte sich über den Facebooklink mit Christer Borg in Verbindung setzen, da die Alben auf dem deutschen Markt so nicht erhältlich sind, was sich aber bestimmt bald ändern wird – wie ich denke.

Vielen Dank fürs durchforsten dieser schwierigen Rezension sagt
Euer Ron


Hörtipps: „Julekort“, „Jul med Borg“, „Adventsstund“

Bewertung:  8 von 10 Punkten

Tracklist:

1
Julekort
2
Nissesnakk
3
Jul med Borg
4
Julestjerna
5
En baby født i en stall
6
Julesang i februar
7
Adventsstund
8
Last Christmas
9
Klokkeklang
10
Han som aldri kom tilbake
11
Første vers
12
Godt nytt år tel alle sammen


Besetzung:
Bård Toftebakk – Nissefar (Track #2)
Thea Holst – Backings, Smånisse (Track #2)
Håvard Johannes Winther– Backings
Hallstein Sandvin – Backings, Percussion
Frode Isaksen – Schlagzeug, Percussion
Terje Berg – Piano, Fender Rhodes
Sunniva Lotte Wormsen – Querflöte, Backings
Synne Flatlandsmo Tangen – Violine
Ove „Corolla“ Pedersen – akustische und E-Gitarre, Backings
Christer Borg – Gesang, Bass, akustische Gitarre, Synthesizer, Orgel
Johann Blanc – Posaune
Vidar Enga – Horn
Martin Andersson – Saxofon, Klarinette
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Musik

CD-Review: Christer Borg – Christeriania


Info:
Bandname: Christer Borg
Albumname:  Christeriania
Musikrichtung:  alternative
Erscheinungsjahr:  2011
Label: Föusk Records
Herkunft: Norwegen
Website: www.facebook.com/christeriania

Hallo liebe Leser!

Neulich campierte ich 3 Tage vor meinem Briefkasten. Der Grund dafür war die gespannte Erwartung eines Päckchens aus Norwegen. Meine Meinung nach Tagen ununterbrochenem Hörens, muss ich zugeben, dass ich mehr als überrascht bin. Aber lest selbst…

Das Album Christeriania beginnt mit dem Titel „Morten Harket“, für diejenigen, welche just in diesem Augenblicke rätseln, wo sie diesen Namen schon gehört haben, das ist der Sänger der Band A-ha. Das Musikstück gibt’s als Soundcloudfile am Ende des Reviews – sozusagen eine kleine Kostprobe. Der Song hat Energie, Leidenschaft und ordentlich Dynamik. Was das Songwriting betrifft, kann man schon hören wo die Reise hingeht – ausgereifte Harmonien, Synthieeinsatz mit wirklich einprägsamem Charakter, sehr klare Gitarrendistortion, ein interessantes Schlagwerk sowie ausgefeilte Gesangsrhythmik! Das ist schon die Liga, in welcher international erfolgreiche Künstler ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Kein stupider 4/4 Takt – das ist doch schon ein Grund genauer hinzuhören! Und das ist erst der Opener; da kommt Freude auf.

Es folgt eine Nummer, welche durch Klangvielfalt in puncto Percussion aufblüht. Zuerst scheint man aus dem „Morten Harket“-Konzept herausgerissen zu werden, aber bereits nach einer halben Minute ist man in eine andere Dimension versetzt. „Så Kan Du Tru“ hat diesen unbeschwerlichen Charakter, den man nur schwer erklären kann. Die symbiotische Instrumentalisierung lässt mich mit ausgefahrener Kinnlade da sitzen und staunen, wie schier einfach man wirklich sehr eingängige und ausgefeilte Musik verzapfen kann. Der bewusste Einsatz von Synthesizern sowie klassischen Instrumenten und einer wirklich sympathischen Stimme der begleitenden Sängerin Thea Holst, macht auch diesen subtilen Song zu einem kleinen Feuerwerk.


Und schon geht es wieder in die richtige Rockschiene! „Solsangen“, lässt die Rezeptoren auf Hochtouren laufen. Der leichte Punk- und Rock´n´Roll-Kreuzzug geht mit knappen 2 Minuten in die Vollen und vermittelt ein unheimlich positives Empfinden. Das macht einen riesigen Spaß, das Album auf alle Einzelheiten aufzuschlüsseln, weil es so viel zu bieten hat! Und das sage ich schon nach dem dritten Titel, denn es geht munter weiter.

Der nächste Titel – „Vi Dro Tel Leipzig“ – hat schon vor dem ersten Hören meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Verarbeitet werden die Erlebnisse einer Reise durch Deutschland. Die Vermittlung dieser Impressionen erfolgt auf eine derart komplexe Art und Weise, dass ich meine Ansichtsweise über die Komplexität anderer Bands noch einmal überdenken muss. Was mich schon fasziniert ist die Beständigkeit in der perfekten Abstimmung, zwischen allen Instrumentengruppen, und da zähle ich auch wieder den Gesang aller Beteiligten. Das ist Wahnsinn wie sich durch „eingeworfene“ Gesänge, Emotionen so gut wiedergeben lassen. Das Songwriting ist jenseits von Gut und Böse und sucht seinesgleichen! Das muss man gehört haben – ein bisschen proggy, ein bisschen rocky, Klasse!

„Skinnhanskan“ – Lederhandschuh. Eine Trompete, welche das Martinshorn immitiert, eröffnet den Song; gefolgt von einer irgendwoher bekannten Gasangsmelodie und einer Hookline, die jedes Kind mit Freude erfüllt, denn sie leitet einen der eingängigsten Refrains ein, die mir bekannt sind. Der Song sprudelt vor Spielfreude und guter Laune, denn er lebt ganz klar von Percussion und gezielter Soundcollage! Und wenn man schon bei Spielfreude ist, reiht sich „Morrastjerne“ mit ein. Der Groove erinnert an La Grange“ von ZZ TOP, der Gesang dürfte meiner Meinung nach noch etwas rauchiger sein, aber dieses Manko wurde mit Coolness übertüncht. An und für sich ist das ein guter Titel, mit Piano und allem was der Titel braucht, doch der Spannugsbogen bleibt im Vergleich zum bisher gehörten dann doch eher flach – ohne enttäuscht zu klingen.

Gut, man könnte jetzt davon ausgehen, dass der Wendepunkt des Albums erreicht worden wäre, aber es wäre vermessen vorzeitige Schlüsse zu ziehen. Darum geht es Erwartungsvoll weiter…

Und das Warten hat sich gelohnt!

Der folgende Titel liest sich vorerst komisch – „Jens Bjørneboe“. Ganz klar ein weiteres Glanzstück auf dem Album. Der Titel eröffnet sich leicht getragen mit einer eingängigen Lead, Maultrommel(!!!) und einer sehr angenehmen Akkordfolge. Die Arbeit mit gezielten Pausen und wirklich abwechslungsreicher Rhythmik, insbesondere vom miteröffnenden Bass, lässt den Titel schon sehr individuell erscheinen, doch der Titel entwickelt sich mit jeder verstrichenen Sekunde. Aus der leicht getragenen Stimmung fährt plötzlich das Tempo hoch und verzerrte Gitarren mit eingängiger Melodie lassen den Song zu einer „ansteckenden“ Nummer werden, denn das Jens Bjørneboe, lässt sich verdammt gut vorrausschauen und hätte vom Songwriting her an kaum einer besseren Passage gebracht werden können. Doch wieder schlägt der Song um – es wird ruhig und bedächtig – der Bass hüllt den Hörer ein und vorsichtig beginnt der Gesang. Ich bekomm ähnliches Gänsehautgefühl beim Hören, wie es mir bei „Victim of Changes“ von Judas Priest ergeht, wenn sich da die Stimmung legt. Und wieder steigert sich die Stimmung und der Song kehrt in seine rockende Passage zurück; normalerweise enden die meisten Titel, wenn so viele Register gezogen wurden, doch hier geht es noch weiter. Der abschließende Part hängt sich mit einer schwerelosen Melodie und wieder hervorragender Arbeit am Bass an das Songgeschehen an; das letztgesungene Wort „Lufmadrassssssssss“, lässt dann noch den nötigen Wortwitz durchdringen und beendet einen über sechsminütigen Song voller bemerkenswerter Schreibkunst und Spielfreude.

Dass Abwechslung, einer der großen Punkte auf dem Album ist, dürfte jedem klar werden. Also legt die Band noch mit ein etwas Funk nach – „Himmelblå“ wird mit einem wieder unbeschreiblich guten Bass angespielt und einem choralem „Wä Chok Wä Hä“ umrahmt, dass es zum Mitnicken zwingt! Der der Part dauert nicht lange an und es erklingt der eigentliche Song, der sich wieder durch sehr angenehmes Songwriting definiert, die Abstimmung aller Instrumente gibt erneut die nötige Würze, von der Gesangsrhythmik kann man keine Ausnahme machen.

Es folgt noch ein Song namens „Vi Går Igjen“, auch ein schöner getragener Song mit unorthodoxer Gesangsrhythmik, allerdings nicht so fesselnd wie der Rest des Albums. Abschließend wäre da noch „Sommern I Nord-Norge“, erneut ein schöner akustischer Titel mit klarer Struktur und dem Charakter, dass er die Sommersonnenwende perfekt begleiten könnte. Melodiös und schwebend geht eines der besten Alben, welches ich bis jetzt hören durfte, zu Ende.


Fazit: Christeriania ist der Spagat zwischen den Musikstilen, den man nur zu selten zu hören bekommt. Es obliegt mir zu sagen, dass das hier ein Überalbum ist, doch es ist haarscharf dran! Ich denke, dass man die Band guten Gewissens im Auge behalten sollte, denn da ist bestimmt noch ein Hammer zu erwarten!

Mit den besten Empfehlungen und einem großen Dank fürs Lesen sagt

Euer Ron


Hörtipps: „Morten Harket“, „Vi Dro Tel Leipzig“, „Jens Bjørneboe

Bewertung:  9 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Morten Harket
2. Så Kan Du Tru
3. Solsangen
4. Vi Dro Tel Leipzig
5. Skinnhanskan
6. Morrastjerne
7. Jens Bjørneboe
8. Himmelblå
9. Vi Går Igjen

10. Sommern I Nord-Norge


Besetzung:
Henning Olsen – Percussion, Schlagzeug, Backings
Håvard Ammerud– E-Gitarre, Backings
Christer Borg – Gesang, Bass, akustische Gitarre, Synthesizer

-Gäste-
Vidar Enga – Horn
Bengt Eskil – Klarinette
Bjørn Sundklakk– Piano
Thea Holst – Backings
Hallstein Sandvin – Slidegitarre, Backings


Hier noch der Soundcloudverweis:
https://soundcloud.com/store-studio-as/sets/christian-borg-christeriania
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Classic Review : Strawbs – Dragonfly

Info
Bandname: Strawbs

Albumname:  Dragonfly

Musikrichtung:  Folk Rock

Erscheinungsjahr:  1970
Label: A&M
Herkunft: England

Website: http://www.strawbsweb.co.uk/

Es entpricht zwar nicht unbedingt dem Rock Genre, aber Folk hat ja zumindest im entfernten Sinn etwas mit Rock zu tun. Heute serviere ich Dragonfly von der englischen Folkband Strawbs aus dem Jahre 1970.

Das Album beginnt mit „The Weary Song“ – eine weinerliche Stimme säuselt einem geschmeidig um die Ohren; Glockenspiele, Maultrommeln, Streicher und seichte Percussion schleichen sich in das Gehör. Das ist zwar ganz klar Geschmacksache, aber man muss die kompositorische Leistung würdigen. Mich beschleicht beim Hören das Gefühl, dass die Jungs um Dave Cousin in meinem Wohnzimmer stehen – das liegt wahrscheinlich an der erdigen Produktion. Der Sound hat was von einem offenen Zelt, ohne billig zu klingen. Meines Erachtens schon jetzt sehr authentisch und wohltuend. Dem lehnt sich auch schon der Titeltrack „Dragonfly“ an und versprüht einen Charme, welcher jede Dorfkneipe zu einem farbigen Tempel sinneserweiternder Rauschzustände verwandeln könnte. Zum gedankenverlorenen Klang gesellt sich recht melancholisch ein Titel mit dem rebellischen Namen „I Turned My Face into the Wind“. Sicherlich einer der stärksten Titel auf dem Album und durchaus symbiotisch klassisch arrangiert mit stürmischen Phrasen wie „the solitude weighed heavy on my mind, as I turned my face into the wind“ sagen mir sehr zu! Eine weitere schwerelose Melodie mit schöner Gesangsrhythmik schiebt sich etwas unauffällig zwischen die Titel – „Josephine (for better or for worse)“

Streicher leiten den nächsten Titel ein, der gut und gerne auch von Popeye dem Seemann gesungen werden könnte. Schunkelmelodie; ohne kitschig zu klingen – aber „Another day“ beinhaltet für mich Leichtigkeit und den Drang nach Freiheit, wie es sich für einen etwaigen Song gehört. Diese Abwechslung macht das Album auch für mich interessant. Aber was wäre ein Album ohne weichgespültem Männerduett, welches gehaltvoll wie ein „Love Me Do“ von den Beatles oder wie ein klebrig süßer Wein daherkommt – die Nullnummer auf diesem Album„`til the Sun Comes Shining Through“ hat leider den Charakter eines vertrocknetem Bovists…

„Young Again“ kommt da gleich wesentlich frischer daher; das ist sicherlich den Percussions zuzuschreiben. Der mehrstimmige Gesang macht hier auch mehr Sinn und wirkt viel ausgereifter. Unter Berücksichtigung des bisher Gehörten, hebt er allerdings nicht sonderlich ab. Die Flöte „jinglet“ dahin und versprüht einen fröhlichen Charakter. Dieser Song erinnert auch etwas an Produktionen der Beatles, etwa um dieselbe Zeit.

„The Vision of the Lady in the Lake“ ist einer der Songs, welche mich von der Gesangsrhythmik her nerven – dabei ist diese doch gut gemeint und gut umgesetzt; ich kann mich nur nicht so recht damit anfreunden, obwohl der Song an sich gut durchstrukturiert ist und eine klassische Folknummer darstellt. Die Entwicklung dieser musikalischen Darbietung kann man im Vergleich zu den restlichen Songs schon schwer progressiv bezeichnen – die Gitarren werden nach der Halbzeit härter und verzerrt, der Gesang wird etwas impulsiver und das Schlagzeug virtuoser. Knappe elf Minuten im Wechselbad der Gefühle geht auch dieser Erguss vorbei und es folgt „Close Your Eyes“ – die Kampfansage an die Monster unterm Bett. Ein Schlaflied, welches vermutlich nicht den Weg auf eine Kinderliedersammlung geschafft hat, aber gut, da waren eben noch 45 Sekunden Zeit, um die Platte abzuschließen.


Die Re-release Version aus dem Jahre 2008 kommt mit vier zusätzlichen Bonustracks, welche den Wert der Platte definitiv nochmals steigern. Kann ich also wärmstens empfehlen und die 5€ kann man ruhig ausgeben ohne arm und enttäuscht zu werden.

Fazit: Es macht auf jeden Fall Sinn die Scheibe differenziert zu betrachten. Typische Höhen und Tiefen während des Hörens sind auch nichts Unnormales, doch es wird schon früh klar, dass hier speziell mit Stimmungen gearbeitet wird, welche nicht „lari-fari“ als Mischung undefinierter Pubertätsgefühlsschwankung abgestempelt werden können – nein – es handelt sich im Nachhinein doch um ein gezielt gefühlsechtes Werk mit blumiger Sprache, erdiger Produktion und guter Auswahl traditioneller Instrumente. Das Songwriting holpert zwar an der einen oder anderen Stelle, die Arrangements stellen sich aber als durchaus hörbare Gesamtkunstwerke heraus. Zum Philosophieren lädt die Scheibe auch ein, somit ist das nebenbei Hören in einer Gruppe zu Empfehlen – die Bewusstseinserweiterung kommt von ganz allein.
Danke fürs Lesen,

Euer Ron


Hörtipps: „The Weary Song“, „I Turned My Face into the Wind“, „Another Day“

Bewertung: 7 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Weary Song

02. Dragonfly

03. I Turned My Face Into the Wind

04. Josephine, For Better or Worse
05. Another Day
06. ‘til the Sun Comes Shining Through
07. Young Again
08. The Vision of the Lady in the Lake
09. Close Your Eyes

Bonustracks:

10. We´ll  Meet Again Sometime (Studioversion)

11. Forever

12. Another Day (live BBC)

13. We´ll Meet Again Sometime (live BBC)


Besetzung:
Vocals, Guitars, Piano, Dulcimer, Chinese Piano, Percussion: Dave Cousins

Vocals, Acoustic & Electric Guitars, Tambourine, Percussion:Tony Hooper 

Double Bass: Ron Chesterman

 Cello: Claire Deniz

Gastmusiker
Recorder: Tony Visconti 
Drums: Bjarne Restvold
Piano: Rick Wakeman 
Lead Guitar: Paul Brett

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Musik

CD-Review: Brawl Between Enemies – Rats Get Fat While Good Men Die


Info
Bandname: Brawl Between Enemies
Albumname: Rats Get Fat While Good Men Die
Musikrichtung: Beatdown, Hardcore
Erscheinungsjahr: 2013
Label: One Life One Crew
Herkunft: Deutschland
Facebook: http://www.facebook.com/bbeastside

Einen wunderschönen Tag und herzlich willkommen zur weiteren Ausartung in Form eines Review! Die Abrissbirne, welche heute den Weg in mein Audiowiedergabegerät gefunden hat, schimpft sich „Brawl Between Enemies“ alias „BBE“ alias „225“ und weiß der Teufel was die Ghettofaust da noch herhält, jedenfalls sollte man den Hodensack in kaltes Wasser hängen bevor man sich die Scheibe injiziert! Die Musikrichtung empfiehlt sich Beatdown zu nennen und beruht weniger auf Melodie oder Harmonie, sondern hauptsächlich auf Rhythmik. Wer also auf knallhartes Gepolter steht und Distortion im Ultra Gain bevorzugt, der ist hier an der richtigen Adresse.

Das Album beginnt mit dem Titel „Intro“ – na ja, wie soll ich sagen, ist eher eine kurze Geräuschkulisse, bei der sich jeder selbst ein Bild machen kann, was er da hört. Ist aber musikalisch nicht relevant. Weiter geht’s sofort mit einem kurzen Brecher – „Rat Hunt“ beginnt mit ordentlich Beats pro Minute und wird zwei mal im Beat gebrochen und verlangsamt – ist in Ordnung, allerdings vielleicht schon etwas zu fett abgemischt, da sich die Spuren zu verschlucken scheinen, das kann aber auch persönliches Empfinden sein. Die Gesangsspur lässt natürlich sofort Hardcoreherzen höher schlagen, denn es ist genau das wofür moderner Hardcore steht – Once you´re in, you can never quit! Entweder steckt man bis zum Hals im Stil oder man wird weggestampft. Das ist für mich das eigentliche Intro, da es einen gewissen musikalischen Vorgeschmack gibt. Das Gute an der Geschichte – jetzt ist klar, was auf der Scheibe geboten wird.

Da folgt auch schon „Addiction“ – ordentliches Schlagzeuggepolter, welches von einem einfachen, verzerrten Gitarrenchord untermalt wird. Der Breakdown folgt auf dem Einsatz des Gesangs. Durchaus eine interessante Mischung aus Rhythmuswechseln, Riffing und Hardcoregangshouts, das macht sogar Laune. Minuspunkt ist aber wieder das Mixing, da kommen wahrscheinlich die wenigsten Heimanlagen mit der Verzerrung klar – ich hab´s auf 3 Anlagen getestet und nur ein teures Musiksystem mit „B“ beginnend und auf „ose“ endend, konnte den Signalfluss so wiedergeben, dass nicht ständig das Blut aus den Ohren schoss, aber das wird wohl bezweckt gewesen sein, denn es ist ganz klar eine moderne Produktion.

OK, als weichgespülter Hörer,  brauch ich ne kurze Pause – da kommt mir das Soundschnipsel aus einem Film, welches das Intro zu „Fuck The World“ bildet gerade recht, aber die Keule hält nicht lange still – das Riffing lässt erst ein etwas an Six Feet Under erinnern – Bässe bis der Arzt kommt und dann der Slowdown, der eine super Einleitung zum Riffgeladenen Hauptteil des Songs abgibt, welcher an Ice T und Chris Barnes´ „One Bullet Left“  (meine Meinung) angelehnt ist. So wird’s definitiv nicht langweilig. Der Song artet laut Musikrichtung natürlich auf reiner Rhythmusspur aus und beinhaltet wieder schubkarrenweise Hardcore-Attitüde.

„Cockpunch“ schleicht hinterher und es obliegt mir zu sagen, was dieser Titel für eine Aussage ver(schwell)körpert. Das kann man lächerlich oder absolut stark finden, da will ich mich nicht drüber auslassen. Es sollte ja klar sein worauf man sich eingelassen hat, wenn man diese CD ersteht. Der Titel ist aber erstaunlich schnell vorbei – soll also heißen, dass er kurzweilig durch den Gehörgang brüllt – aber nicht sonderlich einprägsam ist.

„Built On Respect“ ist von Anfang an anders. Da kommt recht schnelles Riffing, geslided und sehr angenehm eingängig gespielt; dann walzt es wieder und dann knallen wieder die Riffs. Zusammen mit dem Gesang definitiv das Highlight auf dem Album, das ist aber auch dem Mixing zu danken. Komischerweise sind hier die Bässe ein etwas heruntergedreht und da schrotet es einem gleich ganz anders die Rübe weg. Auch wenn das Kinski-Zitat zum Ende des Songs einen etwas aus dem Konzept wirft, ist es sehr professionell eingebunden. Ich hätte mir mehr solcher Songs gewünscht, aber das ist ja kein Wunschkonzert.

„Boston Zkit“ ist ein kurzer Interviewausschnitt und wieder nicht aussagekräftig genug, um musikalische Relevanz anerkannt zu bekommen. Es ist ein Lacher zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

Und zurück in der Gruppe der anonymen „Beatdown“-holiker erklimmt mit „Metal Rulez“ die Rhythmik ein bisschen den Zenit der Zumutbarkeit; an und für sich gar nicht so schlecht der Titel, allerdings nervt hier das vermeidliche Übersteuergepolter in Symbiose mit dem wirklich sehr gestreckten Beat. Das zieht sich unnötig und schmälert leider den Wert des Titels ein wenig.

Vorhang auf,  es geht in eine Runde Neuland – „Let The Fat Boys Roll“ ist das bekannte Geknüppel des Albums, aber man hat ne deutschsprachige Passage – nicht sonderlich laut, aber gut verständlich… ist das vielleicht ein verdecktes „Bekennerschreiben“ das man aus Deutschland kommt? Der Qualität des Textes kann ich nichts abgewinnen, aber es ist auf jeden Fall mal etwas anderes und das wird bestimmt vielen Hörern des Genres gut schmecken!

„You Lost“ beginnt wieder mit einem Filmzitat und verbreitet eine etwas verzweifelte Stimmung. Durchaus angemessen – das Riff ab der Mitte des Songs geht ordentlich ins Blut, coole Midtemponummer und gelungene Gangshouts, das muss ich den Jungs echt zu Gute halten.

Und da kommen wir auch schon zum musikalischen Abschluss des Albums. „Eastside Business“ ist ein weiterer Titel, welcher von deutschsprachigen Passagen geprägt ist. Das ist zwar eiskalter Rap – reine Geschmacksache – aber die Jungs haben sich ne ordentliche Birne gemacht, um das Album noch mit einem kräftigen Knall zu beenden, das ist definitiv auch gelungen, denn das Riffing passt, der Gesang geht ins Ohr und der Rhythmus steht wie eine 1000jährige Eiche. Ich hätte mir nur eine etwas mehr zeitliche Distanz zwischen den beiden Titeln mit den deutschsprachigen Passagen gewünscht, um das Album allgemein abwechslungsreicher zu gestalten, aber das ist auch wieder nur meine Meinung.

Das „Outro“ ist wie das „Intro“, nur etwas länger– und damit nicht wirklich zum musikalischen Geschehen der Scheibe zu zählen.

Ich hatte Spaß das Album zu hören und hätte nicht gedacht, dass es dann doch noch so vielseitig daherkommt. Damit wünsche ich den Jungs noch viel Erfolg – ich bin jetzt inside and out, oder so.

Vielen Dank fürs Lesen und einen schönen Tag noch!

Hörtipps: Addiction, F.T.W., You Lost, Eastside Business

Bewertung: 7  von 10 Punkten

Tracklist:

01. Intro

02. Rat Hunt

03. Addiction feat. Finn Cop

04. F.T.W.

05. Cockpunch
06. Built On Respect
07. Boston Zkit
08. Metal Rulez
09. Let The Fat Boys Roll

10. You Lost
11. Eastside Business feat.Trust No One

12. Outro




Besetzung:
Vocals:                         Rob
                                   Phips
Bass:                           Hien
Guitar:                         Tony
Drums:                        Christian
Kategorien
Musik

EP-Review: Less To Forget – What Dreams May Come



Info

Bandname: Less to Forget
Albumname: What Dreams May Come
Musikrichtung: Metalcore
Erscheinungsjahr: 2012
Label: ohne
Herkunft: Deutschland
Facebook: www.facebook.com/pages/Less-To-Forget
Herzlich willkommen zu New Rock Reviews! Das heutige Review dreht sich um die EP „What Dreams May Come“, der labellosen Band „Less to Forget“. Die EP ist in flotten 20 min durch und bewegt sich im Metalcorebereich – klar, das ist ein dehnbarer Begriff, aber was da genau jeder Einzelne heraushört, obliegt meiner Vorstellungskraft.

Das Intro, schimpft sich auch schon gleich „What Dreams May Come“ und bietet mit Gangshouts sowie klarem Rhythmusgehämmer eine solide Grundlage in weniger als einer Minute – außerdem bietet es einen fließenden Übergang zum Titel „Moving Mountains“ der sich als ordentlicher Brecher mit allen Mitteln in den Gehörgang schraubt und melodiös als auch rhythmisch eine super Performance hinlegt. Die Produktion ist sauber und sehr professionell, da denkt man nicht wirklich an eine Hobbykombo oder ähnliches. Stereotypisch ist die Songstruktur zwar schon, aber es klingt einfach sehr einladend.

Es prügelt „Nothing More“ um die Ohren. Für mich der anspruchsvollste Song, da er mit vielen unterschiedlichen Riffpassagen glänzt und das Schlagzeug Taktwechsel en mass bietet. Das macht schon Spaß zu hören. Da stört auch der übertriebene Halleffekt nicht, welcher sich wie ein Donnergrollen auf die Snare klemmt. Über den Gesang kann ich nicht wirklich meckern, der ist der Musikrichtung entsprechend und röhrt sich durch die gesamte EP. Das ändert sich auch bei „Lifeless“ nicht. Die Melodien sind tragend und der Rhythmus niederschmetternd; der Gesang macht eben auch hier was er genrebezogen machen soll. Somit geht allerdings ein etwas die persönliche Note unter. Das wirkt schon nicht mehr so frisch, aber gut, das muss man dann nicht schlecht reden. Da spielt vielleicht auch etwas persönliches Empfinden eine Rolle.

„Falling Asleep“ schiebt sich direkt hinten dran. Das Songwriting wird nicht kreativer, aber der Sound wird ein wenig satter, das ganze Klangbild wird durch offene Akkorde gut ausgemalt und ermöglicht einen kleinen Sprung in Richtung Abwechslungsreichtum.

Ok, da fehlte mir noch eine kleine Sache, bei einer EP wie dieser – na klar! Die Effektpalette – abgesehen von den Verzerrungen versteht sich.

„Tides“ eröffnet mit dem Telefonfilter auf der Gitarre und macht ehrlich gesagt einen sehr belebenden Eindruck. Der Beat treibt gut voran und die Lead macht hier einen netten Sound. Abwechslungsreich und auch mit Slides im Akkordwechsel, lässt der Titel die EP sehr angenehm ausklingen.

Es bleibt ein positiver Nachgeschmack auf der Zunge. Die EP kling frisch und professionell, da beißt die Maus keinen Faden ab. Für Genrefans eindeutig ein Leckerbissen, für ungeübte Hörer teilweise schwer von anderen Genregrößen zu unterscheiden – das kann gut, aber auch schlecht sein. Als Kirsche auf dem Sahnehäubchen hätte ich mir noch die eine oder andere Gesangspassage clean gewünscht. Ich denke, das könnte die Formation auch gut vertragen. Alles in Allem bin ich aber sehr zufrieden und hoffe, dass mich die Jungs demnächst mit einem Album in den Bann ziehen. Live sollte man sich von den Qualitäten vermutlich auch noch überzeugen, da geht bestimmt ordentlich die Post ab!

Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen

Der Ron

Hörtipps:
Moving Mountains
Nothing More
Tides

Bewertung: 7  von 10 Punkten

Tracklist:
01. What Dreams May Come
02. Moving Mountains
03. Nothing More
04. Lifeless
05. Falling Asleep
06.
Tides


Besetzung:
David – Gitarre
Eric – Gitarre
Ricardo – Bass/ Gesang
Jonas – Drums
Daniel – Gesang
Kategorien
Musik

CD Review: Villagers – Awayland


Info
Bandname: Villagers
Albumname: Awayland
Musikrichtung: Singer/ Songwriter
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Domino Recording
Herkunft: Irland
Website: http://www.wearevillagers.com
Soooooo, begeben wir uns heute mal auf die Singer/ Songwriterschiene – Villagers mit ihrem neuem Album Awayland!
Und damit herzlich willkommen bei New Rock Reviews. Der Anreiz zu diesem Album kam eher spontan. Ich surfte etwas im Netz und entschied mich die eine oder andere Neuerscheinung zu erstehen – da war sie dann dabei… Awayland. Die Band um Conor J. O´Brien ist für mich absolutes Neuland und ich muss zugeben: ich weiß noch nicht inwiefern mich das Album in seinen Bann gezogen hat oder nicht. Vielleicht finde ich eine Erklärung während ich schreibe.
Los geht’s mit dem Titel „My Lighthouse.“ Ein sehr bedächtiger Titel mit sphärischen Backings und einer sehr simplen aber wirkungsvollen Gitarre. Die Stimme ist ähnlich gewöhnungsbedürftig wie jene vom Englischen Singer/ Songwriter Ben Howard. Aber das heißt nicht, dass die Stimme nicht passt – das Ganze hat einen klaren Wiedererkennungswert, aber es klingt eben gewöhnungsbedürftig… für meine Ohren jedenfalls. Das liegt aber vielleicht auch an der Aufnahmetechnik, bei welcher das schmatzen vom Öffnen des Mundes zu hören ist. Man kann sich schön tragen lassen und die Augen schließen. Auf jeden Fall ein schönes Intro für ein Album dieser Musikrichtung.
Und damit kommen wir zu „Earthly Pleasure“ – Das tragende und schwingende wird erst mal über den Haufen geschmissen. Es erklingt eine kurze Soundcollage aus akustischen Gitarren und Glockentönen, doch dann setzt der Gesang ein – ein Sprechgesang oder doch eher abstraktes Gewirr. Synthesizer haben sich mittlerweile hinter das Getümmel geschlichen und die Collage an Klängen und Gesang und anderweitigen Tönen scheint zwischen dem halbwegs melodiösen Refrain komplett aus dem Ruder zu laufen. Diesem Titel zu lauschen und einzuschätzen, ist wie eine Interpretation zu Kafkas „Verwandlung“ zu wagen. Da kann man sich schon reichlich gehen lassen. Auf das erste Mal hören ist es zu viel, wenn man den Titel aber nach und nach auseinander nimmt, erkennt man die Details, wie sie den Titel in sich verknüpfen, so ausufernd sie auch scheinen mögen. Damit lass ich den Titel erst mal liegen und bin gespannt, was mich noch erwartet.
Synthesizer und Drumbeats eröffnen das Feuer auf die Ohren in „The Waves.“ Ich bin von der Gesangsart ein wenig gefesselt, ich denke sie erinnert mich leicht an Michael Jackson – wahrscheinlich ein Titel von der „Dangerous“ – nur damit man eine ungefähre Vorstellung hat in welche Richtung die Show geht. Die Texte wirken hier sehr metaphorisch und die „Klangwelt“ schiebt sich treffend wie „Wellen“ durch den Song. Ich halte dieses Lied zwar für zu effektüberladen, aber grundsätzlich hat sich der Künstler etwas dabei gedacht und so lässt er mit einem Knall, den in sich zusammenstürzenden Song enden. Interessant.
Es haben sich also bis jetzt viel mehr Effekte und Synthies in das Album gemogelt, als der Opener erwarten ließ. Meine Meinung zu dem Album scheint zu kippen, doch der nächste Titel „Judgement Call“ lässt aufatmen. Synthies? Ja, die sind auch hier gegenwärtig, doch der Song startet grundsätzlich ruhiger und rhythmischer. Aber schon nach der ersten Minute bauscht sich der Song in der „Judgement Call“ – Parabel auf. Der gezielte Lärm nimmt wieder zu. Dem Titel zu lauschen heißt zuzusehen wie sich Zuckerwatte an einem Holzstiel allmählich aufbauscht. Und auch hier wieder ein Knall am Ende. Leider löschen sich gerade meine Gedanken zu den vorhergehenden Songs. Der Kopf wird leer und die Struktur der Songs beginnt eintönig und durchsichtig zu werden. Aber wir sind ja noch lange nicht durch.
„Nothing Arrived“ – ein PIANO, jaaaaa, das hab ich jetzt gebraucht. Eine dezente Gitarre untermalt das Szenario und das eher basslastige Schlagzeug macht einen guten Raum im Klangspektrum. Textlich gibt es jetzt auch für mich das Highlight im Konsens zur Musik:
„I waited for Something
 And Something died
 So I waited for Nothing
 And Nothing arrived”

Das hat für mich etwas sehr philosophisches. So kann es sein. Nur, dass der Titel wieder in einer Synthesizerspur endet stört mich ein wenig – ist aber zu verschmerzen.
Es folgt ein Titel, der wieder ein etwas komplexer wirkt – „The Bell.“ Ich bereite mein Gehirn auf die nächste Soundofferte vor. Es beginnt eine Gitarre, welche mir irgendwie bekannt vor kommt, es legt sich eine weitere Gitarre drauf, welche einem Roadmoviesound gleichkommen könnte und der Song geht noch ein wenig weiter auf. Doch nach etwa einer Minute reduziert sich der Song schlagartig auf die erste Gitarre und ein Piano und die Vorbereitung für einen äußerst hypnotischen Refrain beginnt. Das Schlagzeug und der folgende Sound lässt „John Travolta“ in meinem Kopf fingerschnippend über die Leinwand tanzen. Der Song steht und fällt aber ganz klar mit dem Refrain. Einzelne Passagen sind sehr nett und passen durchaus zum Song, aber am meisten nervt mich wieder die Steigerung des Songs und die alleinstehende Synthesizerspur am Ende.
Und es folgt der Titeltrack „Awayland“ – wahrscheinlich der einzige Titel, welcher rein mit physischen Instrumenten realisiert ist, das lässt sich zumindest aus dem Booklet erahnen, indem Streicher erwähnt sind. Ist zwar schön anzuhören, aber warum das der Titeltrack wurde, kann ich mir jetzt nicht erklären.
„Passing a Massage“ – ein Titel ähnlich wie man ihn auf dem Album schon drei oder viermal gehört hat. Rhythmusgruppe ist zwar ganz nett unterwegs, aber es ist wieder einer dieser Zuckerwattesongs… mehr sag ich dazu nicht, außer dass hier dezent eine wirklich gute Basslinie im Hintergrund läuft.
Allmählich bekomme ich das Bedürfnis, das Review abzubrechen, da mir auch langsam die Worte zu dieser immer wiederkehrenden Songstruktur ausgehen. „Grateful Song“ ein sehr zärtlich gesungener Anfang, welcher an die Band „I Like Trains“ erinnert, aber Conor steigert die Stimme und der Song nimmt an Volumen zu. Das Schlagzeug wird um sich greifender und außer der Melodie zieht hier nix den Kopf aus der Schlinge. ZUCKERWATTE, ZuCkErWaTtE, ZuckerwattE.
„In A Newfound Land You Are Free“ – der Titel sticht hervor – aufgrund seines langen Namens. Ok, ich will nicht so sein. Es ist ein pianolastiger Song mit einer zarten Gitarre, dennoch wirkt es leicht lustlos und desinteressiert. Aber, der Titel kommt ohne übertriebene Synthesizer oder Zuckerwattestruktur aus. Das ich das noch erleben darf!
Damit kommen wir zum Abschluss des Albums! „Rhythm Composer“ ist der Slowmotionschuhplattler, des Singer/ Songwriter Conor J. O´ Brien, der mir mit dieser Nummer womöglich zeigen will, dass der Rhythm Composer ein Synthesizer sein muss. Und ein wenig bezeichnend, artet dieser Song mit Eselslauten aus. Da bleibt nur zu hoffen, dass der einschneidende Part auf dem Piano nur rein zufällig wie „Cold as Ice“ klingt.
Fazit: Es scheint, als würde eine riesige Dehnungsfuge aus lückenfüllenden Songs die klaffenden Löcher zwischen den zwei, drei wirklich interessanten Songs füllen wollen. Doch wenn ich versuche eine Dehnungsfuge zu ziehen, bleibt der ganze Mist irgendwo kleben und es wird zum hoffnungslosen Fall für die Abrissbirne. Wirklich schade. Denn gerade nach dem Intro hab ich mir wirklich große Hoffnung gemacht, dass das ein ganz interessantes Album sein könnte. Gute Ansätze sind da, deshalb werde ich bei den Jungs dran bleiben. Denn auch mein Geschmack kennt Grenzen. Und ganz nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er auch nicht!“ werde ich mich erst noch an den hier gebotenen „Fraß“ gewöhnen müssen. Für Fans von diesen aufgebauschten Songs ist das Album jedoch bestimmt ´ne Investition wert.
Vielen Dank fürs Lesen, sagt
Der Ron
  
Hörtipps: My Lighthouse, Nothing Arrived, The Bell
Bewertung: 5 von 10 Punkten
Tracklist:
01.  My Lighthouse
02.  Earthly Pleasure
03.  The Waves
04.  Judgement Call
05.  Nothing Arrived
06.  The Bell
07.  Awayland
08.  Passing a Massage
09.  Grateful Song
10.  In A Newfound Land You Are Free
11.   Rhythm Composer

Besetzung:
Vocals, Acoustic Guitar, Percussion,
 Beats& Samples, Synthesizer:                         Conor J. O´Brien
Backings, Electric Guitar, Mandolin:                 Tommy McLaughlin
Backings, Piano, Organs, Synthies:                  Cormac Curran
Drums, Percussion,                                             James Byrne
Bass                                                                      Daniel Snow
Kategorien
Musik

Classic-Review: Danzig – Danzig

Bandname: Danzig

Albumname: Danzig
Musikrichtung: Rock
Erscheinungsjahr: 1988
Label: american
Herkunft: USA
Website: http://www.danzig-verotik.com
Herzlich willkommen zu einem weiteren New Rock Review!
Das heutige Album zählt wieder 25 Lenze und zählt für mich auch zu einem Klassiker, da dieses Album in seiner Produktion und seinem Songwriting wirklich etwas zu bieten hat. Es handelt sich um das Debütalbum des ehemaligen Misfitssängers Glenn Danzig – das Album nennt sich wie die Band – „Danzig.“
Das Album startet mit dem Titel „Twist of Cain“ und ist beim ersten hinhören wirklich nicht gerade das Non-Plus-Ultra, aber nachdem man den Titel einige Male durch laufen lässt, wird erst klar wie viele Details sich im dezent gehaltenem Klangspektrum des Titels verbergen. Der charakteristische Gesang ist natürlich ein Markenzeichen, aber die ehrliche Gitarre ist meiner Meinung nach eines der Haupteigenschaften des damals geformten Danzig-Sounds.
Der Übergang zu „Not Of  This World“ ist kaum hörbar, wenn man das Album nur nebenher plätschern lässt. Aber die Art zu Singen wird etwas leidenschaftlicher und Klampfe sowie das Schlagzeug treiben den Puls hoch, ohne zu matschen. Da kann sich die eine oder andere Band noch eine Scheibe abschneiden – auch nicht zu verachten ist das sehr bluesige Solo und das immer wiederkehrende Riff. Das bleibt schon mit einem Lächeln im Gesicht und einem Enterhaken im Hirn hängen.
Es folgt ein sehr düsteres Riffing – „She Rides“. Wow, da hat jemand den Blues aus einem Sangriaeimer gesoffen und einen schön groovigen Song gebastelt, der einfach nur fesselt. Eine klasse Low-Tempo-Nummer mit, für mein Empfinden, perfekt abgestimmten Klanggefüge aus Gitarrenriffing, Schlagzeuggepolter, Hauptgesang und dem unscheinbaren „Oooooohhooooohhhh“-Backgroundgesang. Es folgt ein Song der zwar gesanglich keine Abstriche zum Vorgängertitel macht, aber im Gesamtpaket keine wirkliche Ohrenfreude aufweist, außer das etwas stärker verzerrte Solo und die etwas abwechslungsreichere Songstrukturierung, die erst am Schluss explodiert. Trotzdem keinesfalls schlecht.
„Am I Demon“ ist ein Song der dann wieder die Parallele zum Metal zieht. Die Beats gehen hoch, das Schlagzeug und das Riffing schlagen einen etwas härteren Ton an – der Titel ist für diese Dekade kein Highlight und wird vom folgenden Song „Mother“ einfach in den Schatten gestellt. Dass sich das Aushängeschild für Danzig bereits auf dem Debüt findet ist vielleicht auch auf seine Erfahrung im Musikbusiness zurückzuführen. Mit dem Sound haben die Kerle wirklich den Zahn der Zeit getroffen und sind mit dem Titel auch stets bei irgendwelchen Multimediaspielen vertreten. Der Song hat was mystisches und scheint seinen Charme auch nicht zu verlieren – 25 Jahre sind ja schon eine Hausnummer.
Da wirkt „Possession“ schon fast wie eine Schlaftablette und reißt in der Albumkonstellation so keinen vom Hocker. Der Titel gehört auch separat nicht zu meinen Lieblingen. Das will ich aber nicht negativ zu Buche halten und betrachte ihn einfach als notwendigen Lückenfüller, denn diesem Titel kann man sicherlich auch etwas abgewinnen.
Tja, da ist es fast Schade, dass „End Of Time“ jetzt auf den ersten Blick nicht gerade die Kohlen aus dem Feuer holt… aber man hört sich so ein Album ja nicht nur einmal an, sondern es bedarf stets mehrerer Durchläufe um sich in ein Album einzufühlen. Und so macht sich die Soundwand irgendwie dann doch bezahlt, denn die Lead- und die Rhythmusgitarre klingen sehr sphärisch und bedrohlich. Gesanglich kann man wieder nichts sagen – entweder man mag ihn oder nicht. Das Solo ist zwar nicht grad spektakulär, aber die klangräumliche Trennung ist für mich ein riesiger Pluspunkt. Dazu servieren die Herren eine sehr gelungene Percussionauswahl, sodass sich dieser Titel, dann schon auch zu einem Hit entwickelt.
Der folgende Titel „The Hunter“ erinnert mich vom Gitarrenrhythmus an „Winter Retreat“ von Judas Priest, aber das hat nichts mit geistigem Diebstahl oder ähnlichem zu tun. Auch bei unzähligen anderen Bands kann man Parallelen ziehen. Der Titel rockt gut und lässt mitwippen, aber bleibt nicht so sehr im Kopf.
Und da kommen wir auch schon zum letzten Titel der Danzig – „Evil Thing.“ Der hat meiner Meinung nach noch mal so richtig dicke Nüsse. Die Gitarrenspur ist schon so „geil“, dass man mit dem Kopf wackelt –  aber der Hammer ist dann noch der Gesang! Das ist schon nahe am R&B, da geht das Herz in Flammen auf, denn hier steppt ein letztes Mal der Bär!
Ich bin zufrieden und genieße ein weiteres Mal die Highlights des Albums.
Danke fürs Lesen und…
…bis bald, sagt der Ron!
  
Hörtipps: Not Of  This World, She Rides, Mother, Evil Thing
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Twist Of Cain
02. Not Of  This World
03. She Rides
04. Soul On Fire
05. Am I Demon
06. Mother
07. Possession
08. End Of Time
09. The Hunter
10. Evil Thing

Besetzung:
Vocals:                                     Glenn Danzig
Bass:                                        Eerie Von
Leadguitar:                               John Christ
Drums:                                     Chuck Biscuits