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Musik

CD-Review: Max Raptor – Mother’s Ruin

Info
Bandname: Max Raptor
Albumname: Mother’s Ruin
Musikrichtung: Punk-Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Naim Edge Records
Herkunft: England
Facebook: http://www.facebook.com/maxraptor

MAX RAPTOR verfolge ich ja nun schon seit ihrer Portraits-EP aus dem Jahr 2011, als diese von BBC’s Radiomoderator Zane Lowe zum „Hottest Record“ gekürt wurde – von daher war ich doch sehr gespannt auf das erste Album der vier Engländer. Seit Mother’s Ruindann endlich am Montag erschien, läuft die Platte bei mir quasi schon die ganzen Tage hoch und runter. Und wer meine Reviews kennt, weiß, dass das an sich absolut kein schlechtes Zeichen ist.

Produziert wurde der Erstling von Dan Weller, dem auch KIDS IN GLASS HOUSES ihren neuen Sound zu verdanken haben. Die Produzentenwahl hat mir also (durch den Klang von KiGH’s Peaceberechtigte) kleine Fragezeichen auf die Stirn gekritzelt. Sind diese bei MAX RAPTOR unberechtigt? Nein! Sie sind einfach nur überflüssig.

Gleich mit ihrem ersten Song „Back of a Barrel Wave“ hauen die vier Jungs aus den Midlands mächtig auf den Putz und lassen jeden wissen, dass es sich hier um alles handelt aber definitiv kein Pop(-Punk)-Album. Die Gitarre wurde auf eine Klangtiefe gestimmt, die sogar den Bart von MACHINE HEAD’s Rob Flynn erzittern lassen würde. Hier wird Punk-Rock mit einer mächtigen Brise Metal-Klangfarbe gemischt. Gemäßigte Strophe und absolute Härte im Refrain, und fertig ist der Opener. Coole Sache, ohne Zweifel. Noch cooler ist allerdings der folgende Song, bei dessen Titel ein klein wenig Shakespeare mit ganz viel Gesellschaftskritik zusammengewürfelt wurde. Aus dem Shakespeare-Titel „The Taming of the Shrew“ (dt. „Der Widerspenstigen Zähmung“) wurde hier „The Taming of the Shrewd“ (dt. „Der Klugen Zähmung“). Auch musikalisch ist der Track allein durch seinen Ohrwurm-Refrain eine absolut gelungene Nummer und ein echter Hörtipp.

Dieser großartigen Albumeröffnung folgt die erste Single „England Breathes“. Erneut mischt die Band eine Mitnick-Strophe und einen Mitgröhl-Refrain mit klugen Texten (diesmal wird die Einwanderer-feindliche Haltung einiger weniger in England lautstark kritisiert). Der nächste Hörtipp und unten als Video eingeblendet. „Grace and Favours“ geht mit einer Palm-Mute-Strophe ins Rennen und auch wenn der Refrain mich bisher nicht so gepackt hat wie die meisten anderen auf dem Album, gefallen mir die eingebauten Breaks gegen Ende doch sehr.

Bei „Breakers“ wird man gleich zu Beginn mit den Refrain konfrontiert und gnadenlos in den nächsten Hit geworfen. Punkige Strophe, ein Refrain der kein Bein still und keinen Mund geschlossen hält und dazu der erneut richtig starke Text, indem es diesmal um die momentane politische Handhabe der europäischen Finanzkrise zu gehen scheint. „Evangeline“ startet ebenso gleich mit dem Refrain, der genau wie die anderen zum Mitsingen einlädt. MAX RAPTOR wissen, wie man einen Punk-Rock-Refrain schreiben muss. Dazu kommt ein unglaublich cooles Rockriff gegen Ende der Nummer, bei dem man sich einfach nur auf Livekonzerte freuen kann. Wie eigentlich alle vorangegangenen Nummern schon ein absoluter Hörtipp!

Nachdem man sich jetzt sechs Lieder lang ordentlich abreagieren konnte, kommt jetzt die große Überraschung des Albums: eine Ballade! „Heavy Hearts“ hätte ich absolut nicht erwartet, gerade weil man sich ordentlich eingerockt hatte. Der Song ist wahrscheinlich deshalb so eine großartige Abwechslung. Getragen von einer ruhigen Gitarre, einem dezenten Klavier und sehr gefühlvollem Gesang, den ich so von Wil Ray nie für möglich gehalten hätte. Eine richtig tolle Nummer! Gänsehaut pur – und Freunde des Feuerzeug-Schwenkens sollten jene Geräte nun auch zu MAX RAPTOR-Konzerten mitbringen. Gleich danach ist aber auch schon wieder gut mit der Taschentuch-Atmosphäre. „Must Work Harder“ haut einen wieder gewohnt schwungvoll in eine typische Punk-Rock-Stimmung – natürlich wieder getragen von einem unglaublich groovigen Refrain, bei dem selbst unmusikalische Menschen nicht anders können, als bei dem Drive im Takt mitzuklatschen. Die Nummer ist mein kleiner Geheimtipp für eine nächste Single.

Auf diesen Mega-Hit folgt der Namensgeber des Albums. Bei „Mother’s Ruin“ gefällt mir besonders die coole Bassline in der Strophe, der Refrain erinnert mich etwas an THE OFFSPRING, wohingegen die Riffs gegen Ende, trotz ihres wahnsinnigen Drucks, ebenso an die frühen LINKIN PARK denken lassen. Nichtsdestotrotz, ein Song der britischen Punk-Rock-Extraklasse und – man ahnt es wahrscheinlich – natürlich ein Hörtipp. Den Abschluss bildet mit „Pioneers“ ein weiterer klassischer Punk-Rock-Song mit groovigen Gitarren und dem typischen Mitsing-Refrain, bei dem jeder, der bis jetzt noch nicht heiser ist, seine Stimme verlieren kann. Zum Glück hab ich mich gegen einen Podcast entschieden…

Fazit: MAX RAPTOR liefern ein Debüt auf absolutem Punk-Rock-Spitzenniveau ab und lassen mich nochmal über meine Entscheidung für das Album des Jahres nachdenken. Die Jungs haben ein unglaubliches Gefühl für Melodien und Mitsing-Passagen und verpacken das Ganze dann in eine für die Richtung typisch gesellschaftskritische/politische Lyrik, sodass man sich einer großen Zukunft für die Band sicher sein kann.

Hörtipps: ALLE! Besonders jedoch „England Breathes“, „Evangeline“, „Heavy Hearts“ und „Must Work Harder“

Bewertung: 10 von 10 Punkten

Tracklist
1. Back of a Barrel Wave
2. The Taming of the Shrewd
3. England Breathes
4. Grace and Favours
5. Breakers
6. Evangeline
7. Heavy Hearts
8. Must Work Harder
9. Mother’s Ruin
10. Pioneers

Besetzung
Vocals: Wil Ray
Guitar: Ben Winnington
Bass: Matt Stevenson

Drums: Pete Reisner