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Zu spät gefunden: YOU ME AT SIX – Night People

Durch meinen Pop-Punk-Post (was für eine Alliteration!) am Samstag ist mir eines aufgefallen. YOU ME AT SIX sind zurück. Schon im Januar haben die fünf Briten ihr neuestes Werk Night People veröffentlicht. Ich meine, mich auch irgendwie daran erinnert zu haben, dass ich es mit einem Naserümpfen wahrgenommen hatte. Von der Sinners Never Sleeps, auf der sogar BRING ME THE HORIZON-Schreihals Oli Sykes einen Gastauftritt bei „Bite My Tongue“ feiern durfte, war ich einfach zu enttäuscht. Pop-Punk war vielleicht auch zu dem Zeitpunkt nicht meins. Dann habe ich aber während der Recherche zum Blogpost vom Samstag ein bisschen in die neue Scheibe reingehört und war wahnsinnig überrascht.

Vor mittlerweile sechs Jahren (schon so lange her?) gab es eine Band aus dem selben Genre, die mich ähnlich weggehauen haben: KIDS IN GLASS HOUSES. Mit deren 2011 erschienenem Album In Gold Blood hatten die fünf Waliser ihre ganz eigene, kleine Bandrevolution gestartet. Leider sind die Jungs nicht bis zum Ende ihrer Bandtage dabei geblieben, denn das letzte Album der Band, Peace, ließ dann doch recht zu wünschen übrig. Aber sie hatten gezeigt, wozu Musiker der Szene in der Lage sind, wenn sie mal etwas anderes machen wollen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich genau das bei YOU ME AT SIX, die damals unter anderem mit Songs wie „Stay With Me“ einen besseren COLDPLAY-Verschnitt darstellten, vermisst.

Night People dagegen ist verdammt cool. Schon der Opener und Titeltrack gibt einem ein richtig gutes Gefühl dafür, wohin es gehen soll. Ja, die Strophe ist recht pop-rockig gehalten. Radiotauglichkeit gehört bei einer solchen Band ja dazu, aber trotzdem hat der Song einen richtig guten Groove. Auch „Plus One“ und „Heavy Soul“ lassen nichts zu wünschen übrig, was man sich von einer guten Rockaufnahme erwarten würde. Der erste Schwachpunkt (oder Rückfall in alte Zeiten?) ist dann die Ballade „Take on the World“, die mich einfach nicht vom Hocker reißen will. Auch der Nachfolger „Brand New“ klingt nicht so ganz nach dem, was er dem Titel nach verspricht. Brandneu ist er so nicht, auch wenn er weitaus rockiger ist als das was man normalerweise erwartet hätte.

Songs wie „Plus One“, „Swear“ und „Make Your Move“ zeigen allerdings deutlich, wie reif die Band um Josh Franceschi mittlerweile geworden ist. Wenn man bedenkt wie die Jungs angefangen haben (solche Nummern wie „Save it for the Bedroom“ von der Take Off Your Colours sind da ein gutes Beispiel), dann bekommt man hier den Beweis, dass die Mitglieder mittlerweile tatsächlich in ihren 30ern angekommen sind. Umso verständerlicher sind die Stadiontourneen, die YOU ME AT SIX mittlerweile in Großbritannien fahren. Umso unverständlicher ist es allerdings auch, dass sie hier in Deutschland im Herbst in den relativ kleinen Schuppen wie im Leipziger Täubchenthal oder dem Dresdner Beatpol (ehemalig Starclub) spielen (was natürlich für die Fans ein riesiger Vorteil ist, denn wo bekommt eine Band dieses Kalibers mal so hautnah zu sehen?).

Richtig überzeugend finde ich auf Night People die besonders rockigen Titel „Swear“ (warum nur 2:46 Minuten???) und „Make Your Move“. Wer richtig klassisch rocken will, wird mit den beiden Nummern richtig Spaß haben, was dazu führt, dass sie definitiv für eine Weile auf meiner Liste der Songs des Jahres bleiben werden. Dem ganzen schließt sich der zwar etwas ruhiger gehaltene, aber nicht weniger coole „“Can’t Hold Back“ an. Auf der Scheibe gab es bisher weitaus mehr positive Überraschungen als negatives, altbewährtes; und das steht den Engländern echt gut.

Zum Abschluss wird es zwar mit zwei recht balladesken Nummern noch einmal ruhiger, aber irgendwie finde ich das kompositionell sehr passend. Sowohl „Spell It Out“ als auch „Give“ haben einen eher düsteren Anstrich, vermögen es aber durch den verdammt guten Gesang Franceschis richtig zu punkten. Besonders „Spell It Out“ kann ich mir gut mit geschlossenen Augen anhören und einfach nur wirken lassen. Das LED ZEPPELIN-Riffing gegen Ende überrascht nochmal richtig. Auch „Give“ hat solche Momente und gerade zum Schluss wird das nochmal stark deutlich. Ein richtig guter Abschluss.

Fazit: Eine der größten Überraschungen des Jahres bisher. Ich hatte nach Sinners Never Sleep tatsächlich nicht mehr viel erwartet, muss jetzt aber wirklich eingestehen, dass ich falsch lag. Mittlerweile läuft Night People bei mir fast täglich hoch und runter (wenn ich nicht gerade anderes Zeug höre, das hier auf dem Blog rezensiert werden wird) und sogar der Vorgänger Cavalier Youth hat es schon auf meinen digitalen Plattenteller geschafft. Überraschend? Auf jeden Fall!

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Hörtipps: Night People, Plus One, Swear, Make Your Move, Spell It Out

Tracklist:

  1. Night People
  2. Plus One
  3. Heavy Soul
  4. Take on the World
  5. Brand New
  6. Swear
  7. Make Your Move
  8. Can’t Hold Back
  9. Spell It Out
  10. Give

Besetzung:

Gesang: Josh Franceschi

Gitarre: Chris Miller

Gitarre: Max Helyer

Bass: Matt Barnes

Schlagzeug: Dan Flint

 

Info:

Musikrichtung: Alternative Rock (früher Pop-Punk)

VÖ-Datum: 06.01.2017

Label: Infectious

Herkunft: Großbritannien

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Website: YOU ME AT SIX