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Album-Review: Avenged Sevenfold – The Stage

Na, das war doch mal eine Überraschung. Da wartet man tagelang auf das exklusive Facebook-Live-Konzert von AVENGED SEVENFOLD, um dann etwas enttäuscht nur vier Songs zu hören. Am Ende allerdings wirkt der ganze Gig wie ein epischer Mic-Drop. Die Kamera schwenkt nach oben und man sieht: „New Album available now!“ Bäm! 9. Dezember? Wir bitten euch. Wozu drei Monate warten? Oder, um es mit den Worten Oliver Kahns zu sagen: „Da ist das Ding!“

Nun sind also alle überrascht (besonders Warner Music und Wikipedia, deren A7X-Eintrag bis heute, 31.10.16, noch nicht aktualisiert wurde) und ich habe teilweise das Gefühl, dass viele nicht wirklich wissen, was sie jetzt damit anfangen sollen. Einige Musikmagazine besonders, teilweise allerdings auch Fans. Für mich war es Marketing vom Feinsten. Aber wie wirkt eigentlich das Album? Was man nicht vergessen darf: Es handelt sich bei The Stage, so der offizielle Name der Scheibe, um das erste Konzept-Album von A7X. Der erste Eindruck war eher weniger vom Hocker reißend, aber je mehr ich die Songs laufen lasse, desto besser kommen sie an.

Der Titelsong „The Stage“ ist ja bereits in der Vergangenheit ausgiebig von unserem Mitarbeiter des Monats – ach was, Mitarbeiter des Jahres (Bobo, das hast du dir verdient!) – analysiert worden. Deshalb werde ich dazu nicht allzu viele weitere Worte verlieren. „Paradigm“ ist im Gegensatz zum Opener deutlich kürzer, aber dafür auch viel progressiver. Mir gefällt der treibende Refrain sehr, auch die Passage danach geht mir gut ins Ohr. Das in zwei Teile gegliederte Solo überzeugt mich besonders mit der thrashigen Rhythmusgitarre im Hintergrund. Kurz darauf kann M. Shadows wieder sein gesamtes Gesangstalent beweisen. Für mich eine tolle Nummer.

„Sunny Disposition“ erinnert mich teilweise stark an OPETH. Besonders Intro und Strophe wirken sehr düster und könnten glatt aus der Feder der Jungs aus Schweden stammen. Richtig cool finde ich auch den Einsatz der Blasinstrumente, die dem ganzen Titel einen angejazzten Touch verleihen. Stark. Die Experimentierfreude der Band hat nicht nachgelassen. Der erste richtige Kracher folgt mit „God Damn“. Das bekommt man schon problemlos beim Intro mit. Hier werden einem Thrash-Riffs der ersten Klasse um die Ohren gehauen. Mich erinnert das Konstrukt an Songs wie „God Hates Us“ (ist es eigentlich Ironie, dass in beiden Songnamen „God“ erwähnt wird?). Cool ist auch der Wechsel zwischen ruhig und heftig thrashend. Das Solo ist mit seinen abgespaceten Klängen einfach topp und sogar eine Mandoline darf mal kurz mitmachen. Das nenne ich mal Inklusion. Einzig Manko: Der Song ist zu kurz.

Mit „Creating God“ (jepp, „God“ again) geht es wieder groovig in Richtung Hard Rock. Das ein oder andere Riff erinnert mich leicht an STONE SOURs Come What(ever) May, da ich aber eh ein großer Fan dieses Albums bin, kreide ich das eher positiv an. Auch Brooks Wackerman darf bei dem Song mal kurz beweisen, dass er ein verdammt guter Drummer ist, als während des Gitarrensolos gleichzeitig auch ein stark nach Schlagzeug-Solo riechender Part auftaucht. Richtig ruhig wird es zum ersten Mal mit „Angels“. Auch wenn ich normalerweise kein großer Fan von Balladen bin, diese finde ich sehr gelungen. Der Titel wirkt dadurch, dass die Gitarren größtenteils kein Picking verwenden, sehr düster. Wo mich der Song aber richtig einfängt ist – ihr habt es vielleicht schon erraten – das Solo. Bisher habe ich noch kein Synyster-Gates-Solo gehört, das so dermaßen stark angebluest war wie dieses, besonders im zweiten Teil. Will er sich etwa mit HENDRIK FREISCHLADER anlegen? Sollte er sein lassen. Das Duell kann er in unseren Augen nicht gewinnen. Zumindest wenn es um Blues geht.

Als ich das Album zum ersten Mal hörte, dachte ich kurz, dass „Angels“ gar nicht aufhört. Wäre cool gewesen, aber da „Simulation“ ähnlich ruhig anfängt, kommt man tatsächlich auf solche Gedanken. Allerdings hört man hier recht schnell die ersten Töne, die stark an die City of Evil (Gates‘ Divebombs, anyone?) erinnern lassen, bevor es dann wieder zurück ins Jetzt geht. Ich finde den Wechsel gelungen. Stark ist auch das wie ein Hörspielelement wirkende Ende, dass mich an das METALLICA-Video zu „One“ denken lässt. Insgesamt eine verdammt coole Nummer, auch wenn ich eventuell tatsächlich „Angels“ und „Simulation“ zusammengelegt hätte. Auch „Higher“ geht mit Piano sehr ruhig los. Anders als bei „Acid Rain“ vom Vorgängeralbum Hail to the King bleibt er aber nicht so ruhig, sondern entwickelt sich recht schnell zu einem soliden Rocksong mit starkem lateinamerikanisch geprägten Schlagzeug während der Strophe. Das Ende finde ich besonders cool, da ich es so noch nie von dieser Band gehört habe. Bisher gibt es generell auf diesem Album nicht einen Titel, der mich denken lässt, dass es ein vollkommen typisches AVENGED SEVENFOLD-Album sei. Ändert sich das noch?

Zumindest nicht mit „Roman Sky“, der auch wieder recht ruhig und atypisch beginnt. Die Nummer kommt fast komplett ohne Schlagzeug aus, erst mit dem Orchester in der zweiten Hälfte darf auch Wackerman einsetzen. Ein bisschen sehr ruhig für meinen Geschmack. Ein Song, der eher vor sich hinplätschert. Gehört mit 5 Minuten allerdings auch zu den kurzen. „Fermi Paradox“ bringt dann wieder ein bisschen Schwung in den Schuppen. Hier hört man tatsächich wieder die typischen Metal-Gitarren-Riffs und sogar ein paar Blast-Beats, die ich allerdings woanders (*hust* AUGUST BURNS RED *hust*) schon besser gehört habe. Beim Solo wird mir ebenfalls recht schnell klar: Ja, Gates will sich mit Freischlader anlegen. Egal, ein epischer Song ist es trotzdem.

Und wo wir gerade von „episch“ sprechen: „Exist“. Eigentlich könnte ich es mit diesem Satz dabei belassen, aber dann verdient ein fast 16-Minuten-Song wiederum doch etwas mehr Aufmerksamkeit. Begonnen wird mit einem Intro, dass jeder 70er Jahre Prog-Rock-Band alle Ehre gemacht hätte (sogar die klischemäßige Wanderung eines spacigen Tons vom linken zum rechten Ohr und zurück ist drin), bevor es dann die (aha!) für A7X typischen zweispurigen Gitarrenläufe auf die Ohren gibt. Das darauf folgende Riff beinhaltet Melodien, die stark an die frühen Computerspiele (oder auch einige Spielautomaten) erinnern. Der Titel ist weitestgehend instrumental bis auf eine kurze Gesangspassage und einen eingesprochenen Teil von niemand geringerem als Neil DeGrasse Tyson, einem der renommiertesten Astrophysiker unserer Zeit. Der längste Song der Bandgeschichte und tatsächlich ein geniales Werk.

Fazit: Ich glaube, dass es sich bei The Stage um ein Album handelt, das den meisten nur zwei Optionen lassen wird: Lieben oder Hassen. Dazwischen wird es schwierig. Ich denke, von den geschriebenen Eindrücken her wird recht schnell deutlich, auf welcher Seite ich aufzufinden bin. Für mich, und ich weiß, dass mich wahrscheinlich viele dafür unverständlich anschauen werden, hat das Album Potenzial, sich zum besten Album der Bandgeschichte zu entwickeln. Gegenmeinungen bitte in die Kommentare.

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

Hörtipps: Schwierig, aber wenn ihr mich zwingt, dann „The Stage“, „God Damn“, „Angels“ und für die langfristig unbeschäftigten „Exist“

Tracklist:

  1. The Stage
  2. Paradigm
  3. Sunny Disposition
  4. God Damn
  5. Creating God
  6. Angels
  7. Simulation
  8. Higher
  9. Roman Sky
  10. Fermi Paradox
  11. Exist

Besetzung:

  • Gesang: M. Shadows
  • Lead-Gitarre: Synyster Gates
  • Rhythmus-Gitarre: Zacky Vengeance
  • Bass: Johnny Christ
  • Schlagzeug: Brooks Wackerman

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Review: Avenged Sevenfold – Hail to the King

 
Info

Bandname: Avenged Sevenfold
Albumname: Hail to the King
Musikrichtung: Rock
Erscheinungsjahr 2013
Label: Warner Bros. Records
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/avengedsevenfold
Website: www.avengedsevenfold.com/

„Know me by name, shepherd of fire!“, das nenne ich doch einen wirklich gelungenen Einstieg in ein Album. Tatsächlich kann ich an dieser Stelle auch gleich sagen, dass es sich bei dem Opener „Shepherd of Fire“ um einen meiner Favoriten auf Hail to the King handelt: Cooler Refrain, groovige Riffs, viele kleine Spielereien seitens des Schlagzeugs, ja der Song geht richtig gut rein!
Darauf folgt der Titeltrack der Scheibe. Prinzipiell ein guter Midtempo-Rocker, allerdings kein Song, der einen wirklich mitreißt – schicke Leads, gute Hookline, aber eben nichts besonderes.
Bedeutend spannender fand ich da schon eher „Doing Time“: Die Riffs sind eingängig und die Nummer ist nicht ganz so vorhersehbar – dass auch in diesem Song die Leads echt gelungen sind, sei nur am Rande erwähnt, AVENGED SEVENFOLD sind ja für mehr als solide Gitarrenarbeit bekannt.
Mit „This Means War“ liefert man eine tonnenschwere Groovebombe ab, allerdings fühlt man sich bei diesem Lied doch sehr stark an einen anderen Song erinnert, den eine, zugegeben wenig bekannte Band namens METALLICA im Jahre 1991 veröffentlichte.
„Requiem“ und „Crimson Day“ bilden die Mitte des Albums. Ersterer ist ein recht sperriger Monumentalsong mit Orchestrierung und extrem viel Pathos, zum Glück nicht das längste Lied auf der Scheibe und mein einziger großer Kritikpunkt. Zweiterer ist ein willkommener Ruhepol, nach dem anstrengenden Vorspiel. Schöne Gitarrenläufe, wuchtiger Refrain und ein echt gelungener Einsatz von Streichern, guter Song.
Ab jetzt jagt ein Hit den nächsten. „Heretic“: Gute Leads, die zum Pre-Chorus führen, coole Drums, einen Refrain, den man einfach mitsingen muss und einen Ausbruch, der seines Gleichen sucht (die Soli)!
Wer noch Energie hat kann mit „Coming Home“ noch einmal richtig das Tanzbein schwingen. Die Wucht mit der dieser Song beginnt ist einfach unglaublich, die Leads klingen ein wenig nach der Kombination Murray/Smith, die Riffs bohren sich in den Gehörgang und der Refrain sitzt ohnehin schon fest!


Der vorletzte Song – jetzt wollen es AVENGED SEVENFOLD noch mal wissen, „Planets“ beginnt schwer, sehr schwer. Hypnotisch zieht der Pre-Chorus einen in seinen Bann, der Breakdown im eigentlichen Refrain tut sein Übriges. Die Orchestrierung steht diesem Lied erstaunlich gut und bereichert es ungemein. Hier stimmt alles, wobei: 45 Minuten! Ist das zu viel verlangt?

Mit „Acid Rain“ geht das Album, etwas ruhiger aber mit viel Gefühl, zu Ende. Die gute Orchestrierung aus „Planets“ bleibt erhalten die Drums untermalen diese Ballade sehr subtil, die Leads sind wieder richtig gut und der Gesang ist einfach nur mitreißend.
Fazit:

Ein echt gelungenes Album, viele Hits, wenige Füller – so sollte das sein.
Ich lege es immer wieder gern auf und entdecke hier und da auch noch ein paar Kleinigkeiten.

Hörtipps: „Shepherd of Fire“, „Heretic“, „Coming Home“ und natürlich „Planets“!
Bewertung: 8 von 10 Punkten

Tracklist:

01 .Shepherd of Fire
02. Hail to the King
03. Doing Time
04. This Means War
05. Requiem
06. Crimson Day
07. Heretic
08. Coming Home
09. Planets
10. Acid Rain

Besetzung:

M. Shadows – Vocals
Synyster Gates – Lead Guitar
Zacky Vengeance – Rhythm Guitar
Johnny Christ – Bass
Arin Ilejay – Drums

Für die Freunde der physischen Tonträger:

Neben diversen CD Varianten, von denen nur das Box-Set einen Bonustrack enthält, ist auch eine Vinyl-LP erhältlich (ohne Bonustrack)