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In Hearts Wake – Ark

Was man nicht alles kennenlernt, wenn man sich mal ein bisschen mit der britischen Musikpresse befasst. Vor einer Woche erschien das neue Album der australischen Metalcore-Band IN HEARTS WAKE. Das britische Rockmagazin ROCKSOUND hat zeitnah darüber berichtet und als alter Metalcoreler bin ich natürlich neugierig geworden und habe es mir mal auf den digitalen Plattenteller geworfen.

Schon beim Intro „Ark“ (gleichzeitig auch der Titel des Albums) fällt mir das im Bericht des Magazins beschriebene Konzept der Scheibe auf. Es geht um das Element Wasser: Meeresrauschen, Möwen und dazu eine klein wenig hallige Gitarre, die sofort Fernweh verbreitet (wenn man nicht, wie ich zufällig, gerade irgendwo am Meer sitzt und Reviews schreibt). Der nahtlose Übergang zum ersten tatsächlichen Song „Passage“ wartet gleich mit einem mächtigen Breakdown auf, der mit den Worten „Brace for the Impact“ angekündigt wird. Und das sollte man auch, denn: verdammt ist das ein Breakdown. Einziges Manko ist der 0815-Refrain, wie man ihn von den alteingesessenen Metalcore-Bands schon mehr als zur Genüge gehört hat. Eigentlich ein ganz cooler Titel, aber hier hätte es tatsächlich ein bisschen mehr Einfallsreichtum sein können.

„Nomad“ dagegen zeigt sich weitaus mächtiger, auch wenn der Refrain hier noch weicher ist. Dass das auch anders geht, sollte in der Metalcore-Szene eigentlich durch solche Bands wie AUGUST BURNS RED, ARCHITECTS und PARKWAY DRIVE bekannt sein, aber leider nehmen sich das IN HEARTS WAKE nicht wirklich zu Herzen. Eines muss man ihnen aber lassen, „Nomad“ ist definitiv abwechslungsreich und zeugt von doch recht gutem Songwriting. Und nach dem gebrüllten „Liberate me!“ haben sie mich wieder – man muss halt nur ordentlich drückende Breakdowns schreiben können… Bei „Frequency“ muss ich im Intro jedes Mal nachschauen, ob es noch dasselbe Album und dieselbe Band ist. Das ganze könnte auch locker auf einer Pop-Punk-Scheibe erscheinen. Der Gesang passt ganz gut dazu, kein richtiger Druck auf der Gitarre, Shouts nur im Backing, vielleicht eine Art neue Metalcore-Ballade? Bei mir kommt er jedenfalls nicht so gut an, dafür ist er mir einfach zu langweilig.

Vielleicht wird es mit „Warcry“ besser? Ja, wird es. Deutlich. Ein ziemlich mächtiges Intro-Riff, ein gewaltiger Breakdown als Bridge und selbst der Gesang im Refrain kommt nicht so weich daher. Tatsächlich ein Song, bei dem ich wenig auszusetzen habe. Mitnicken garantiert. Meine bisher eindeutige Hörempfehlung für Ark. „Waterborne“ beginnt wieder etwas ruhiger. Die Riffs sind in Ordnung, jedoch nichts, wo ich sofort den Hocker umschmeißen und losmoshen wöllte. Der Gesang ist mir wieder zu weich, teilweise noch mit Autotunes bearbeitet. Echt schade, da war nach „Warcry“ mehr drin, auch wenn der Breakdown wieder etwas beschwichtigen kann.

Auch „Arrow“ hat ein recht ruhiges Intro mit vielen Effektspielereien. Sofort wird man wieder mit weichen Vocals eingekuschelt … hier scheint es eine richtige Ballade zu werden. Und genau so ist es. Wer klischeehaften Metalcore hören will, hier bekommt man ihn. Weichgespülter Herzschmerzrefrain inklusive. Nichtmal Shouts gibt’s hier. Tja. „Flow“ zeigt wieder etwas mehr Power. Ich bin mittlerweile trotzdem etwas skeptisch, ob mich die Jungs nochmal vom Hocker reißen können. Die Strophe glänzt wieder mit fröhlich-melancholischem Gesang, aber wenigstens kommen hier ein paar Shouts und ein cooler, grooviger Refrain zustande. Mehr davon wäre jedoch durchaus angebracht gewesen.

„Overthrow“ startet mit einem extrem groovigen Riff, das mir ganz gut ins Ohr gehört. Der weiche Gesang lässt bisher auch auf sich warten, denn es geht mit stabilen Shouts los. Die Strophe wirkt relativ stark an PARKWAY DRIVE’s jüngstes Werk angelehnt (Stichwort „Crushed“) und tatsächlich wirkt der Gesang wie auch schon bei „Warcry“ nicht so weichgespült, als er dann kurz mal auftaucht. Solche Songs brauchen IN HEARTS WAKE mehr. Definitiv ein stabiler Titel. Mit „Elemental“ geht es auch ordentlich groovig weiter. Reißen sich die Jungs nochmal zusammen? Zwar gibt es hier auch wieder Gesang zu hören, doch wie in meinen bisherigen zwei Hörtipps weniger soft als beim Großteil der Titel. Ein wenig orientalische Klänge kommen während des Breakdowns noch dazu. Da schimmert doch noch mal so etwas wie talentiertes Songwriting heraus. Zwei Songs hintereinander, die mich überzeugen? Was ist denn da los?

Und dann kommt „Totality“. Zwar finde ich das Riffing ziemlich cool und auch die Shouts sind sehr fett, aber man ahnt vielleicht, worauf ich mit meinem Gegenargument hinauswill. Wenn nicht, lest euch das Review nochmal von vorn durch. Gesang ist schön und so, aber beim Metalcore vielleicht doch mit etwas mehr Power, bitte. Den Abschluss von Ark bildet dann „Now“. Ein Song, der ehrlich gesagt sehr stark unter die Haut geht. Die disharmonischen Klänge und Effektspielereien drücken stark auf’s Gemüt und bauen eine sehr düstere Stimmung auf. Fast so, als würde man auf einem riesigen Ozean allein auf eine riesige dreißig Meter hohe Welle zudampfern. Auch wenn hier musikalisch nicht allzu viel passiert, finde ich „Now“ durch das Arrangement doch echt beeindruckend.

Fazit: Ark ist ein Album, das vielleicht für unerfahrenere Metalcore-Hörer einen guten Einstieg bilden kann. Wer noch nicht auf allzu harte Shouts steht und sich gern ein wenig einkuscheln lässt, ist hier ganz gut dabei. Wer allerdings schon im fortgeschrittenen Stadium der Metalcore-Viren verweilt, wartet doch vielleicht lieber auf das Review zu MISS MAY I’s neuer Scheibe, das ich nächste Woche posten will oder direkt auf das neue Album von AUGUST BURNS RED, das auch demnächst schon erscheinen sollte.

Bewertung: 5 von 10 Punkten

Hörtipps: Passage, Warcry, Overthrow, Elemental, Now

Tracklist:

  1. Ark
  2. Passage
  3. Nomad
  4. Frequency
  5. Warcry
  6. Waterborne
  7. Arrow
  8. Flow
  9. Overthrow
  10. Elemental
  11. Totality
  12. Now

Besetzung:

Vocals: Jake Taylor

Gitarre: Eaven Dall

Gitarre: Ben Naime

Bass: Kyle Erich

Schlagzeug: Caleb Burton

 

Info:

Musikrichtung: Metalcore

VÖ-Datum: 26.05.2017

Label: UNFD

Herkunft: Australien:

Facebook: In Hearts Wake

Website: http://inheartswake.com/