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Neu gefunden: SYLAR

Es gab mal Zeiten, da glaubte die Menschheit, dass sich Musikrichtungen wie Hip Hop und Metal nicht vereinbaren ließen. Dass diese Zeiten vorbei sind, weiß man spätestens seit Anfang der 2000er als Bands wie LIMP BIZKIT, LINKIN PARK und P.O.D. genau das taten. Aber lebt der Nu Metal überhaupt noch? Wenn man sich SYLAR anhört, bekommt man relativ schnell den Eindruck: Ja!

Jayden Panesso (Gesang/Rap), Miguel Cardona (Gitarre/Gesang), Dustin Jennings (Gitarre), Travis Hufton (Bass) und Thomas Veroutis (Drums) kommen aus dem so schon für Hip Hop bekannten New York. Grooves und tiefer gelegte Gitarren prägen den Sound auf ihrem aktuellen Album Help!, das bereits im August letzten Jahres erschien. Shouts und melodiöser Gesang wechseln sich regelmäßig ab, dazu kommen regelmäßige Rap-Passagen und DJ-Einlagen; im Grunde also alles, was das Nu Metal-Herz in den letzten Jahren so vermisst hat.

Besonders cool wirkt „Me, Myself, & I“ mit seinem Mitgröhl-Refrain, bei dem man einfach nicht anders kann als sich zu bewegen. Generell kann man auf der Scheibe recht viel von den drei oben genannten Genregrößen hören und bekommt dennoch immer auch einen Hauch eigenes von den New Yorkern geboten. „Dark Daze“ beispielsweise vereint P.O.D. und die LINKIN PARK der Hybrid Theory und dennoch hat man durch die eingebauten Shouts noch etwas sehr SYLAR-typisches.

Die Texte auf Help! sind alle recht düster gehalten. Es geht um tief liegende, persönliche Probleme, Süchte, Kontrollverlust, aber alles mit einem Ausblick auf positive Veränderung. Ein Punkt, den man gerade bei musikalisch düster gehaltenen Songs wie denen auf Help! beachten sollte, denn sonst wird das ganze schnell zu tiefen-emotional und damit nichts mehr, was ich gern hören würde.

Auch wenn auf dem Album nicht allzu viel Abwechslung zu finden ist, ist das gesamte Konzept doch überzeugend. Die Titel passen einfach zur generellen Ausrichtung der Scheibe. Musikalisch düster, durch den Hall verstärkt mysteriös wirkend und dennoch mit krassen Grooves versehen; im Grunde der perfekte Nu Metal.

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Album-Review: SPIN MY FATE – Tides

 

Wenn mich einer gefragt hätte, welche Band mir als erstes einfallen würde, wenn jemand „Münster“ sagt, hätte ich vermutlich mit NEAERA geantwortet. Vielleicht wäre mir später noch H-BLOCKX eingefallen. SPIN MY FATE allerdings hätte ich nicht nennen können. Umso besser ist es, dass ich jetzt auf das letzte Woche erschienene neue Album Tides aufmerksam gemacht worden bin.

Schon nach dem ersten hören wird mir klar, hier habe ich es mit einer Band zu tun, die ihr Handwerk mehr als versteht. Treibende Rhythmen, Hooks, die tagelang im Ohr hängen bleiben und eine Energie, die jeden Morgenmuffel schon früh um fünf hyperaktiv werden lassen würde.

Das Album beginnt direkt mit dem Titelsong. „Tides“ ist ein Titel mit Headbang-Garantie, besonders in der Strophe, und einem Refrain, der einen nicht loslässt. Ein Killer-Opener. „This Ends Now“ hat sogar noch mehr Groove. Eine meiner amerikanischen Lieblingsbands (BREAKING BENJAMIN) lassen hier eindeutig grüßen. Neben dem metal-lastigen Interlude und dem melodischen Refrain gibt es auch die ein oder andere ruhige Stelle, die hier für Abwechslung sorgt.

„Fix Me“ ist ein Titel, der in der Strophe relativ ruhig ist, aber mit dem Refrain durchaus jede Konzerthalle erobern kann. Auch hier gibt es einen besonders grooviges Interlude, das jeden, der nicht komplett anti-musikalisch ist, mitgehen lässt. Genauso geht es auch mit „Dying Day“ weiter. Die Rhythmusarbeit ist eindeutig erstklassig. Der Song könnte glatt von A DAY TO REMEMBER stammen und dennoch kommt der eigene Stil problemlos durch.

Mit „Devil’s Advocate“ ist die Kaufentscheidung eindeutig gefallen. Der rockige Gesang, das Metal-Riffing und der erneut stadionverdächtige Refrain überzeugen mich einfach vollkommen. Als kleine Verschnaufpause kommt mit „Afterglow“ ein knapp einminütiges Instrumental mit vielen Effekten und einer vom Piano getragenen Melodie, bevor es dann mit „Slipping Away“ weitergeht.

Der wirkt zum ersten Mal etwas rocklastiger als die sehr harten ersten Songs. Die Strophe wird hauptsächlich vom Bass, Schlagzeug und Gesang getragen, bevor es wieder in einen Ohrwurmrefrain geht. Eine sehr balladesk wirkende Nummer, die aber genau zum richtigen Zeitpunkt kommt, denn danach wirft dir „Lullaby“ wieder die geballte Power der Gitarre entgegen. Hammer-Riffing im Intro, der Strophe und im Refrain (hallo Intro), dazu der starke Gesang: das alles lässt mir diesen Song tagelang im Kopf rumschwirren. Für mich schlägt das Lied sogar den Opener und wird für mich zum bisher besten Titel des Albums.

Mit „No Solutions“ geht es jetzt wieder etwas ruhiger weiter. Die effektgeladene Gitarre in der Strophe kommt mit einem melodischen Refrain daher, die einem beim Einstieg in den Refrain einfach die Gänsehaut kommen lässt. Der Break im Song kommt nach etwa zwei Minuten, wo man sich plötzlich stark an SLIPKNOT erinnert fühlt. Ich sag ja: Das Songwriting ist großartig. Auch „Swim“ ist wieder ein etwas mehr als einminütiges Instrumental mit vielen Effekten und einer Melodie, die mir später nochmal begegnen wird. Vorerst geht es aber mit „Jump Song“ weiter, der mit zweistimmigem Gesang glänzen kann. Auch wenn die Vocals bisher schon klasse waren, in dieser Nummer kommen wir nochmal auf eine andere Ebene. Die Backings im Refrain, klassisch an die typischen Backgroundsängerinnen bei Größen wie JOE COCKER angelehnt, geben dem gesamten Titel ein ganz anderes Gefühl und fügen sich großartig ein.

„What Is the Matter“ beginnt mit einem Riff, das ich so gerne mal wieder von METALLICA gehört hätte. Der Gesang hat hier anfangs in der Strophe sogar einen Effekt drüber, der an den ein oder anderen OASIS-Titel erinnert. Allerdings finde ich den Refrain etwas zu ruhig. Bei „Self-Confidence“ finde ich letztendlich die Melodie aus „Swim“ wieder. Auch hier bleibt die Strophe relativ ruhig, als das Schlagzeug dazu kommt, könnte man sogar von einer typischen Popnummer ausgehen (und ernsthaft, warum nicht – es gibt eh zu wenig gute Musik im Radio). Wäre ich der Verantwortliche einer Radiostation, ich hätte diesen Song schon längst laufen lassen.

Fazit: SPIN MY FATE haben sich mit Tides einen Meilenstein gesetzt, den sie erst einmal überbieten müssen. Der energiegeladene Opener „Tides“, der stadionverdächtige „Fix Me“, das großartige „Lullaby“ und der Ohrwurm „Self-Confidence“ lassen nichts übrig, was das moderne Rock-Herz vermissen würde. Ein Album, wie es besser kaum sein könnte.

Bewertung 9 von 10 Punkten

Hörtipps: Tides, Fix Me, Devil’s Advocate, Lullaby, Self-Confidence

Tracklist:

  1. Tides
  2. This Ends Now
  3. Fix Me
  4. Dying Day
  5. Devil’s Advocate
  6. Afterglow
  7. Slipping Away
  8. Lullaby
  9. No Solutions
  10. Swim
  11. Jump Song
  12. What is the Matter
  13. Self-Confidence

Besetzung:

Leadvocals: Jan Kattner

Gitarre, Backings: Simon Bosse

Bass, Backings: Christopher Gasse

Schlagzeug: Jonas Bertels

 

Info:

Musikrichtung: Rock/Metal

VÖ-Datum: 19.05.2017

Label: BigVish Records

Herkunft: Deutschland:

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Website: http://spinmyfate.de/