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Musik

Classic Review : Strawbs – Dragonfly

Info
Bandname: Strawbs

Albumname:  Dragonfly

Musikrichtung:  Folk Rock

Erscheinungsjahr:  1970
Label: A&M
Herkunft: England

Website: http://www.strawbsweb.co.uk/

Es entpricht zwar nicht unbedingt dem Rock Genre, aber Folk hat ja zumindest im entfernten Sinn etwas mit Rock zu tun. Heute serviere ich Dragonfly von der englischen Folkband Strawbs aus dem Jahre 1970.

Das Album beginnt mit „The Weary Song“ – eine weinerliche Stimme säuselt einem geschmeidig um die Ohren; Glockenspiele, Maultrommeln, Streicher und seichte Percussion schleichen sich in das Gehör. Das ist zwar ganz klar Geschmacksache, aber man muss die kompositorische Leistung würdigen. Mich beschleicht beim Hören das Gefühl, dass die Jungs um Dave Cousin in meinem Wohnzimmer stehen – das liegt wahrscheinlich an der erdigen Produktion. Der Sound hat was von einem offenen Zelt, ohne billig zu klingen. Meines Erachtens schon jetzt sehr authentisch und wohltuend. Dem lehnt sich auch schon der Titeltrack „Dragonfly“ an und versprüht einen Charme, welcher jede Dorfkneipe zu einem farbigen Tempel sinneserweiternder Rauschzustände verwandeln könnte. Zum gedankenverlorenen Klang gesellt sich recht melancholisch ein Titel mit dem rebellischen Namen „I Turned My Face into the Wind“. Sicherlich einer der stärksten Titel auf dem Album und durchaus symbiotisch klassisch arrangiert mit stürmischen Phrasen wie „the solitude weighed heavy on my mind, as I turned my face into the wind“ sagen mir sehr zu! Eine weitere schwerelose Melodie mit schöner Gesangsrhythmik schiebt sich etwas unauffällig zwischen die Titel – „Josephine (for better or for worse)“

Streicher leiten den nächsten Titel ein, der gut und gerne auch von Popeye dem Seemann gesungen werden könnte. Schunkelmelodie; ohne kitschig zu klingen – aber „Another day“ beinhaltet für mich Leichtigkeit und den Drang nach Freiheit, wie es sich für einen etwaigen Song gehört. Diese Abwechslung macht das Album auch für mich interessant. Aber was wäre ein Album ohne weichgespültem Männerduett, welches gehaltvoll wie ein „Love Me Do“ von den Beatles oder wie ein klebrig süßer Wein daherkommt – die Nullnummer auf diesem Album„`til the Sun Comes Shining Through“ hat leider den Charakter eines vertrocknetem Bovists…

„Young Again“ kommt da gleich wesentlich frischer daher; das ist sicherlich den Percussions zuzuschreiben. Der mehrstimmige Gesang macht hier auch mehr Sinn und wirkt viel ausgereifter. Unter Berücksichtigung des bisher Gehörten, hebt er allerdings nicht sonderlich ab. Die Flöte „jinglet“ dahin und versprüht einen fröhlichen Charakter. Dieser Song erinnert auch etwas an Produktionen der Beatles, etwa um dieselbe Zeit.

„The Vision of the Lady in the Lake“ ist einer der Songs, welche mich von der Gesangsrhythmik her nerven – dabei ist diese doch gut gemeint und gut umgesetzt; ich kann mich nur nicht so recht damit anfreunden, obwohl der Song an sich gut durchstrukturiert ist und eine klassische Folknummer darstellt. Die Entwicklung dieser musikalischen Darbietung kann man im Vergleich zu den restlichen Songs schon schwer progressiv bezeichnen – die Gitarren werden nach der Halbzeit härter und verzerrt, der Gesang wird etwas impulsiver und das Schlagzeug virtuoser. Knappe elf Minuten im Wechselbad der Gefühle geht auch dieser Erguss vorbei und es folgt „Close Your Eyes“ – die Kampfansage an die Monster unterm Bett. Ein Schlaflied, welches vermutlich nicht den Weg auf eine Kinderliedersammlung geschafft hat, aber gut, da waren eben noch 45 Sekunden Zeit, um die Platte abzuschließen.


Die Re-release Version aus dem Jahre 2008 kommt mit vier zusätzlichen Bonustracks, welche den Wert der Platte definitiv nochmals steigern. Kann ich also wärmstens empfehlen und die 5€ kann man ruhig ausgeben ohne arm und enttäuscht zu werden.

Fazit: Es macht auf jeden Fall Sinn die Scheibe differenziert zu betrachten. Typische Höhen und Tiefen während des Hörens sind auch nichts Unnormales, doch es wird schon früh klar, dass hier speziell mit Stimmungen gearbeitet wird, welche nicht „lari-fari“ als Mischung undefinierter Pubertätsgefühlsschwankung abgestempelt werden können – nein – es handelt sich im Nachhinein doch um ein gezielt gefühlsechtes Werk mit blumiger Sprache, erdiger Produktion und guter Auswahl traditioneller Instrumente. Das Songwriting holpert zwar an der einen oder anderen Stelle, die Arrangements stellen sich aber als durchaus hörbare Gesamtkunstwerke heraus. Zum Philosophieren lädt die Scheibe auch ein, somit ist das nebenbei Hören in einer Gruppe zu Empfehlen – die Bewusstseinserweiterung kommt von ganz allein.
Danke fürs Lesen,

Euer Ron


Hörtipps: „The Weary Song“, „I Turned My Face into the Wind“, „Another Day“

Bewertung: 7 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Weary Song

02. Dragonfly

03. I Turned My Face Into the Wind

04. Josephine, For Better or Worse
05. Another Day
06. ‘til the Sun Comes Shining Through
07. Young Again
08. The Vision of the Lady in the Lake
09. Close Your Eyes

Bonustracks:

10. We´ll  Meet Again Sometime (Studioversion)

11. Forever

12. Another Day (live BBC)

13. We´ll Meet Again Sometime (live BBC)


Besetzung:
Vocals, Guitars, Piano, Dulcimer, Chinese Piano, Percussion: Dave Cousins

Vocals, Acoustic & Electric Guitars, Tambourine, Percussion:Tony Hooper 

Double Bass: Ron Chesterman

 Cello: Claire Deniz

Gastmusiker
Recorder: Tony Visconti 
Drums: Bjarne Restvold
Piano: Rick Wakeman 
Lead Guitar: Paul Brett

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Musik

Classic-Review: Accept – Objection Overruled

Info
Bandname:  Accept
Albumname:  Objection Overruled
Musikrichtung:  Heavy Metal
Erscheinungsjahr:  1993
Label:  RCA / BMG Ariola
Herkunft:  Deutschland
Facebook: www.facebook.com/accepttheband
Website:  www.acceptworldwide.com

Ich weiß gar nicht genau, ob dieses Album momentan überhaupt regulär erhältlich ist. Es könnte gut sein, dass man es nur Second-Hand erwerben kann. Schon allein diese Tatsache ist für mich Grund genug, mich mal der sträflich unterbewerteten Platte anlässlich ihres 20jährigen Jubiläums intensiv zu widmen.

„Objection Overruled“ stellt für mich das absolute Highlight des ACCEPT-Schaffens dar, das schon mal vorweg. Es war damals das erste Werk nach der Reunion mit Udo Dirkschneider und vereint eigentlich alles, was ACCEPT groß gemacht hat, ist aber eine ganze Spur aggressiver und bissiger als die älteren Platten.
Der etwas zu radiotaugliche (ami-rockige) „Eat The Heat“-Aufguß mit David Reece am Mikro war alles andere als überzeugend und so überraschte mich „Objection Overruled“ vom ersten Ton an. Hier stimmt nach meiner Meinung einfach alles, obwohl ein geeignetes Remastering klanglich vielleicht noch was reißen könnte.
Dass die Reunion auf Dauer nicht funktionierte (auch nicht beim zweiten Mal im Jahre 2005) weiß man heute. Wenige oder womöglich niemand hätte damals gedacht, dass ACCEPT auch perfekt ohne Udo funktionieren könnten. Dies hat die Band mit Nachfolger Mark Tornillo auf dem starken „Blood Of The Nations“ eindrucksvoll bewiesen und auch das momentan aktuelle „Stalingrad“ unterstreicht die These deutlich. Aber um diese Alben soll es ja heute hier nicht gehen.

„Objection Overruled“ startet mit einem treibenden Kracher, der das Album nicht besser eröffnen könnte. Udo in Höchstform, typische ACCEPT-Chöre und ein wunderbares variables Gitarrensolo sowohl in Darbietung als auch in den verwendeten Klangfarben.

Darauf folgt ein schleppender Heavy Rocker, der auf den Namen „I don’t wanna be like you“ hört. Wenn mich nicht alles täuscht war das damals auch eine Singleauskopplung. Auch hier brilliert Wolf an der Gitarre.

Dann serviert uns die (zu damaliger Zeit auf Quartettgröße geschrumpfte) Band einen klassischen ACCEPT-Rocker im Mid-Tempo-Bereich. „Protectors of terror“ überrascht mit einem herrlichen Pre-Chorus, bei dem sich Udo Dirkscheider als beschwörender giftiger Prediger entpuppt. Feine Sache. Mir gefällt die Stimmung des Songs und zudem lässt Wolf hier die Gitarre im Soloteil zum ersten Mal kreissägenartig aufheulen, dass es mir die Schauer über den Rücken treibt! (Auch nach 20 Jahren intensivem wiederkehrendem Konsum!!) Sicherlich ist die Beschreibung vielleicht erstmal schwer nachvollziehbar, aber wer das Album hört, weiß was ich meine.

Im nächsten Stück macht die Band klar, dass bei ihnen nicht nur das „Metal Heart“ in der Brust schlägt, sondern sie auch dem Metal gnadenlos verfallen ist. „Slaves to metal“ ist textlich sicher absolut verzichtbar, präsentiert sich aber dennoch als mitreißende ACCEPT-Nummer mit gewohnt superber Gitarrenarbeit und stampft ordentlich.

An Motivationshymnen hat es im Schaffen der Solinger Stahlschmiede eigentlich auch nie gemangelt und so nimmt auf diesem Album „All or nothing“ besagte Stelle ein. Treffsicher und gefühlvoll veredelt und saumelodisch. Da stört der leichte zarte Kitschgeruch nicht sonderlich. Wäre live sicher auch eine Granate.

Unverzerrt und beschwingt klingt der Einstieg zu „Bulletproof“. Ein Song der die tiefen Abgründe und Abstürze in den Drogensumpf beschreibt. Trotz des behaglichen Anfangs baut sich hier ein Brett auf, bei dem Udo energiegeladen krächzt (wie es beinahe [!!] nur er kann) und die Gitarren röhren mit Druck. Herrliche Nummer.

Jetzt kommen zwei Stücke, die recht gegensätzlich sind, aber im Übergang zu einander durch einen Feedback-Bogen verbunden werden. Das sind zugleich auch die absoluten Übernummern des sowieso extrem starken Albums. „Amamos la vida“ eröffnet mit balladesken Tönen und mausert sich zur muskelbepackten Halbballade. Selbst Udo singt (!!) nahezu richtig gefühlvoll dazu. Eigentlich unnütz zu erwähnen, dass auch hier Wolf Hoffmann an der Gitarre eine grandiose Darbietung von hauchzart bis energisch sägend, mit allen Zwischenfacetten, vorführt. Für mich definitiv eines der besten Stücke, die ACCEPT je veröffentlichten.  Suchtpotential!
Dann, nahtloser Übergang zu „Sick, dirty and mean“. Hier agieren die Herren sehr abwechslungsreich und mit einer gehörigen Portion Druck. Das Biest zeigt nicht nur die Zähne, sondern beißt hemmungslos zu! Ein stampfendes Ungetüm, das aber auch direkt eins auf die 12 verpasst und die Lead-Gitarre sägt wieder göttlich!! Erhöhtes Suchtpotential.

Nun kommt ein wenig der Wermutstropfen, zumindest wenn man die CD-Ausgabe besitzt. Auf der Schallplattenhülle ist der Song zwar auch angegeben, befindet sich tatsächlich aber nicht darauf. „Donation“ ist zwar beileibe nicht schlecht, passt aber irgendwie nicht richtig zu den anderen Stücken von „Objection Overruled“. Woran liegt’s? Tja, irgendwie an der Grundstimmung des Tracks an sich. Hier ist eine deutlich traditionelle Hard Rock-Färbung zu erkennen, die zu sehr aus dem Rahmen fällt. Im Prinzip ähnlich wie der Zusatztitel der Japan-Pressung „Rich and famous“. Auch der will sich nicht so recht einfügen. Macht aber am Ende des Albums in Position des Bonustracks keinen Schaden. „Donation“ hingegen hemmt den Fluss des Albums deutlich. Da gefällt mir die Vinylvariante (bei der Kassette war es ebenso), wo auf „Sick, dirty and mean“ gleich „Just by my own“ folgt, einfach besser, dass passt.So wirkt „Donation“ irgendwie etwas verloren, wie Joey DeMaio auf ner Feministinnen-Demo. Egal, nicht mehr zu ändern; kommt halt so ab Werk.

„Just by my own“ ist ein gefühlvoll getragenes und melodisch verspieltes Instrumentalstück was verschiedene Stimmungen berührt und dem Gesamteindruck des Albums noch mehr Tiefe gibt. Da musiziert jemand mit Seele und Verstand. Wunderbar gemacht. Wer dachte, dass der Silberling in gemäßigtem Gewässer zu Ende gebracht wird, sieht sich sofort eines Besseren belehrt.

Zuletzt knallt man dem Zuhörer mit „This one’s for you“ (wie passend) noch mal kräftig einen vor den Latz. Druckvolle und treibende Nummer, die einen guten Abschluss zu „Objection Overruled“ bildet. „All guns blazing!“, sozusagen.

Fazit:
Auch nach 20 Jahren finde ich das Album immer noch reizvoll und kann keine großen Abnutzungserscheinungen feststellen.
Leider folgte darauf lange nichts ähnlich Kraftvolles von ACCEPT mehr, da musste man schon bis 2010 warten, als „Blood Of The Nations“ ans Tageslicht gezerrt wurde. Seitdem läuft der Laden wieder rund, würde ich behaupten.
Klar, der direkte Nachfolger „Death Row“ aus dem Jahre 1994 war sicher nicht schlecht, aber eben nicht so ausgewogen und faszinierend wie „Objection Overruled“ und trug einen deutlich modernen Anstrich. Naja und „Predator“ wiederum zwei Jahre später ging dann noch mal ganz andere Wege. Kurz darauf war vorerst Schluss und das Kapitel ACCEPT ein weiteres Mal abgehakt.

Ich kann jedem, der mit der Band etwas anfangen kann, dieses Album nur dringend ans Herz legen, auch wenn es (völlig zu Unrecht!) keinen Kult- oder Klassikerstatus besitzt. Aber genau das macht die Größe von „Objection Overruled“ meiner Meinung nach aus. Keine großartigen Hits sondern durchweg gleichbleibend starke abwechslungsreiche Songs, mit allen ACCEPT -Trademarks, die sich auch nach jahrelangem Konsum nicht abnutzen und immer noch zu begeistern wissen.

Anspieltipps: Alles – außer „Donation“


Bewertung: 10 von 10 Punkten


Tracklist:

01 .Objection overruled
02.I don’t wanna be like you
03.Protectors of terror
04.Slaves to metal
05.All or nothing
06.Bulletproof
07.Amamos la vida
08.Sick, dirty & mean
09.Donation
10.Just by my own
11.This one’s for you


Besetzung:

Udo Dirkschneider – Vocals
Wolf Hoffmann – Guitar
Peter Baltes – Bass
Stefan Kaufmann – Drums

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Musik

Classic-Review: Danzig – Danzig

Bandname: Danzig

Albumname: Danzig
Musikrichtung: Rock
Erscheinungsjahr: 1988
Label: american
Herkunft: USA
Website: http://www.danzig-verotik.com
Herzlich willkommen zu einem weiteren New Rock Review!
Das heutige Album zählt wieder 25 Lenze und zählt für mich auch zu einem Klassiker, da dieses Album in seiner Produktion und seinem Songwriting wirklich etwas zu bieten hat. Es handelt sich um das Debütalbum des ehemaligen Misfitssängers Glenn Danzig – das Album nennt sich wie die Band – „Danzig.“
Das Album startet mit dem Titel „Twist of Cain“ und ist beim ersten hinhören wirklich nicht gerade das Non-Plus-Ultra, aber nachdem man den Titel einige Male durch laufen lässt, wird erst klar wie viele Details sich im dezent gehaltenem Klangspektrum des Titels verbergen. Der charakteristische Gesang ist natürlich ein Markenzeichen, aber die ehrliche Gitarre ist meiner Meinung nach eines der Haupteigenschaften des damals geformten Danzig-Sounds.
Der Übergang zu „Not Of  This World“ ist kaum hörbar, wenn man das Album nur nebenher plätschern lässt. Aber die Art zu Singen wird etwas leidenschaftlicher und Klampfe sowie das Schlagzeug treiben den Puls hoch, ohne zu matschen. Da kann sich die eine oder andere Band noch eine Scheibe abschneiden – auch nicht zu verachten ist das sehr bluesige Solo und das immer wiederkehrende Riff. Das bleibt schon mit einem Lächeln im Gesicht und einem Enterhaken im Hirn hängen.
Es folgt ein sehr düsteres Riffing – „She Rides“. Wow, da hat jemand den Blues aus einem Sangriaeimer gesoffen und einen schön groovigen Song gebastelt, der einfach nur fesselt. Eine klasse Low-Tempo-Nummer mit, für mein Empfinden, perfekt abgestimmten Klanggefüge aus Gitarrenriffing, Schlagzeuggepolter, Hauptgesang und dem unscheinbaren „Oooooohhooooohhhh“-Backgroundgesang. Es folgt ein Song der zwar gesanglich keine Abstriche zum Vorgängertitel macht, aber im Gesamtpaket keine wirkliche Ohrenfreude aufweist, außer das etwas stärker verzerrte Solo und die etwas abwechslungsreichere Songstrukturierung, die erst am Schluss explodiert. Trotzdem keinesfalls schlecht.
„Am I Demon“ ist ein Song der dann wieder die Parallele zum Metal zieht. Die Beats gehen hoch, das Schlagzeug und das Riffing schlagen einen etwas härteren Ton an – der Titel ist für diese Dekade kein Highlight und wird vom folgenden Song „Mother“ einfach in den Schatten gestellt. Dass sich das Aushängeschild für Danzig bereits auf dem Debüt findet ist vielleicht auch auf seine Erfahrung im Musikbusiness zurückzuführen. Mit dem Sound haben die Kerle wirklich den Zahn der Zeit getroffen und sind mit dem Titel auch stets bei irgendwelchen Multimediaspielen vertreten. Der Song hat was mystisches und scheint seinen Charme auch nicht zu verlieren – 25 Jahre sind ja schon eine Hausnummer.
Da wirkt „Possession“ schon fast wie eine Schlaftablette und reißt in der Albumkonstellation so keinen vom Hocker. Der Titel gehört auch separat nicht zu meinen Lieblingen. Das will ich aber nicht negativ zu Buche halten und betrachte ihn einfach als notwendigen Lückenfüller, denn diesem Titel kann man sicherlich auch etwas abgewinnen.
Tja, da ist es fast Schade, dass „End Of Time“ jetzt auf den ersten Blick nicht gerade die Kohlen aus dem Feuer holt… aber man hört sich so ein Album ja nicht nur einmal an, sondern es bedarf stets mehrerer Durchläufe um sich in ein Album einzufühlen. Und so macht sich die Soundwand irgendwie dann doch bezahlt, denn die Lead- und die Rhythmusgitarre klingen sehr sphärisch und bedrohlich. Gesanglich kann man wieder nichts sagen – entweder man mag ihn oder nicht. Das Solo ist zwar nicht grad spektakulär, aber die klangräumliche Trennung ist für mich ein riesiger Pluspunkt. Dazu servieren die Herren eine sehr gelungene Percussionauswahl, sodass sich dieser Titel, dann schon auch zu einem Hit entwickelt.
Der folgende Titel „The Hunter“ erinnert mich vom Gitarrenrhythmus an „Winter Retreat“ von Judas Priest, aber das hat nichts mit geistigem Diebstahl oder ähnlichem zu tun. Auch bei unzähligen anderen Bands kann man Parallelen ziehen. Der Titel rockt gut und lässt mitwippen, aber bleibt nicht so sehr im Kopf.
Und da kommen wir auch schon zum letzten Titel der Danzig – „Evil Thing.“ Der hat meiner Meinung nach noch mal so richtig dicke Nüsse. Die Gitarrenspur ist schon so „geil“, dass man mit dem Kopf wackelt –  aber der Hammer ist dann noch der Gesang! Das ist schon nahe am R&B, da geht das Herz in Flammen auf, denn hier steppt ein letztes Mal der Bär!
Ich bin zufrieden und genieße ein weiteres Mal die Highlights des Albums.
Danke fürs Lesen und…
…bis bald, sagt der Ron!
  
Hörtipps: Not Of  This World, She Rides, Mother, Evil Thing
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Twist Of Cain
02. Not Of  This World
03. She Rides
04. Soul On Fire
05. Am I Demon
06. Mother
07. Possession
08. End Of Time
09. The Hunter
10. Evil Thing

Besetzung:
Vocals:                                     Glenn Danzig
Bass:                                        Eerie Von
Leadguitar:                               John Christ
Drums:                                     Chuck Biscuits
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Classics – Review: KISS – Carnival Of Souls (The Final Sessions)



Info
Bandname: Kiss
Albumname: Carnival Of Souls – The Final Sessions
Musikrichtung: Rock, Hard Rock, Post Grunge
Erscheinungsjahr: 1997
Label: Mercury Records
Herkunft: USA
Myspace: http://www.myspace.com/kiss
Website: http://www.kissonline.com

Auch wenn der Bandname KISS dem einen oder anderen einen pelzigen Belag auf die Zunge zaubert oder die Zehennägel hochrollt – dieses Album könnte auch die begeistern, welche sich eher in der Hard Rock Richtung wohlfühlen. Und damit herzlich willkommen zum Review von mir, dem Ronster über das so unterbewertete Classics Album „Carnival Of Souls – the final sessions“.

Das Intro des Einstiegssongs „Hate“ lässt bereits erahnen, dass hier kein konventionelles „Love Gun“, „Doctor Love“ oder „I was made for loving you“ Geschmiere zu erwarten ist. Und der Verdacht bestätigt sich. „Hate“ nimmt keine Gefangenen und walzt sich als meines Erachtens starke Midtempo-Nummer äußerst appetitlich ins 90er Hard Rock Geschehen. Kaum zu glauben, dass der Song mit aus Simmons Feder stammt – dass er langsame Beats mag hat er ja gesanglich schon bei „God Of Thunder“ unter Beweis gestellt. Ein gelungener Opener, wenn ihr mich fragt.


Weiter geht’s im Programm mit „Rain“ – der Song plätschert tatsächlich etwas daher, aber nichtsdestotrotz eine Walze und Paul Stanley sieht erstens auf dem Cover nicht so lächerlich aus und klingt hier absolut überzeugend – auch wenn wieder der urtypische KISS-Charakter in Stanleys Stimme zu hören ist. Aber die Stimmung reißt nicht ab und man bekommt das Gefühl das diese Langrille nur mit gespreizten Beinen und ´nem Bier in der Kralle gehört werden kann! Prost!

Der Nachfolger „Master and Slave“ verwirrte mich anfangs, da er etwas unorthodox gesungen ist. Aber das Riffing macht mich kaputt, da zappelt plötzlich der Fuss mit, der Kopf kommt langsam in Wackeldackelmanier ins Wippen und beim Solo packt auch der Letzte die Luftgitarre aus und wälzt sich mit verzogener Grimasse am Boden – wie der Plattenhändler meines Vertrauens, aber das ist ´ne andere Geschichte.

Es folgt „Childhood´s End“ mit einem absolut hypnotischem Refrain. Nicht der stärkste Titel, aber er macht mit mehrmaligem Hören immer mehr Spaß und der Einsatz des Kindergesangs ab Mitte des Songs macht diesen Song zwar nicht besser, aber irgendwie schöner. Gut finde ich die Idee den Song in einer Art Kanon enden zu lassen. Da kann man eigentlich nur schunkeln und mitsingen. Ok, die Bude macht das Biertrinken erstmal schwer, aber wer Durst hat bekommt’s locker rein. Nochmals Prost!

Jetzt – mein Liebling auf dem Album „I will be there“. Den Song muss ich gleich nochmal genießen…
Akustisch – traumhaft und überragend gut gesungen. Da bekomm ich Gänsehaut und das ist wahrscheinlich auch der Song, den ich beim Candlelight Dinner mit meinem Proktologen vor der ersten Vorsorge hören will und von mir aus auch während der Untersuchung, aber da findet sich schon der Übergang zum nächsten Song…

„Jungle“ geht direkt in die Eingeweide. Düster, bassig und mit unbestechlichem, aber auch unscheinbarem Riffing schleppt sich der Song bis zum Refrain und macht richtig Spaß zu hören – wunderbar verspielt und ein wahrlich experimentelles Outro. Nicht ganz unbegründet, dass der Titel in den US Charts auf Platz 8 gelandet ist.

„In my Head“ ein Stück, wie auch „Childhood´s End“ von Simmons eingesungen, aber hier klingt er wie Bud Spencer beim Bohnen essen. Keine Ahnung was Simmons hier im Kopf herumgeht – wenn man die Textfülle betrachtet, scheint es nicht viel zu sein. Schade, das wird wohl der erste Lückenfüller sein.

Es folgt eine Lowtempo-Nummer mit etwas psychedelischem, sehr finsterem Klangbild. Kann mir hier auch kaum ein Urteil bilden, ob das Dargebotene gut oder schlecht ist. Für mich ist das ein Titel, welchen ich in der richtigen Stimmung hören muss.

„Seduction of the innocent“ ist etwas unscheinbar und hat auch nicht den Hitcharakter. Schön anzuhören ist der Titel auf jeden Fall. Löst sich ein bisschen vom düsteren Klangbild und schwebt leicht und locker dahin.
Als könnten die Typen meine Gedanken lesen folgt ein Titel, der mich wieder von vorn bis hinten begeistert. Astreine Akkorde bilden das Grundgerüst für „I confess“ mit einer richtig guten Gesangslinie und das sag ich nicht nur so daher, sondern hier hört man die Spielfreude wieder heraus. So energisch müsste KISS öfter zuschlagen, aber das Album ist nach wie vor die blanke Überraschung.

Mit leicht erhöhtem Tempo geht das Album in die vorletzte Runde und macht sich mit „In the Mirror“ zwar nicht unentbehrlich, aber lässt noch mal aufatmen. Der Titel wird ab der Mitte auch etwas härter, zumindest verleiht das Solo dickere Nüsse. Da bin ich auch wieder gewillt zwei Bier zu trinken, der Titel geht nämlich wie Öl runter – wundert mich, dass der nicht besser im Ohr bleibt…

Die Neige des Albums wird von „I walk Alone“ gestellt. Ich will ehrlich sein: der Titel wäre als Bonustrack auf irgendeiner Limited Edition besser aufgehoben, da hätte er sicherlich mehr Reiz, aber als stinknormaler Titel geht der unter. Die eingearbeiteten Effekte – Schlagzeug rückwärts abspielen und meines Erachtens ein leichter Flanger würden mehr Aufmerksamkeit erfahren, wenn der Titel gesondert angepriesen wäre. Schließlich nimmt der Song eine Sonderstellung ein, denn er wird von Bruce Kulick gesungen.

Fazit: Carnival of Souls ist facettenreich, wie man es kaum erwartet hätte. Das eher unscheinbare Cover lässt auf rohe Produktion schließen, wird aber von einwandfreiem Songwriting ummantelt. So poppig KISS bekanntlich sind, hält das Album eben auch für Hörer von etwas härterer Musik Überraschungen bereit. Wer sich mit KISS nicht auskennt, sollte nicht als erstes zu Carnival of Souls greifen – definitiv das falsche Einstiegsalbum, wer aber bereit ist eine andere Seite von KISS kennen zu lernen, sollte dieses Album im heimischen CD-Regal nicht missen.

Ich hoffe dieses Review ist eine Hilfe, wenn der Griff zu Carnival of Souls bislang schwer fiel.
Ich bedanke mich natürlich bei allen Lesern von „NEW ROCK REVIEWS“ für die Aufmerksamkeit, als auch beim Betreiber, Dan, für die Veröffentlichung meiner Meinung auf seinem Webspace.

Bis bald, sagt der Ron!

Hörtipps: „Hate”, „Master & Slave“, „I Will Be There“, „I Confess“

Bewertung: 7 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Hate
02. Rain
03. Master & Slave
04. Childhood’s End
05. I Will Be There
06. Jungle
07. In My Head
08. It Never Goes Away
09. Seduction Of The Innocent
10. I Confess
11. In The Mirror
12. I Walk Alone


Besetzung:
Vocals, Guitar: Paul Stanley
Vocals, Bass: Gene Simmons
Leadguitar, Vocals #12: Bruce Kulick
Drums: Eric Singer