Kategorien
Musik

CD- Review: My Own Army – Too Many Faces

Holland ist ja jetzt nicht gerade bekannt für seine großen Rockbands. Sicher werden ein paar von euch schon von GOLDEN EARRING oder WITHIN TEMPTATION gehört haben, aber mir persönlich sind unsere Nachbarn noch nicht großartig musikalisch aufgefallen. Deshalb wird es Zeit, dass man mal etwas über MY OWN ARMY schreibt. Vor etwas über einem Monat haben diese ihr zweites Studioalbum Too Many Facesveröffentlicht.
 
Der Titelsong beginnt recht melancholisch, was einen aber genau in die generelle Album-Atmosphäre wirft. Gesanglich klingt das Ganze für mich stark nach einem Mix aus Billy Corgan (SMASHING PUMPKINS) und FUNERAL FOR A FRIEND’s Matthew Davies. Trifft wahrscheinlich nicht jeden Geschmack, passt aber definitiv zur musikalischen Grundstimmung. Einziges Manko: die Gitarren klingen zu künstlich und sind mir persönlich zu leise. Da geht einiges an Power verloren. Genau dieses Manko wird bei „Painting by Numbers“ offensichtlich. Grundsätzlich rockt der Song in der Strophe und Bridge ordentlich, macht dabei aber zu wenig Druck. An Melancholie jedenfalls mangelt es auch in diesem Song nicht, was man gerade an den ruhigen Stellen im Mittelteil des Lieds merkt.
 
„…Open End“ ist die bisherig rockigste Nummer auf der Scheibe. Treibend in der Strophe, nicht allzu melancholisch, jedoch wieder mit dem großen Manko Gitarrenklang. Gerade im Intro und der Bridge fehlen mir außerdem an der ein oder anderen Stelle ein paar Palm Mutes, die das Konstrukt noch ein bisschen voranzutreiben könnten. Das Ende hingegen lässt mich doch noch mitnicken. „Onepager“ wiederum ist mir am Anfang viel zu depressiv, was sich auf die gesamte Strophe ausweitet. Immerhin bekommt der Gesang jetzt einen etwas rockigeren Anstrich im Refrain. Und siehe da, im Break gibt es den Beweis, dass die Gitarren doch ganz cool klingen könnten. Schade nur, dass es sich nicht über die gesamte Länge streckt.
 
„The Ad“ beginnt mit einem Intro, das mich stark an METALLICA’s „Orion“ erinnert. Auch hier macht sich durch vertrackte Rhythmen und leicht dissonante Gitarren jedoch wieder viel Depression breit. Irgendwie fehlt mir bisher auf dem Album ein richtiger Rocker, der von vorn bis hinten einfach nur mitzieht, auch wenn „The Ad“ kurze Momente aufweist, bei denen ich mich auch kurz (sehr kurz) beim Mitwippen erwische, aber für meinen Geschmack ist der gesamte Titel viel (sehr viel) zu lang. Kommt mit „Sideshow“ jetzt etwa der ersehnte Rocker? Es deutet sich im Intro an und bestätigt sich zumindest auch in der Strophe. Der Refrain allerdings enttäuscht mich doch, aber zumindest hört sich danach das Strophenriff etwas rockiger an und der Teil danach erinnert mich an die 90er METALLICA, speziell durch die Effekte auf dem Mic gegen Ende. Meiner Meinung nach bisher die beste Nummer auf Too Many Faces.
 
„Friendly Fire“ rockt dann nach FOO FIGHTERS-Manier los und überzeugt mich ebenso wie der Vorgänger im Songwriting. Die Jungs können also doch nicht nur melancholisch-depressiv, sondern auch rockig. Gut zu wissen. Denn mit „Proy“ schließen die Holländer wieder etwas dem alten Albumtrott verfallen Too Many Facesab. Wer gern an verlassene Industriegebäude und Bahnhöfe denkt, wird am Anfang dieses Songs schön in Gedanken versinken können. Mich persönlich erinnert das Ganze stark an I LIKE TRAINS. Nicht mein Ding, weil es mich doch zu sehr runter zieht, auch wenn der Song am Ende nochmal etwas rockiger wird.
 
Fazit: Schade, viel Drive geht durch die schlechte Produktion der Gitarren verloren. Zu leise, zu künstlich; wenn es sich in Richtung FOO FIGHTERS oder METALLICA zu Load/Reload-Zeiten entwickelt hätte (wie es vom Songwriting her spitzenmäßig für „Sideshow“ und „Friendly Fire“ geklappt hätte), wäre ich auch bereit gewesen zwei, drei Punkte mehr zu geben. Mehr „Sideshow“, mehr „Friendly Fire“, mehr Druck auf den Sechssaitern und die nächste Veröffentlichung wird auch mich überzeugen.
 
Hörtipps: „…Open End“, „Sideshow“, „Friendly Fire“
 
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten
 
Tracklist:
1. Too Many Faces
2. Painting by Numbers
3. …Open End
4. Onepager
5. The Ad
6. Sideshow
7. Friendly Fire
8. Proy
 
Besetzung
Vocals, Gitarre: Herman de Kok
Gitarre: Vincent Hekkert
Bass: Ferry Westdijk
Schlagzeug: Sven Spierings

Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsdatum: 03.04.2014
Label: RVPrecords
Herkunft: Niederlande
Kategorien
Musik

CD-Review: Divus – Aureola

Info
Bandname: Divus
Albumname: Aureola
Musikrichtung: Progressive Rock / Instrumental
Erscheinungsdatum: 08.08. 2013
Label: keins
Herkunft: Schweiz
Facebook: https://www.facebook.com/divusband
 
Manchmal möchte man meinen, sechs Songs wären viel zu wenig für ein Album. Und dann kommen Bands wie DIVUS und beweisen einem das Gegenteil. Auf ihrem Debütalbum Aureolahaben die Schweizer sechs Songs gepresst, jedoch dabei die volle CD-Länge ausgereizt. Nichts für die schnelle Raucherpause zwischendurch (auch wenn ich Nichtraucher bin), da selbst der kürzeste Titel knappe neun Minuten geht. Dieses Album könnte tatsächlich interessant werden.
 
Wer bei DIVUS auf Gesang wartet, tut dies vergeblich. Jedes einzelne der Lieder ist instrumental, was so natürlich nur im ProgRock funktionieren kann. Ob es die Band schafft, mich damit zu überzeugen, wird sich in den nächsten Zeilen herausstellen. Von der Produktion her gibt es schon mal nichts zu mäkeln. Sauber und ausgewogen, dafür gibt es für mich keinen Ansatzpunkt zur Kritik.
 
Aureolabeginnt mit „Vates“, einem elfeinhalbminütigen Werk, dass gleich von Anfang an recht deutlich klar macht, wohin die Reise geht. Die Leads sind mit leichtem Hall versehen, wodurch die ganze Nummer einen leicht mystischen Touch bekommt. Hier und da sind ein paar ruhigereStellen eingestreut, die den ganzen Eindruck noch bestätigen. Meiner Meinung nach ein ganz gut gelungener Anfang. Mit „Anima“ folgt dann auch schon der längste Titel des Albums. 17:42 sind nichts, was man einfach mal so zeitlich über hat. Entsprechend lang hat es auch gedauert, bis ich mich entscheiden konnte, was ich von dem Song halte. Auch hier mangelt es nicht an Abwechslung, allerdings fehlen mir dann doch ab und an mal ein oder zwei gesungene Zeilen. Der Song beginnt recht ruhig und baut sich über die ersten Minuten schön auf, bevor wieder ein wenig der Wind aus den Segeln genommen wird. Besonders in der Mitte des Songs nehmen die Jungs ein wenig Fahrt auf, was mir sehr gut gefällt und mich kurz an Bands wie PROTEST THE HERO erinnert. Die Nummer eignet sich aber definitiv hervorragend um zuentspannen.
 
Awakening“ ist erneut im Längenbereich des Openers anzusiedeln und zieht gleich von Anfang an recht gut durch, auch wenn die Band sehr schnell wieder Tempo herausnimmt. Auch hier vermisse ich irgendwo den Gesang. Abwechslungsreich ist auch dieseNummer (besonders der Teil gegen Ende gefällt mir sehr), vom Sound her jedoch ähnlich wie die vorangegangenen (sprich Hall auf den Leads, stark verzerrte Rhythmusgitarren). Mit „Mosaic I“ beginnt dann ein dreiteiliges Werk mit einem sehr ruhigen Intro, das einen noch tiefer in die mystische Grundstimmung eintauchen lässt. Was ich an der Nummer unglaublich cool finde, ist das sich der Song so gut aufbaut, dass einem kaum auffällt, dass er auch fast neun Minuten lang ist. Das Beckenspiel des Schlagzeugs, die von links nach rechts wandernden, hallenden Leads und der dezent im Hintergrund gespielte Rhythmus sind hier besonders stark gemacht, bevor man dann langsam an den Ausbruch des Songs geführt wird – denkt man.
 
Stattdessen beginnt „Mosaic II“, in den der Vorgänger ohne Pause übergeht. Auch hier geht es recht ruhig los, allerdings etwas grooviger, sodass man doch etwas mitnickt. Der Groove bleibt auch in späteren Teilen des Songs immer aufrecht erhalten und gibt der Nummer einen sehr coolen Anstrich. Auch wenn es mir eher schwer fällt, einen bestimmten Song von Aureolaherauszupicken, „Mosaic II“ wird wohl meine Lieblingsnummer. Einige Teile des Songs erinnern mich gar an ruhigere Stellen aus dem ein oder anderen AUGUST BURNS RED-Song (besonders „Creative Captivity“ kommt mir da in den Sinn). Damit trifft man natürlich immer den Geschmack eines Metalcore-Geprägten wie mich. Großartiger Song, der ebenfalls ohne Pause zu „Mosaic III“ übergeht. Auch der überzeugt mich mit ähnlichen Anleihen wie „Mosaic II“. Coole Riffs, Maiden-ähnliche Leads und ein Groove, der einen zum Mitnicken zwingt. Es scheint, als würden die Jungs gerade gegen Ende noch einmal richtig einen raus hauen wollen – und das tun sie mit Erfolg. Wenn die zweite Platte so weitergeht wie die erste aufhört, will ich mehr davon.
 
Fazit: Experimentierfreudig, abwechslungsreich und musikalisch einwandfrei zeigen sich DIVUS auf Aureola schon.Großer Kritikpunkt meinerseits wäre die Länge der Songs, da man hier und da doch aus einem Song zwei oder eventuell gar drei hätte machen können („Anima“), und der Gesang, der mir im ersten Teil der Scheibe tatsächlich etwas fehlt, was aber durch das tolle Songwriting in der „Mosaic“-Reihe ausgeglichen wird. Empfehlenswert ist die Platte für alle, die sich für Instrumentalwerke aussprechen und musikalisch ansprechend relaxen wollen.
 
Erhältlich ist die Scheibe übrigens hier: http://divusband.bandcamp.com/
 
Hörtipps: Besonders die„Mosaic“-Teile, aber auch „Vates“.
 
Bewertung: 8 von 10 Punkten
 
Tracklist
1. Vates
2. Anima
3. Awakening
4. Mosaic I
5. Mosaic II
6. Mosaic III
 
Besetzung
Gitarre: Robin
Gitarre: Aaron
Schlagzeug: Rouge
Kategorien
Musik

EP-Review: Ysma Unplugged – Carrots and Candles

Info
Bandname: Ysma
EP-Name: Carrots and Candles (Live)
Musikrichtung: Progressive
Erscheinungsdatum: 15.01.2014
Label: keins
Herkunft: Deutschland
Facebook: www.facebook.com/YsmaBand

Heute gibt es meinerseits mal einen Ausflug in die akustische Musik. Vor etwa einem halben Jahr habe ich hier ein Review zur Debütscheibe der Münsteraner Band YSMA ein Review geschrieben. Nun haben sich die Jungs zurückgemeldet. Diesmal mit einer Live-EP. Akustisch.

Aufgenommen wurde das Ganze bei einem Livekonzert am 26. Oktober 2013 in Münster. Dabei haben sich die ursprünglich vier Jungs Hilfe von einem Pianisten und einer Cellistin geholt. Man kann sich also vorstellen, dass die Stecker erst einmal gezogen worden sind. Songtechnisch verändert sich nicht großartig viel. YSMA halten sich hier stark an die Platte. Was den Sound angeht, hatte ich ursprünglich damit gerechnet, dass einiges an Kraft verloren gehen wird. Doch wie auf dem Album heißt es auch hier wieder: an einigen Stellen geht es ruhiger und verträumter zur Sache (hier zahlen sich der ohnehin schon melancholische Klang des Cellos und die gefühlvollen Passagen am Piano besonders aus), an anderen wird so heftig in die Saiten geschlagen, dass ich mich wundern muss, wie die Gitarren heil aus diesem Konzert herausgekommen sind.

Einer meiner Album-Hörtipps wird sofort zum Beginn kredenzt. „Alan Smithee’s Suicide Note“ überzeugt mich wie auf dem Album mit seinem Abwechslungsreichtum, durch das man die zehn Minuten kaum spürt. Auch der absolute Vagrant-Hit (natürlich ist das meine subjektive Meinung) darf als Akustikvariante nicht fehlen. „Urville Citizen“ finde ich  dabei besonders schön umgesetzt, da hier der bereits eingangs erwähnte Umschwung von ruhig auf energisch sehr schön bemerkbar gemacht wird. Sowohl Original als auch Akustiktitel beginnen eher ruhig – wo man jedoch bei der Albumversion schnell mitbekommt, wann der Song in die Vollen geht, ist dies auch bei der hier gespielten Liveversion gut möglich. Und das trotz des Stromausfalls!

Carrots and Candlesist meinerseits nicht nur für die Kenner des Albums zu empfehlen, sondern auch für alle, denen Vagrantvorher noch nicht in die Finger geraten ist. Erhältlich sind beide Scheiben übrigens unter ysma.bandcamp.com – Carrots and Candles bis 15.01.2014 allerdings erst einmal nur als Download.

Viel Spaß beim Hören!

Hörtipps: „Urville Citizen“, aber als Klangbeispiel hier auch unten als Video eingebunden „Kindermensch“

PS: Da es sich hier um eine Livescheibe handelt, bei der sich songtechnisch nicht viel verändert hat, verzichte ich auf die Bewertung. Eine ausführliche Analyse von Vagrant, inklusive der sieben hier gespielten Tracks, erhaltet ihr unter dem Label „Ysma“ an der Seite des Blogs.

Tracklist
1. Alan Smithee’s Suicide Note
2. Kindermensch
3. Clean
4. Penumbra
5. Urville Citizen
6. Cheesecake Auditory
7. Moth

Besetzung
Gitarre: Fabian Schroer
Gitarre: Daniel Kluger
Bass: Torge Dellert
Piano: Arne Timm
Cello: Anne Hagemann

Drums: Jens Milo

Kategorien
Musik

CD-Review: Unparalleled Height – Rise of the Voiceless

Info
Bandname: Unparalleled Height
Albumname: Rise of the Voiceless
Musikrichtung: Hard Rock / Metal
Veröffentlicht: 26.11.2013
Label: Independent
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/UnparalleledHeight

Sobald ich Bands wie BULLET FOR MY VALENTINE, AVENGED SEVENFOLD und TRVIUM in der Beschreibung einer Band auftauchen sehe, ist meine Aufmerksamkeit generell geweckt. So erging es mir dieses Mal auch mit UNPARALLELED HEIGHT, deren Debütalbum Rise of the Voicelessheute Gegenstand dieses Reviews werden soll.

Produktionstechnisch erinnert mich das Ganze an JUDAS PRIEST’s Nostradamus.Über dieses Album kann man denken was man will, es geht ja hier schließlich nur um die Produktion, nicht um musikalische Vergleiche. Und ehrlich gesagt: Ich kann euch aufatmen hören.

Das Intro zu Rise of the Voiceless(The Rise“) kreiert schon mal die bei Alben dieser Art gewohnte düstere Atmosphäre. Gefolgt wird dieses Intro von „Strength Through Silence“, dem ersten richtigen, vollwertigen Song der Platte. Auch wenn ich persönlich den Gesang gewöhnungsbedürftig finde, gefällt mir die instrumentale Seite doch recht gut. Tonnenschwere, melodische Gitarren und hier und da ein paar Rhythmuswechsel erwecken einen doch recht progressiven Eindruck und manchmal erinnert mich das Riffing tatsächlich an die ein oder andere anfangs erwähnte Band (im Interlude kommen mir da zum Beispiel stark BFMV in den Sinn).

„Memories Remain“ (nein, METALLICA-Fans, schaut nochmal hin) beginnt mit einem Riff, das dir einfach nur „in-your-face“ um die Ohren fliegt (auch wenn das vielleicht beim ersten Mal Lesen nicht wirklich Sinn hat). Die einzige Kritik, die ich tatsächlich äußern muss, sind die bisher doch sehr weichgespülten Refrains, bei denen kontinuierlich das Tempo herausgenommen wird. Der Drive in der Strophe von „Spare This Soul“ allerdings lädt einfach zum Mitnicken ein. Diesmal muss ich an KILLSWITCH ENGAGE denken (vielleicht sollten die Jungs auch die noch in ihre Beschreibung einbringen).

Den ersten Höhepunkt des Albums bildet „Breaking Through“. Egal, wie lange und genau ich suche, ich finde einfach keinen Anlass zur Kritik. Selbst der Refrain ist hier nicht so nervig wie in den vorherigen Titeln, dazu der coole Groove im Intro und die (anfangs) gitarrenlose Strophe – den Track kann ich bedenkenlos empfehlen. Bei „Never Far Away“ wird (wenn man die Refrains ausnimmt“ zum ersten Mal etwas der Fuß vom Gaspedal genommen. Die akustischen Gitarren in der Strophe und der im Hintergrund leise mitspielende Synthesizer machen den Song zu einer netten Rockballade.

Aber jetzt ist auch erst einmal genug mit Balladen – sagte das Intro von „The Vision Never Dies“. Die Strophe wiederum widerspricht dem Intro heftig, denn auch hier haben wir etwas balladenhaftere Strukturen. Was ich an diesem Titel besonders mag ist die gegen Ende des Refrains (der dieses mal zugegebenermaßen sogar gut klingt) gespielte Lead, die sich gnadenlos ins Ohr bohrt. „Dethroned“ – verdammt, mein Favorit dieses Albums steht fest! Der Text (es geht um Mobbing und Fehlverhalten gegenüber Kindern), die Riffs, die Soli und der erste Breakdown des Albums (wahnsinnig gut!) bestätigen mein Gefühl.

Oder etwa doch nicht? „Steadfast Spirit“ beginnt ebenfalls ziemlich vielversprechend. Die Strophenriffs drücken höllisch, der Refrain ist so, wie ich mir auch die anderen Refrains des Albums gewünscht hätte – dynamisch und trotzdem melodiös – und ein weiterer Breakdown, der wohl zu den mächtigsten zählt, die ich dieses Jahr gehört habe (und ich habe ABR’s Rescue and Restorerezensiert!) taucht auch noch auf. Großartiges Lied! „Malevolence End“ tut nicht einmal so, als würde er mir Zeit geben Luft zu holen. Mächtige Riffs, mächtige Gitarren, TRIVIUM-esque (ja, ich bin gebildet) Interludes und toller Gesang – resultiert in sechs Minuten, die einfach nur Spaß machen.

Rise of the Voicelessschließt mit einem zehnminütigen Epos (in der Kneipe nebenan höre ich ein gedämpftes, aber auch bestimmtes „45 Minuten!“ durch die Wand schallen). Von ruhig und leise zu Beginn entwickelt sich der Song über ein Nostradamus-ähnliches Interlude bis hin zu großartigen Rockstrophen und Synthesizer-Effekten, die mich an SONIC SYNDICATE’s erstes Album Eden Firedenken lassen, zu einem toll geschriebenen Werk mit akustischem Ausflug gegen Ende. Ein sehr guter Abschluss für Rise of the Voiceless.

Fazit: Nimmt man auf den Titel Bezug, könnte man sagen: Das Album verhält sich revolutionär. Am Anfang wenig überzeugend, wird es gegen Ende ein so fettes Brett, dass man sich kaum noch daran erinnert, wie alles eigentlich angefangen hat (vielleicht hängt das ja mit dem Brett zusammen). UNPARALLELED HEIGHT sollte man definitiv im Auge behalten, ich jedenfalls freue mich schon auf die nächste Platte.

Hörtipps: „Breaking Thorugh“, „Dethroned“, „Steadfast Spirit“, „Malevolence End“, „Heroes Prevail“

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Tracklist:
1. The Rise
2. Strength Through Silence
3. Memories Remain
4. Spare This Soul
5. Breaking Through
6. Never Far Away
7. The Vision Never Dies
8. Dethroned
9. Steadfast Spirit
10. Malevolence End
11. Heroes Prevail

Besetzung:
Vocals: Dave Kelly
Guitar, Vocals: Tyler James Larkin
Lead Guitar: CJ Masciantonio
Bass: James Davis
Drums: Justin Welling

Kategorien
Musik

CD-Review: Zelinka – Zelinka

Info
Band: Zelinka
Album: Zelinka
Musikrichtung: Instrumentaler Rock/Blues/Jazz/Funk
Veröffentlicht: 2013
Label: n.a.
Herkunft: Deutschland
Facebook: https://www.facebook.com/Zelinka.Music

Vielseitigkeit ist wichtig, keine Frage. Vor Kurzem erst habe ich mir in Vorbereitung auf den Januar schon einmal meine Top 5-Alben des Jahres 2013 zusammengestellt, wobei mir deutlich aufgefallen ist, wie stark die Sprünge von einem zum nächsten sind. Und jetzt hatte ich ZELINKA auf meinem Schreibtisch liegen. Die Beschreibung: „ein kraftvolles rockjazzfunkbluesiges Instrumentalprojekt“. Wenn es den Ansprüchen gerecht wird, die sich da in meinem Kopf gebildet haben, wird sich eines meiner Top 5-Alben wohl verabschieden dürfen.

Zelinkabeginnt mit dem Song „Catacomb“, einem ganz angenehm dahingroovenden Song mit vielen Pausen und Instrumentalfills. Mit fast fünf Minuten ist er mir aber doch etwas zu lang, allerdings wird das ab und an durch ein schönes Solo ausgeglichen. Und mit „Safaga“ kommt auch schon die Abwechslung! Hier sind Jazz, Funk und Rock in einem Song vereint. Als Gitarrist mit Basserfahrung klappt mir in Anbetracht der Leistung von Gitarrist Bernd Fleischer und Bassist Torsten Großmann nicht nur einmal die Kinnlade runter, wenn einmal Gitarre und Bass ein kleines Duett spielen und gegen Ende der Bass allein ein Fill loslässt, bei dem wohl jeder Bassist sein Instrument beleidigt in die Ecke stellen wird.

Weiter geht’s mit „Silent“, einer Akustiknummer, die einen klanglich in spanische Sommer versetzt. Ein bisschen verträumt und damit sehr schön geeignet ein wenig auszuspannen. Spätestens mit dem elektrischen Gitarren-Solo hören dann auch die etwas weniger zartbeseiteten Rockfans wieder hin. Einfach ein klasse Songwriting! Mit „Room No. 15“ wird’s zum ersten mal bluesig auf der Platte. Der Groove macht es mir echt schwer, während der Strophe meine Eindrücke niederzuschreiben, weil hier garantiert niemand still sitzen bleiben kann. Ein Basssolo gibt’s gratis obendrauf. Auch dieser Titel ist nur zu empfehlen.

Rockig wird es durch die stärker angezerrte Gitarre in „Toxic“. Angejazzte Rocksolo-Passagen, die einfach Spaß machen und es einem gar nicht erlauben, weg zu hören, sind hier ohne Probleme zuhauf vorzufinden. Mit „Chill Out“ bleibt es rockig, auch wenn es hier, wie der Name vermuten lässt, zu Anfang etwas gemächlicher zur Sache geht. Kurz darauf fliegt einem aber eine Lead um die Ohren, die sich einfach im Ohr festbeißt und auch nach zwei Wochen nicht verschwunden sein wird. Unbestritten großartige Gitarrenarbeit – von den Soli ganz zu schweigen – und progressiv noch dazu. Über sechs Minuten die wie im Flug vergehen.

Zurück zum Funk: „Funky Bitch“ macht schon im Namen klar auf welche Reise es mit diesem Titel geht. Wie bei „Room No. 15“ fällt es mir hier ebenfalls schwer die Beine ruhig zu halten. Auch hier gibt es ein (diesmal etwas gemächlicheres) Basssolo geboten, das viel Platz für Livespielereien hergibt. PELAGIC ZONE lassen grüßen. „The Cat“ dagegen zeigt sich erneut bluesig. Die Band macht es einem echt nicht leicht still zu sitzen. Soli gepaart mit Hard-Rock-Riffs gibt es auch noch dazu (in einem bluesigen Song!). Woher bekommt man solche Ideen? Großartig!

Hard Rock war schon mal ein gutes Stichwort, denn mit „Gipsy March“ geht es genau in diese Richtung. Mächtige Gitarren und ein Riff, das in den Achtzigern für fliegende Haarmähnen gesorgt hätte. Aber es bleibt nicht nur beim Hard Rock – es gibt sogar eine kurze Reggae-Passage! Sprachlosigkeit macht sich breit. Mit „Raindrops“ kommt Zelinka zu einem schönen, balladesken Abschluss, der dem Album mehr als gerecht wird. Viel Akustik, tolle Soli und generell nochmal eine tolle Gelegenheit zum Träumen.

Fazit: An der ein oder anderen Stelle wäre zwar etwas Gesang gar nicht so fehl am Platz gewesen, insgesamt bietet Zelinkaaber mehr als nur Abwechslung. Musikalisch ist keiner der drei anzuzweifeln, auch vom Songwriting her sollte es niemanden zum Meckern verleiten, der es nicht ausdrücklich besser kann. Die Scheibe ist definitiv empfehlenswert! Eine Kollaboration mit YSMA könnte ich mir – für zukünftige Konzerte – auch durchaus gut vorstellen. Ach ja: Meine Top 5 wackelt wieder.

Hörtipps: „Safaga“, „Room No. 15“, „Funky Bitch“, „Gipsy March“, „Raindrops“

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten

Tracklist
1. Catacomb
2. Safaga
3. Silent
4. Room No. 15
5. Toxic
6. Chill Out
7. Funky Bitch
8. The Cat
9. Gipsy March
10. Raindrops

Besetzung
Gitarre: Bern Fleischer
Bass: Torsten Großmann

Drums: Kay Rohr

Kategorien
Musik

EP-Review: Life’s Too Short For Us – Everything’s Fine

Band: Life’s Too Short For Us
Album: Everything’s Gone (EP)
Musikrichtung: Skate Punk
Veröffentlicht: 29. Oktober 2013
Label: keins
Herkunft: Holland
Facebook: https://www.facebook.com/LTSFU

LIFE’S TOO SHORT FOR US haben kürzlich (na ja, Ende Oktober…) ihre neue 3-Songs-EP Everything’s Fineveröffentlicht. Natürlich haben wir uns da nicht lumpen lassen. Die Aufnahme hat zwar nur zehn Minuten Spielzeit, aber wir wissen ja: Es geht nicht um die Quantität sondern um die Qualität, richtig? Produktionstechnisch sage ich nur: Zebrahead’s Playmate of the Year. Kennt man das Album, kennt man die Produktion dieser EP. Gar nicht so schlecht, wie ich finde.

Und mit der Produktion hört der ZEBRAHEAD-Einfluss nicht auf. Der zieht sich nämlich weiter bis ins Songwriting. Irgendwie bringen mich solche Songs dazu, mir mal wieder ein Skateboard zu kaufen (auch wenn ich mir sicher bin, dass ich damit unglaublich albern aussehen würde), nur damit ich mich, wenn es schon mit dem Anblick nicht klappt, wenigstens für zehn Minuten cool vorkomme…

Aber zurück zur Musik: „Where We’re From“ beginnt mit einem Bassintro und geht dann in einem typischen Skate-Punk-Song über, der in einem Ohrwurm-Refrain seinen Höhepunkt findet. Im Grunde hat der Song alles was man in diesem Genre erwarten würde. Könnte es besser werden? Na ja, vielleicht … würde der Song 45 Minuten dauern … blieben mir 35 Minuten mehr um mich auf einem Skateboard lächerlich zu machen. Also könnte es wohl eher nicht besser werden.

„Your Approval“ hat songtechnisch eine ähnliche Struktur, auch wenn der Refrain diesmal nicht GANZ so catchy ist. Der Song ist ziemlich abwechslungsreich und zumindest was Taktwechsel angeht kommt man hier auf seine Kosten. Ganz nett, wie ich finde, und sicher ein schöner Grund um live mal einen Moshpit anzufangen.

Das könnte man aber auch bei „Not Gonna Play“. Verdammt, ist das ein Ohrwurm! Einmal gehört, erst nach zwei Wochen vergessen. Mehr muss ich nicht sagen, oder? Meine Lieblingsstelle ist der kleine „Breakdown“ (wenn man ihn so nennen will) gegen Ende der Nummer. Ongelooflijk goed (um es mal auf holländisch auszudrücken).

Fazit: Everything’s Fine ist mir zwar VIEL zu kurz, aber trotzdem empfehlenswert für jeden, der mit Zebrahead, Blink-182 und Co. was anfangen kann. Ein paar mehr Songs hätten der EP trotzdem gut zu Gesicht gestanden und dann hätte man eventuell auch über mehr Punkte sprechen können…

Bewertung: 6 von 8 Punkten

Tracklist:
1. Where We’re From
2. Your Approval
3. Not Gonna Play

Besetzung:
Vocals, Gitarre: Stefan
Gitarre: Kevin
Bass: Jasper
Drums, Backings: Sean
Kategorien
Musik

CD-Review: I Fight Lions – I Fight Lions

Info
Bandname: I Fight Lions
Albumname: I Fight Lions
Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: n.a.
Herkunft: Wales
Facebook: www.facebook.com/ifightlions

Wir hatten dieses Jahr zwar schon einige walisische Bands, aber bisher hat es keine zweimal in einem Jahr auf den Blog geschafft. Mit I FIGHT LIONS ändert sich das allerdings, denn nachdem die Band im März ihre zweite EP Stormveröffentlichte und meine Aufmerksamkeit erlangte, folgt nun am 2.12.2013 ihr Debütalbum – mit dem Namen I Fight Lions.

Zuerst schnell was zur Produktion – für alle Nerds, denen es wichtig ist. Jeder „professionelle“ Produzent, ob er nun für Roadrunner, Sony, BMG oder Fat Eye Dive Records arbeitet, sollte sich hier mal ganz dringend den Klang des Schlagzeugs anhören. Hier gibt es einiges zu lernen und tatsächlich kann man auf dem Album die Bezeichnung Bass Drum verwenden, ohne von bösen Blicken und Alpträumen geplagt zu werden. Ein großer Pluspunkt meinserseits.

Musikalisch startet I Fight Lions mit „Chwara‘ Hi’n Saff“ und vielleicht werden sich die Leser des ersten Reviews daran erinnern, dass die Jungs sehr stolz auf ihre Muttersprache sind. Das wird auch hier wieder gezeigt, denn auf dem gesamten Album halten sich Englisch und Walisisch die Waage. Der Titel an sich ist eine leicht progressiv angehauchte Nummer, bei der die Band beweist, dass sie musikalisch doch sehr ausgereifte Songs schreiben können. „Barroom Brawl“ ist ein eher schneller Titel mit viel Drive im Refrain, bei dem sogar Double Bass-Fans auf ihre Kosten kommen können. Ein richtig guter Start ins Album!

Weiter geht es mit einem Titel, den ich noch von der EP im Ohr habe: „Casanova“. Eigentlich ist hier bereits in meinem ersten Review alles gesagt worden: cooler Bass, coole Vocals, ein klein wenig russisch anmutende Melodien, alles in allem top! Weiter geht’s mit „Frankie“, der mich in der Strophe stark an das ein oder andere 16 HORSEPOWER/WOVEN HAND-Lied erinnert. Leicht countrylastig, aber trotz allem stark alternativ (man beachte die Rockorgel im Refrain!) und für mich einer der wichtigen Hörtipps.

„Storm“ ist wieder ein alter Bekannter. Unschwer zu erkennen handelt sich hierbei um den Titelsong der EP, bei dem sich mir immer wieder der Bass in Erinnerung ruft. Insgesamt ein richtig guter Rocksong, den ich auch nach über einem halben Jahr noch jeden ans Herz legen kann. Ein weiterer Favorit meinerseits folgt mit „Carousels“, einem erneut recht schnellen Titel. Langweilig wird es einem auf dem Album bisher auf gar keinen Fall. Der Mittelteil erinnert mich sogar tatsächlich ein wenig ans Karussell-Fahren und im Anschluss daran folgt ein Mitsing-Teil, den man früh morgens nach dem Aufwachen immer noch im Ohr haben wird.

Das gilt allerdings auch für „Dy Dalent Ar Waith“. Leicht spanisch-lastige Klänge in der Strophe werden im Refrain von einem sehr mystisch anmutenden Background-Gesang abgelöst und am Ende gibt es noch einen großartigen „Kanon“. Nur für diesen Teil würde es sich schon lohnen, Walisisch zu lernen, damit man endlich mal mitsingen kann ohne sich die Zunge zu verknoten. 45 Minuten – es wäre nicht zu viel verlangt! Gefolgt wird die Nummer von „Silver Tongue City Slickers“. Irgendwie scheinen es I FIGHT LIONS auf Dreiviertel-Takte abgesehen zu haben. Bei den meisten Songs könnte man tatsächlich den Walzer auspacken – wobei das auf einem Rock-Konzert doch etwas seltsam aussähe. Auch hier gilt wieder: Wer gegen Ohrwürmer und Singalong-Parts allergisch ist, sollte sich diesen Titel aus medizinischen Gründen besser nicht antun.

„Dim Byd o Bwys“ kommt etwas poppiger daher als der Rest des Albums, sorgt damit also erneut für ein wenig mehr Abwechslung. Vom Songwriting her gibt es bei dieser Band sicher nichts zu bemängeln, auch wenn der Titel doch eher ein kleiner Lückenfüller ist. „I Should Quit“ hingegen startet mit einem Neil-Young-Intro und macht danach einfach nur Spaß. Textlich wird hier wunderschön ironisch Kritik an der Kritik geübt („If everyone liked everything then everyone would be boring“). Ich stimme zu.

„Chwil a Chwerw“ war für mich vor einem halben Jahr der Hit der EP, wurde mittlerweile jedoch von „Casanova“ abgelöst. Auf dem Album sorgt er zu Beginn für etwas ruhigere Stimmung, was mir persönlich bisher noch gefehlt hatte. Iron-Maiden-Atmosphäre bekommt man im Mittelteil übrigens immer noch gratis dazu. Abgeschlossen wird I Fight Lionsdann von meinem neuen Lieblingstitel. „You Don’t Want to Know“ überzeugt mich mit seiner 50er/60er-Jahre Schulball-Atmosphäre und der großartigen Gesangsleistung. Ach ja, und dem Aufbau des Songs, der gegen Ende förmlich explodiert! Ein weiterer Kandidat für die Dauerwiederholungsschleife!

Fazit: Ich hatte ja schon im März „angedroht“, dass ich I FIGHT LIONS im Auge behalten würde und ich kann nur sagen: Es hat sich gelohnt! Abwechslung (musikalisch wie auch sprachlich), tolles Songwriting und eine Produktion, von der sich viele „Profis“ mal eine Scheibe abschneiden sollten. Die Jungs machen Spaß!

Hörtipps: „Barroom Brawl“, „Frankie“, „Dy Dalent Ar Waith“, „Chwil a Chwerw“, „You Don’t Want to Know“

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Chwara‘ Hi’n Saff
2. Barroom Brawl
3. Casanova
4. Frankie
5. Storm
6. Carousels
7. Dy Dalent Ar Waith
8. Silver Tongued City Slickers
9. Dim Byd o Bwyd
10. I Should Quit
11. Chwil a Chwerw
12. You Don’t Want to Know

Besetzung:
Vocals, Guitars: Hywel Pitts
Guitars: Dan Owen
Bass: David Thomas

Drums: Rhys Evans

Kategorien
Musik

CD-Review: Franklin Zoo – Untamed

Info
Bandname: Franklin Zoo
Albumname: Untamed
Musikrichtung: Hard Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: FZ Music
Herkunft: Dänemark
Facebook: https://www.facebook.com/franklinzoofb

Dass Dänen recht gute Rockbands stellen, ist dem ein oder anderen vielleicht schon durch D-A-D aufgefallen. Jetzt gibt es durch FRANKLIN ZOO’s Debütalbum Untamed Nachschub für die Freunde der Rockmusik aus den nördlicheren Gebieten Europas. Was wir davon halten? Lest selbst!

Nach dem doch eher düsteren Intro, das mich doomig auf das mir bevorstehende Album vorbereitet und einen ersten und durchaus positiven Eindruck von der Produktion der Platte beschert, folgt mit „Overflown“ der eigentliche Beginn. Progressivität und weiterhin doomige Töne, gepaart mit starkem, emotionalem Gesang und einem relativ langsamen Grundtempo lassen mich zwischen Erinnerungen an METALLICA’s Load/Reloadund diversen Mastodon-Scheiben schwanken. Für mich ein guter, wenn auch etwas schleppender Anfang für Untamed.

Auch „My Dying Day“ gehört zur eher langsameren Sorte. Für die Freunde des schnellen „in-your-face“-Hard-Rocks wird sich FRANKLIN ZOO eher nicht anbieten. Der Titel überzeugt mich persönlich dennoch mit seiner unweigerlich packenden Art und dem wahnsinnig ohrwurmtauglichen Refrain. Auch „Peace of Mind“ verändert das Tempo nicht grundlegend, allerdings gibt es hier für die Freunde des langsamen Grooves genug Anlass zu Jubelschreien. Wer hier keine Riffs spüren kann, dem sollte man diese Band vielleicht zukünftig nicht mehr ans Herz legen. Viel intensiver können Riffs nicht sein.

„Stay“ überrascht dann doch mit einem schnelleren Grundtempo. Ein bisschen Speed fehlte anscheinend der Band selbst auch. Allerdings muss man deshalb nicht auf die groovigen Riffs verzichten – die bekommt man dafür nämlich in der Strophe. Was bleibt mir zu dem Song noch zu sagen? Solo, Solo, Solo mit einhergehendem Break, Solo! Großartig! Hörtipp! Ausrufezeichen! Und damit man die Freunde des Langsamkeitsrauschs wieder aufholen lassen kann, folgt mit „Lost Cause“ wieder ein doomig-grooviger Titel bei dem man im Refrain einfach nicht ruhig bleiben kann. Der Chorus wurde für Stadien geschrieben.

Ein weiterer Stadiontrack folgt mit „Known I’m Me“. Gerade als man dachte, die Jungs könnten nicht noch mehr Tempo rausnehmen – eine Rockballade. Eine gefühlvolle Strophe hindert den Song nicht daran, sich langsam aber sich im Stile des FOO FIGHTER-Titels „These Days“ aufzubauen und letztendlich im Solo zu seiner vollen Blüte zu kommen. Eine großartige Komposition und nicht weniger als ein Muss unter den Hörtipps. Ein weiterer folgt mit „Silent Screams“ auf dem Fuß. Hier wird zumindest im Intro das Tempo erstmal wieder angezogen, bevor man dann in MACHINE-HEAD-artige Riffs geworfen wird. Getoppt wird das Ganze mit einem deftigen Schuss Groove im Refrain und fertig ist der klassische NRR-Spruch: Diese beiden Songs – 45 Minuten! Ist das zu viel verlangt?

Auch der folgende Song spart nicht an Mitnick-Gelegenheiten. „Say It Out Loud“ scheint noch einmal bestätigen zu wollen, dass das Album trotz seines eher schleppenden Beginns noch besser werden will. Allerdings ist mir der Refrain doch etwas zu pathos-überladen (auch wenn wir bei New Rock Reviews schon weit mehr Pathos geboten bekommen haben). Immerhin gleicht das tolle Solo ein wenig aus. Nächster Titel: Groove – und bitte! Das Intro zu „Wolfman“ muss man einfach mögen. Die Strophe hält sich wieder stark an MASTODON, der Refrain könnte etwas mehr Geschwindigkeit haben (leider kommt die erst für zwei Riffdurchläufe am Ende), ansonsten jedoch eine ganz gelungene Nummer.

Auch „Your Man“ bietet nicht mehr viel Geschwindigkeit. Dafür aber eine Rock-Hymne, die doch ganz gut geworden ist. Besonders die kleineren Gitarren-Solos während der zweiten Strophe gehen mir gut ins Ohr, wohingegen die eigentlichen Soli (gespielt von beiden Gitarristen im Wechsel) meine Gehörgänge total wegpustet. Ganz groß. Den Abschluss bietet dann mit „Lean Into My Head“ wieder ein unglaublich langsamer Song, der erst im Refrain so richtig anfängt Spaß zu machen. Ein schnellerer Rocker wie „Stay“ wäre meines Erachtens eher angebracht gewesen, auch wenn der Song seine Daseins-Berechtigung absolut verdient.

Fazit: Untamed ist nichts für die Freunde des schnellen Hardrocks, sondern eher für die doomigen und langsameren Musikliebhaber geeignet. Trotz dem ich eigentlich auch eher zur ersten Sorte gehöre, hat mich die Scheibe nach mehrmaligem Durchhören doch noch gepackt. Man merkt also: Untamedist nicht sofort da, sondern wächst mit der Zeit – und wird dadurch erst auf Dauer zu einer wirklich guten Platte.

Hörtipps: „Peace of Mind“, „Stay“, „Known I’m Me“, „Silent Screams“

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Intro
2. Overflown
3. My Dying Day
4. Peace of Mind
5. Stay
6. Lost Cause
7. Known I’m Me
8. Silent Screams
9. Say It Out Loud
10. Wolfman
11. Your Man
12. Lean Into My Head

Besetzung:
Vocals: Rasmus Revsbech
Guitars: Daniel Hecht
Guitars: Søren Dabros
Bass: Anders Rune Hansen

Drums: Philip Kjær Morthorst

Kategorien
Musik

CD-Review: The Trousers – Freakbeat

Info
Bandname: The Trousers
Albumname: Freakbeat
Musikrichtung: 60s/70s Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: EMI Music Pbl.
Herkunft: Ungarn
Facebook: www.facebook.com/thetrousers

Ich habe eine Quizfrage für euch: Ungarn und Rockmusik. Wem fällt da spontan eine bekannte Band ein? Die Kinder der 1960er und 70er erinnern sich vielleicht an Omega, Metal-Fans kommt vielleicht der Name Ektomorf in den Sinn. Aber sonst? Ich hätte da noch einen Namen für euch: THE TROUSERS! Freakbeat, das dritte Album der Band, erschien im April dieses Jahres und gibt’s heute bei uns im Review.

Was macht Freakbeatalso aus? Schon an der Produktion merkt man, dass es sich bei der Platte eindeutig um Musik handelt, die sich an die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts anlehnt. Ein Klang der typisch war für die späten Beatles und Bands, die ihnen gern nachahmten. Leichter Hall auf dem Gesang, so dass das Ganze ein klein wenig psychedelisch wirkt, dreckig verzerrte Gitarren, die nicht mehr Kuschelrock, aber eben auch noch nicht Hard Rock sein können, ein prägnanter Bass und ein präsentes Schlagzeug. Für die Fans des modernen Klangs nichts lohnenswertes, für Nostalgiker dafür umso besser geeignet und sicher unglaublich großartig auf Vinyl.

Kommen wir zu den Songs: Freakbeatbeginnt mit dem Song „I Get Around“, der uns klassisch rockig in die frühe 70er Rockmusik wirft. Coole Riffs, netter Groove und druckvoller Gesang, die Leads fliegen einem um die Ohren – also alles was einen guten Rocksong der Zeit ausgemacht hat. Wer hier nicht mitnickt, hat entweder kein Musikgefühl oder ist ein chronischer Opportunist und hat vergessen wie das Nicken geht. Der Pluspunkt für letztere ist: Man kann auch im Takt den Kopfschütteln. Bei „Sister Sludge“ kracht es im Intro erstmal richtig. Hier kommen mir die 90er-METALLICA in den Sinn, die dann für den Rest des Songs (vielleicht bis auf den Solo-Teil) von den Stones abgelöst werden. Was für ein Song und ein absolut genialer Start des Albums!

Die Platte geht genauso weiter wie sie angefangen hat. „Fear of the City“ ist ein unglaublich grooviger Rock-Titel, bei dem man sich am liebsten auf seine Harley setzen würde um über die Route 66 entlangzurattern. Die klassischen Rocker haben bis hierher sicher einigen Spaß. Und wer vorher nicht viel von klassischer Rockmusik gehalten hat, den wird es bei dem Albumbeginn definitiv mitziehen. Mit „Freakbeat“ folgt der Titelsong und eine kleine Hommage an „Born to Be Wild“ im Intro. Unterschwellig zwar, aber doch deutlich genug um es mitzubekommen. Hier fällt mir zum ersten Mal die dezente Rockorgel auf, die sich bei bisher jedem Song unauffällig in meinen Gehörgang geschmuggelt hat (wie sich allerdings erst bei mehrmaligem Hören herausstellte).

Bisher bewegen wir uns musikalisch in der Zeit zwischen den Endsechzigern und frühen Siebzigern. „Under the Wheel“ allerdings befördert uns in etwas frühere Gefilde. Ich bin mir nicht ganz sicher auf welcher Beatles-Scheibe er sich besser machen würde, aber ich tendiere doch eher zur Help!als zur Revolver. Die frühen Beatles werden bei „Electric Garden“ dann von den späten abgelöst. Der Song, der mir hier besonders in den Sinn kommt, ist einer meiner Lieblingssongs der Fab Four. Und tatsächlich spielt die Orgel, die in dem Song sogar zu Soloehren kommt, kurz das Intro von „Come Together“ an. Sehr gelungener Titel.

„Crackin‘ Up Alone“ macht den Klang-Eindruck dann wieder etwas poppiger. Nach den ganzen großartigen Rockern ist die Nummer eine kleine Verschnaufpause, allerdings auch nicht so besonders. Ein benötigter Lückenfüller zum Luftholen. Es folgt der mithilfe des Ex-HELLACOPTERS-Sängers Nicke Andersson aufgenommene „Real Deep Groove“ – coole Soli inklusive. Wen verwundert es da noch, dass der Song stark nach HELLACOPTERS klingt, was aber in diesem Fall eine willkommene Abwechslung ist und sich trotzdem ohne Probleme in das Klanggefüge Freakbeatseinfügt.

Bei „Not Afraid to Fall“ wird die Strophe einzig vom Bass und Schlagzeug gespielt, was die Nummer recht groovig macht, allerdings bleibt der Song recht langweilig. Schade, die Scheibe scheint gegen Ende etwas abzubauen. Der nächste Song erinnert mich am Anfang stark an „All Day and All of the Night“ von den KINKS. Das ändert sich auch während des gesamten Songs nicht – ist nämlich ein (sehr originalgetreues) Cover des besagten Songs. Abgeschlossen wird Freakbeat mit „Demon Gasoline“, der wieder an die tollen Rocker vom Anfang der Platte anknüpft. Im Grunde fasst der letzte Song die ganze Scheibe gut zusammen. 90er-METALLICA im Intro, klassischer Rock in der Strophe und typischer 70s Rock im Refrain. Abschluss gelungen.

Fazit: Das dritte Album soll ja bekanntlich die Richtung einer Band bestimmen. Nun kenne ich zwar die ersten beiden Alben von THE TROUSERS nicht (Schande über mich), doch wenn Freakbeatdas klangdefinierende Album der Ungarn war, dann sehe ich optimistisch in die Zukunft und werde die Jungs definitiv im Auge behalten.

Hörtipps: „I Get Around“ (siehe Video), „Sister Sludge“, „Under the Wheel“, „Electric Garden“

Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. I Get Around
2. Sister Sludge
3. Fear of the City
4. Freakbeat
5. Under the Wheel
6. Electric Garden
7. Crackin‘ Up Alone
8. Real Deep Groove
9. Not Afraid to Fall
10. All Day and All of the Night (Kinks cover)
11. Demon Gasoline

Besetzung:
Vocals, Guitar: Zoltan Kovary
Guitar: Pete Locke
Bass: Adam Ilias
Drums: Zoltan Cs. Szabo
Gastmusiker
Keyboard: Zsolt Derecsekei

Backing Vocals: Rita Csanyi

Kategorien
Musik

CD-Review: AC Angry – Black Denim


Info
Bandname: AC Angry
Albumname: Black Denim
Musikrichtung: Hard Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Dust on the Tracks Records
Herkunft: Deutschland
Facebook: http://www.facebook.com/acangry

Der klassische, dreckige Rock’n’Roll scheint momentan echt so etwas wie ein kleines Revival zu feiern. Mit COLD ACID hatten wir dieses Jahr ja schon eine ziemlich gute, junge Rock’n’Roll-Band im Programm. AC ANGRY setzen jetzt noch einen drauf. Einigen ist die Band vielleicht als Support von DAD bekannt und für diejenigen, bei denen es nicht so ist, haben wir uns das Debütalbum Black Denimangehört. Erscheinen wird die Scheibe am 8.11.2013.

Generell ist der erste Eindruck schon mal vielversprechend. Klangtechnisch überzeugt mich die Platte mit einem präsenten Schlagzeug und leichtem Hall auf der Snare, fetten Gitarren, die jeden wissen lassen in welche Richtung es sich entwickelt und einem typischen klassischen Rocksänger, wie man ihn bei so einer Band eben erwartet.

Los geht die Scheibe mit dem Song „Booze Horse“. Der Titel ergibt in meinen Augen zwar nicht allzu viel Sinn, musikalisch allerdings haben wir ein solides Rockriff mit viel Drive und einem kleinen Interlude in der Mitte. Kein schlechter Opener. „Rock’n’Roller Roller Rolla!“ schlägt textlich (man sieht’s am Titel) und musikalisch in die selbe Kerbe. Allerdings bekommt man hier noch von der Rhythmusgitarre abgespaltene Leads und eine dezente Klavierbegleitung.

„It’s Good to Be Bad“ sorgt dann das erste Mal für etwas Abwechslung. Die Nummer wirkt fast balladesk, definitiv düsterer als die ersten beiden und kann mit einer netten Steigerung in Richtung Bottleneck-Solo aufwarten. Definitiv eine gelungene Nummer und ein Hörtipp. „You Got the Thirst – I Got the Booze“ ist dann wieder ein Titel der Opener-Sorte. Erneut kann man sich an Klavierklängen (und diesmal sogar einem Wechsel zwischen Gitarren- und Mundharmonika-Solo) erfreuen, jedoch fange ich wirklich an, die Texte zu hinterfragen. Klar, es handelt sich um Hard Rock, aber in jedem Song über’s Saufen und Frauen-Aufreißen zu singen ist mir dann doch etwas zu simpel.

Es folgt der Titelsong und die Frage: Warum? Die Strophe des Tracks ist monoton, der Refrain ähnlich wie Trivium’s „In Waves“ nicht gerade mitreißend und was mir besonders missfällt – der Break kurz vor dem Outro. Warum lässt man den Song nicht einfach ausklingen und verzichtet auf den Break? Schade, hier wäre weit mehr drin gewesen. Der Lichtblick nach der leider enttäuschenden Nummer ist „Like A Riot“. Der Song kann mich mit seinem coolen Drive und den etwas besseren Texten tatsächlich überzeugen. Auch wenn man bei (fast) jedem Song auf Black Denim mitnicken kann, ist der Halswirbel hier doch etwas aktiver.

„Motor“ hingegen ist wieder einer der typischen Songs der Platte. Wenn man auf Heavy Rock steht, ist der Song tatsächlich ein Reißer, aber mir fehlt dann doch die Abwechslung. Auch mit „Hellrock Anthem“ bekomme ich diese leider nicht. Der Text ist hier der wahrscheinlich beste des Albums und wirkt mit seiner kleinen Sozialkritik („Take all your money and shove it up your ass/ You got no guts, you got no class“) sogar recht punkig, allerdings steckt mir hier zu viel Pathos im Refrain, was sich gegen Ende leider noch etwas verstärkt.

„Rocker“ reiht sich anständig in die Liste der zuvor aufgeführten Songs ein und hat für mich den stärksten DAD-Touch auf dem Album. Mit „AC Angry“ ändert sich das noch einmal. Die wahrscheinliche Bandhymne ist in meinen Augen eine musikalische Hommage an – Motörhead! Eine große Überraschung, die ich auf jeden Fall auf dem nächsten Album vermehrt haben möchte!

Fazit: Black Denim wird definitiv seine Fans finden. Fans des klassischen Hard Rock im Stile von DAD und anderen vergleichbaren Bands kommen hier vollkommen auf ihre Kosten und werden nicht enttäuscht werden. Für mich ist das Album jedoch einen Tick zu eintönig und textlich mehr als verbesserungswürdig. Alles in allem ist die Scheibe jedoch solide.

Hörtipps: „It’s Good to Be Bad“, „Like a  Riot“, „Hellrock Anthem“, „AC Angry“ (siehe Video)

Bewertung: 6 von 10 Punkten

Tracklist
1. Booze Horse
2. Rock’n’Roller Roller Rolla!
3. It’s Good to Be Bad
4. You Got the Thirst – I Got the Booze
5. Black Denim
6. Lika a Riot
7. Motor
8. Hellrock Anthem
9. Rocker
10. AC Angry

Besetzung:
Vocals, Guitar: Alan Costa
Lead Guitar: Stefan Kuhn
Bass: Dennis Kirsch
Drums: Sascha Waack